Queens Of The Stone Age – Lullabies To Paralyze

Die eine amerikanische Rock-Band, die jeder okay findet. Bei der auch Klafter vonJam-Sessions nicht langweilig werden. Bei der sogar extensiver Drogenkonsum nicht bloß in der Hippie-Losung „Alter, voll abgedreht!“ gipfelt. Bei der Stoner-Rock nicht allein bedeutet, daß bedröhnte Kiffköpfe ihre Matten im Moshpit schütteln. Das war das Schöne an „Rated R“ und noch einmal und viel mehr an „Songs For The Deaf“: Songs von Josh Homme waren immer psychedelisch, lärmend und wurzelten im Blues-Rock, einer an sich schlimmen Spielart, und warfen doch einigen Mehrwert ab.

Zum Beispiel Witz. „Feel Good Hit of The Summer“ löste tatsächlich solche Gefühle aus, und die sonst stupide Koketterie mit Rauschgiftkonsum wurde hier so offen und überzeugt zelebriert, daß man gern an die kreative Wirkung glauben mochte. Die Radiosender, die auf „Songs For The Dead“ ein- und ausgeblendet werden, erscheinen wie der altbackene Gag auf einer Roger-Waters-Platte, sondern kontrastieren hübsch mit dem Gargantua-Rock und dem mexikanischen Fluidum.

Zum Beispiel Mark Lanegan. Die Mitwirkung des Mannes, der uns einst die psychedelischen Holzfäller-Hymnen der Screaming Trees schenkte (mit Waldarbeitern an seiner Seite, die wie Yetis aussahen), sang auch bei QOTSA mit seiner schwarzen Tuberkulosestimme. Bassist Nick Oliveri und zuletzt auch Schlagzeuger Dave Grohl komplettierten die Traumbesetzung von Hommes Band, doch wäre es kleinkariert, die Abwesenheit der beiden Musiker als Argument dafür zu benutzen, daß „Lullabies To Paralyze“ nun doch nicht ganz so gelungen sei wie „Songs For The Deaf.

Das ist diese Platte tatsächlich nicht, doch übertrifft sie alles, was aus den Vereinigten Staaten sonst an Furz-, Protest- und Pubertierenden-Rock geliefert wird – durchweg bestürzend armselige Musik, wie die andere große amerikanische Band, Trail Of Dead, auf ihrem letzten Album konstatierte. Hier wird hoch und tief gesungen, und manchmal schwingen sich die Gitarren und die Harmoniegesänge zu jenem entrückten Summen auf, das wohl dem Musizieren in den Wäldern und mit Großmutter geschuldet ist.

„Lullaby“, von Lanegan gesungen, ist eine schlichte akustische Ouvertüre wie von einem Solo-Album des trübsinnigen Folk-Feldforschers. Unheimliche Geräusche, Fiepen, Plätschern und verzerrter Gesang wie in „Someone’s In The Wolf“ fügen sich zu Stücken, die Cream als Chorknaben erscheinen lassen. Und dann kommt das tiefstimmige, dräuende Mantra, das abhebt wie ein verdammtes Raumschiff, „The Blood Is Love“: „Open up your eyes/ Deep blue, glassy lake & swim ‚til water & sky/ Now are one, out of two/ Oh, my bloodshot eyes.“ Zwischendurch fallt die Melodie in eine Art Walzer. „Burn The Witch“ (mit ZZ Top-Faktotum Billy Gibbons) ist ein Hexensabbat – huch, man verwendet schon das Vokabular von Fanzines aus der Welt des Heavy MetaL Großartige Homme-Monster sind auch „Little Sister“ und „I Never Came“. Dagegen ist „Skin On Skin“ lärmendes, pompöses Gegniedel, aber das schleichende „bu Got A Killer Scene“ und „Long Slow Goodbye“ (mit einer Waldhorn-Coda!) versöhnen uns endgültig mit Peckinpah-Western-Bravado.

Es ist ein Album, das von ungesunden Leuten mit ungesunden Angewohnheiten aufgenommen wurde. Leute, die „take that broken pussy elsewhere“ singen, sind natürlich total kaputt. Wie Jerry Lee Lewis, Chuck Berry, Elvis Presley, Gene Vincent Diese Lieder sind Lullabies für Paranoide. Mit einem Wort: Sie sind reiner Rock’n’Roll.

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