Pretenders – Learning To Crawl :: Remaster-Editionen von „Crawl“ und „Get Close“ mit Bonus-Tracks

Es war unwahrscheinlich, dass die Pretenders nach dem annus horribilis 1982 zurückkehren würden. James Honeymyan Scott und Bassist James

Farndon waren gestorben, letzterer kurz zuvor aus der Band entlassen worden. Aber Chrissie Hynde war härter gesotten als das Leben selbst, engagierte Robbie Mclntosh und Bassist Malcolm Foster und nahm „Learning To Crawl“ auf: einen Triumph in Selbstbehauptung. „I’m not the cat I used to be/ I got a kid, I’m thirty-three“, singt sie in „Middle Of The Road“. „Back On The Chain Gang“ verbindet ihre alte Liebe zum Motown-Soul mit der lässigen, rüden Attitüde; auch „Thumbelina“, „Show Me“ und „Thin Line Between Love And Hate“ sind den frühen Liedern ebenbürtig.

Der großartige Produzent Chris Thomas habe ihren Arsch gerettet, konzedierte Hynde nach den Aufnahmen, als „Chain Gang“ ein Hit war und das Album 1984 ein veritabler Erfolg. Thomas verstand es, den knochentrockenen Minimal-Sound der Pretenders mit Hyndes Stimme (und manchmal Mundharmonika) und melodischer Anmut auszusöhnen. Unter den Bonus-Tracks ist eine Live-Version des alten Gassenhauers „Money“ und ein Demo des Stücks „When I Changed My Life“, das auf dem nächsten Album – poliert – erschien.

„Get Ciose“ (* * 1/2) wurde 1986 zwiespältig aufgenommen, ist aber leider eine missglückte Arbeit im Stil der 80er Jahre. Jimmy Iovine und Bob Clearmountain wollten den Sound ausweiten, hatten die Keyboards betont und Bläser arrangiert und eine kalte Klang-Ästhetik konstruiert, in der selbst gefühlige Songs wie „I Remember You“ und“ Chill Factor“ steril wirken. Das unwiderstehlich eingängige „Don’t Get Me Wrong“ lieferte den Hit.

„Aber „Dance!“, „How Much Did You Get For Your Soul?“ und „Room Full Of Mirrors“ haben eine Hysterie und die für Iovine und Clearmountain typische Überfrachtung, die Hyndes Stoizismus gar nicht entspricht. Ein Bärendienst.

Wie schon bei „Pretenders“ und „Pretenders II“ sind die Digipaks als LP-Replicas gestaltet, mithin quadratisch und etwas höher als die üblichen CDs. Nun brauchen sie einen Sonderplatz im Regal. Drei der Alben haben ihn verdient.

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