Replays: Queen – News Of The World

Universal

Natürlich ist es Quatsch, bei jeder Gelegenheit reflexartig auf die Band Queen einzudreschen, weil man das ja als Kritiker „immer so gemacht hat“. Der Bombast-Rock der Briten hat seine Berechtigung. Queen haben ein eigenes Genre definiert und zumindest in der Frühphase ihrer Karriere Bahnbrechendes geschaffen.

Diese Vorrede muss erlaubt sein, weil es sich bei jenen Alben, die jetzt im zweiten großen Schwung von remasterten Neu-Editionen des massiven Katalogs der Band erscheinen, ja tatsächlich überwiegend um eher mittelmäßige Werke handelt.

Ein Verdikt, das selbstverständlich nicht für „News Of The World“ gilt: Der „Melancholy Blues“, „All Dead, All Dead“ oder „Spread Your Wings“ gehören zu den überzeugendsten Arbeiten der Band, „We Are The Champions“ entfaltet auch nach der 487. Siegerehrung in irgendeinem Stadion dieser Welt immer noch eine ganz enorme Wirkung. Und auf der Bonus-EP, ein allen Neu-Editionen mit auf den Weg gegebener Zusatz, wird endlich der Non-Album-Track „Feelings, Feelings“ nachgereicht.

Ansonsten halten sich lohnenswerte Entdeckungen und verzichtbare Alternatakes bei allen Bonus-EPs dieser Reihe übrigens halbwegs die Waage. Während man sich über die B-Seite „Soul Brother“ von „Hot Space“ noch freut und auf weitere Ausschnitte der zuvor nur bruchstückhaft veröffentlichten BBC-Sessions gewartet hat, braucht man etwa die Single-Version von „Flash Gordon“ jetzt nicht unbedingt. Das generelle Problem: Queen hatten einen derart emsigen Output, dass sie bequem alle relevanten Songs auf den regulären Alben unterbringen konnten.

Und auch auf diesen befindet sich ja bereits Verzichtbares! Der erste Schritt weg von den pompösen Chören und dem rustikalem Riffrock des Frühwerks war „Jazz“ (★★★1/2). Der gelungene Völkerverständigungsrock von „Mustapha“ eröffnet ein Album, das dem alten Witz zufolge alles Mögliche enthält, nur eben keine Musik des titelgebenden Genres – dafür aber die brillante Ballade „Jealousy“.

In Teilen lustlos und allzu routiniert aufbereitet wirkt dann – trotz guter Einzelsongs – „The Game“ (★★★). Dem Punk, der nicht zuletzt Bands wie Queen meinte, hatten die Briten wenig entgegenzusetzen. Wenngleich in jenen Jahren kommerziell ungemein erfolgreich, begann hier die Selbstabschaffung von Queen als relevante und inspirierte Kraft der Rockmusik.

Die Sci-Fi-Nerdspinnerei „Flash Gordon“ (★★1/2) darf man nicht als reguläres Album werten, aber auch dieser Soundtrack deutet bereits an, was in den folgenden Jahren seinen Lauf nahm: Die Queen der Achtziger geisterten überwiegend führerlos durch Zeit und Raum wie ein außer Kontrolle geratenes Spaceship.

Vorläufiger Tiefpunkt dieser Entwicklung: Das in München aufgenommene „Hot Space“ (★★), ein Album, das in großen Teilen unter der Anbiederung an damals übliche Produktionsmethoden sowie an Disco und Mainstream-Pop leidet. Ausnehmen muss man freilich „Under Pressure“, nicht nur wegen David Bowie, der zufällig im Studio erschienen war. Nicht zuletzt dokumentiert der uninspirierte Grundeindruck dieses Albums natürlich die Grabenkämpfe, die die Arbeit der Band zu jener Zeit überschatteten. So ging es noch eine Weile weiter bergab; erst ganz zum Schluss, unmittelbar vor dem Tode Mercurys, hatten Queen sich wieder halbwegs gefangen.

Abgerundet wird die Reihe mit der zweiten Folge der „Deep Cuts“ (★★1/2) – einer gelungenen Zusammenstellung nicht ganz so offensichtlicher Hits, nicht mehr. Wie schon beim ersten Schwung liegt der Gewinn auch hier vor allem in der klanglichen Neubearbeitung, die den früheren Remasters deutlich überlegen ist.