Red Hot Chili Peppers

Californication

Warner

Mit John Frusciante stimmt der Gitarren-Sound wieder, doch die Peppers verbreiten auch Kalifornien-Klischees.

Sworn to entertain ya“, singi Anthony Kiedis gleich in dem ersten Song, „Around The World“. Unterhaltsamer als der etwas unausgegorene Vorgänger „One Hot Minute“ sollte das neue Album auf jeden Fall sein – nach vier Jahren Pause und der erneuten Rekrutierung von John Frusciante. Tatsächlich hat es sich gelohnt, Dave Navarro gehen zu lassen: Die Gitarren klingen wieder genauso gut wie zu „Blood Sugar Sex Magik „-Zeiten. Welcher andere Mensch wagt es schon, bei seinem Solo einfach mal beherzt an der korrekten Tonlage vorbeizuschrammeln oder so verträumt vor sich hin zu daddeln, wie es Frusciante bei „Scar Tissue“ tut? Das verleiht Flügel, und dann singt Kiedis auch noch von einsamen Vögeln, überhaupt hat er sich viel Mühe gegeben mit lustigen Wortspielen bei unlustigen Themen. „Californication“ ist, der Titel sagt’s ja schon, eine einzige Hommage an Kalifornien. Im Zentrum steht Los Angeles — und mit ihm alle Laster der großen, bösen Stadt: Sex, Drogen, Rock’n’Roll. Kiedis setzt Junkie Frusciante ein Denkmal („Purple Stain“) und stellt bei „This Velvet Glove“ sehr schlau fest: „Jt’s a waste to be wasted.“ Das wissen wir zwar schon seit „Under The Bridge“, aber egal. Ärgerlicher ist, daß die erwachsen gewordenen Chili Peppers so viel von ihrem Feuer verloren haben. Einige Lieder plätschern nur noch vor sich hin, der entscheidende Funk(e) fehlt. Was bleibt, ist gut gemachter, aber gar nicht aufregender Alternative-Rock. Bei „Get On Top“ hat man es dafür ein bißchen übertrieben mit dem supercoolen „Hit me“-Geplärre. Nein, das ist nicht „Give It Away“, Teil 2. Dafür tauchen überraschende Parallelen zu Hole auf, ausgerechnet. Nicht nur, daß im Titelsong celebrity skin erwähnt wird. Wie Courtneys letztes Werk dreht sich die Halbballade um Hollywood, die Fabrik, die Träume zerstört. Und um Kurt Cobain, dessen Nachname wegen des Reimschemas leider falsch betont werden mußte. Ansonsten ist die Umsetzung der Ideen meistens geglückt -wenn es nur mehr Ideen gäbe. Aber die waren wohl aus.