Reef – Getaway

Das Wörtchen „unbekümmert“ ist ein häufig strapazierter Terminus, aber auf kaum eine Band dürfte er besser zutreffen als auf diese vier jungen Herren aus dem Westen Englands. Auf vier Alben haben sie es ja mittlerweile schon gebracht – und doch haben sie sich diesen Rotzlöffel-Charme erhalten können, der schon ihr Debüt „Replenish“ so angenehm aus dem ansonsten entweder abgehobenen oder gar bemüht rüpeligen Benehmen der Britpopper herausstechen ließ und der ihr Zweitwerk „Glow“ gar bis an die Spitze der britischen Charts hieven konnte.

Gleich mit dem ersten Stück, „Set The Record Straight“, wird – der Titel kündigt es an – klargestellt, in welche Richtung die musikalische Reise gehen wird. Nach dem letztjährigen „Rides“ mit seinen vornehmlich introvertierteren Akustik-Songs ist das vierte Album des Quartetts nämlich wieder ein echtes Bekenntnis zum geradlinigen Rock. Ungemein groovende und tanzbare Songs wie „Pretenders“ kombinieren erneut das Beste aus der Melodieverliebtheit der Small Faces, der kalkulierten Rotzigkeit der frühen Stones, aber auch von The Jam und den unbestrittenen Rhythmusqualitäten von Status Quo und AC/DC. Interessant macht den Sound von Reef allerdings, dass sich die Musiker um Sänger Gary Stringer offenbar auch mit amerikanischer Rock-Musik der Siebziger beschäftigt haben, sonst wären entspannte, Westcoast-beeinflusste Nummern wie „Levels“ kaum zu erklären, die allerdings von Stringer mit dann doch wieder typisch britischem, immer ein wenig augenzwinkerndem Pathos gesungen werden.

Dass diese Platte nicht nur dem Hörer Freude bereitet, sondern auch die Musiker beim Schaffensprozess jede Menge Spaß hatten, beweist das Ende des wohl besten, weil mit seiner guten Laune unwiderstehlich ansteckenden Songs „Superstar“, denn da hört man einen überglücklich lachenden Drummer Dom Greensmith offenbar völlig verausgabt Dampf ablassen. Muckertum, aber inspiriert.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates