Rango :: Regie: Gore Verbinski

Den Markt für Animationsfilme haben Pixar („Toy Story“, „Oben“) beziehungsweise Disney und Dreamworks („Madagascar“, „Shrek“,) seit Jahren unter sich aufgeteilt. Dahinter hat sich Blue Sky („Ice Age“) von 20th Century Fox positioniert. Nur sehr selten kommen die Filme anderer Studios an dieses Triumvirat heran, so wie etwa „Ich – Einfach unverbesserlich“ von Universal oder „Rango“, den Regisseur Gore Verbinski („Fluch der Karibik“) für die Paramount-Tochter Nickelodeon Movies gedreht hat. Hinter dieser Produktion steckt aber auch eine der einflussreichsten Firmen von Hollywood: Industrial Light & Magic (ILM) von „Star Wars“-Schöpfer George Lucas.

Es ist das erste abendfüllende Animationsabenteuer der Effekteschmiede, bei der einst John Lasseter („Cars“) auch den ersten digitalen Trickfilm entwickelt hatte. Doch dann wurde die Animationssparte an Apple-Guru Steve Jobs verkauft, der daraus die Marke Pixar formte. Auch wenn deren Erfolgsgeschichte in dieser Dimension damals nicht absehbar war, gehört dieser Deal dennoch ohne Zweifel zu den größten Fehlentscheidungen der Filmgeschichte. Denn trotz bahnbrechender Effekte wie für „Terminator 2“ oder „Jurassic Park“ hat ILM als innovatives Unternehmen einen der lukrativsten Trends der vergangenen Jahre vollkommen verpasst.

Für „Rango“ hat Verbinski auf die Regie des vierten „Fluch der Karibik“-Teils von Disney verzichtet. Seinen langjährigen Hauptdarsteller konnte er allerdings behalten: Johnny Depp spricht im Original das Chamäleon, dessen natürliche Anpassungsfähigkeit hier zur Metapher für Fantasie und Schauspielerei wird. In einem Terrarium, das für den Zuschauer erst nach Minuten erkennbar wird, inszeniert es sich vor einer Barbiepuppe als Held eines Theaterstücks. Kurz darauf wird sein gläsernes Gefängnis auf eine staubige Straße in der Mojave Wüste geschleudert. In letzter Sekunde kann das Chamäleon vor einem Habicht in ein Rohr flüchten. Am nächsten Morgen trifft es das Leguan-Mädchen Bohne, das den hilflosen Fremden ins Westernstädtchen Dirt mitnimmt.

Dort herrscht Wassermangel, immer mehr Bewohner verkaufen ihr Land und ziehen weg. Nur Bohne akzeptiert nicht das Angebot des Bürgermeisters John, einer im Rollstuhl sitzenden, sinistren Schildkröte. Als das Chamäleon im Saloon zum Duell gefordert wird, nimmt es eine lange geprobte Identität an: Es nennt sich „Rango“ und erzählt, wie es sieben Mann mit einer Kugel getötet habe. Und weil es kurz darauf durch einen glücklichen Umstand den Habicht erledigen kann, gilt es fortan als Held. Doch mit Jake, einer Klapperschlange, die statt Rasseln eine Schnellfeuerwaffe trägt, erscheint bald ein erbarmungsloser Gegner.

Unter den Animationsfilmen ist „Rango“ wahrlich einzigartig: In gedeckten, dreckigen, ja fast düsteren Farben sind die ungemein realistisch erscheinenden Kulissen und Protagonisten gehalten. Der Humor ist sehr erwachsen, und einige der besten Pointen sind für Kinder vermutlich vollkommen unverständlich. Zum Beispiel, dass der Bürgermeister von Dirt aussieht wie John Huston in Roman Polanskis „Chinatown“, an dessen Plot sich auch die Story orientiert. Neben den archetypischen Charakteren zitiert Verbinski zudem gewitzt „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „The Wild Bunch“, „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“, „Weites Land“, „Cat Ballou“ und andere Klassiker.

Kommerziell kann man damit den großen Drei keine Konkurrenz machen. Künstlerisch ist „Rango“ aber mindestens auf Augenhöhe. (PARAMOUNT)

Extras

Alternatives Ende, zehn weitere entfallene Szenen und ein Feature über die dem Trickfilm zugrunde liegenden realen Tiere. Einen Audiokommentar von Regisseur Gore Verbinski gibt es allerdings nur auf der Extended Version der DVD. Die Blu-ray enthält zudem einige Storyboards, ein interessantes Making-of und eine DigitalCopy.

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