Richard Thompson – Live At The BBC

Drei CDs und eine DVD dokumentieren die Aufnahmen für die BBC

So klug, einige seiner besten Live-Mitschnitte exklusiv auf seiner Website anzubieten, ist Richard Thompson schon lange. An Werk-Retrospektiven seines Schaffens herrscht im Übrigen wahrlich kein Mangel. „Live At The BBC“ ist das fünfte umfangreiche Kompendium, diesmal drei CDs, dafür als Zugabe eine DVD mit ebenfalls handverlesenen und von ihm abgesegneten Konzertauftritten.

Ständige Begleiterin bei den Mitschnitten der ersten CD ist die während der Jahre 1973 bis 1982 auch gegen Ende der Ehe auf der Bühne jedenfalls noch wunderbar harmonierende Linda Thompson. Befürchtungen, es könnte sich hier womöglich um die bekanntermaßen oft gruselige Klangqualität von einschlägigen BBC-Aufzeichnungen handeln, muss man hier nicht haben. Nur bei der John-Peel-Session vom Januar 1973 hat man es noch einmal mit dem berüchtigten laissez faire der BBC-Techniker zu tun. Die müssen sich irgendwann doch zu der Einsicht durchgerungen haben, dass man nicht nur bei Klassik-Übertragungen dem Gebührenzahler hochkarätige Technik bieten sollte. So ist die Andy-Kershaw-Show mit „Shoot Out Lights“ konzertant auf der zweiten CD zwar noch mono produziert, aber wie der im Stereo-Mix vorliegende Auftritt im Hammersmith Palais vom November 1986 klanglich dennoch einiges besser als fast alles, was damals die „Rockpalast“-Macher zu bieten hatten.

Repräsentativ für Thompsons Schaffen während der 80er-Jahre sind diese beiden Konzerte im Gegensatz zu dem auf der ersten CD präsentierten Material allerdings überhaupt nicht. Dort findet man übrigens mit „Modern Woman“ und „Dragging The River“ zwei von vier Songs in dieser Retrospektive, die Thompson nie einer späteren Veröffentlichung in einer Studioversion für würdig befand. Die dem Anlass angemessen umfangreichen Liner Notes, die den Meister ausführlich zu Wort kommen lassen, tragen zur Lösung des Rätsels auch nichts bei. Nach deren Lektüre weiß man aber, dass es sich bei der zweiten Kershaw-Show auf CD 2 – anders als im Druck behauptet – nicht um dieselbe vom Juli 1985, sondern um eine von 1987 handelt!

Den Richard Thompson der „Capitol-Ära“, also der 90er-Jahre hat man bei der BBC komplett ignoriert. Obwohl damals mit exquisiten Platten wie „Rumour And Sigh“ und überhaupt sehr produktiv, fand er vielleicht auch selber die BBC als Forum für seine Musik nicht mehr so wichtig. Dafür dokumentiert die dritte CDs gleich ein halbes Dutzend Auftritte für den Sender während der Jahre 2001 bis 2009, und das Beste dabei: Er begleitet sich ausschließlich mit akustischen Gitarren – und das absolut formidabel nicht nur bei Evergreens aus seinem Repertoire, sondern auch bei den anderen beiden in Studiofassungen nie zu hörenden Songs „Kidzz“ und „Time’s Gonna Break You“. Die Hommage an den Kollegen Ray Davies ist das 2008 akustisch musizierte „See My Friends“, als Lieblingssong eine vorzügliche Wahl und ganz fabelhaft aufgenommen wie alles hier. (Universal) franz schöler

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