Rob Lynch :: All These Nights In Bars Will Somehow Save My Soul

Ein Romantiker, der zwischen Folk und Pubrock schwankt

Es schlägt ein großes Herz in den Liedern von Rob Lynch, der jüngsten Veröffentlichung des Grand Hotel van Cleef. Der britische Songwriter singt hoffnungsvoll und rückhaltlos romantisch über schöne Tage, durchzechte Nächte, neue Chancen, und er singt von der Liebe, ganz viel von der Liebe. Manchmal hüpfen die Lieder auf „All These Nights …“ wie Flummis, oft singt im Refrain ein ganzer Kneipenchor mit, da bekommt die Musik dann ein Gefühl von englischem Pubfolkrock oder einer Party, auf der nachts alle um den Gitarristen herumstehen und mitsingen, so laut es geht. „Sing your hearts out loud, tonight we forget our problems and in the morning we can work them out!“, das ist das himmelhochjauchzende Credo von Rob Lynch und seinen Leuten, und eigentlich braucht man nur die ersten paar Sekunden der Platte, um ganz seiner Meinung zu sein.

Der unbedingte Wille, die Sache mal positiv zu sehen, durchzieht einen Großteil des Repertoires auf „All These Nights …“, doch die große Freude kommt natürlich aus dem Wissen, dass manche Dinge doch ziemlich schwierig sind, und dass man nur heil aus der Sache raus kommt, wenn man die Hoffnung nicht aufgibt. Manchmal reicht auch das nicht, wie Lynch zum Beispiel in „Some Nights“ singt, in dem ein geliebter Mensch -offenbar der Vater -eine finale Diagnose bekommt. Doch schon ein Lied später lenkt Lynch seinen Folk in Richtung Punkpubrock, grölt sich mit riesiger Leidenschaft die Seele aus dem Leib und ist dann in der Nähe von Sängern wie Frank Turner oder Rob Moir; an anderer Stelle steht freilich Bruce Springsteen Pate, der sich nun mal den Urtypus dieser Art von Musik ausgedacht hat. Doch Lynch, der aus Stamford, Grafschaft Lincolnshire kommt und nun in London lebt, hat einen ganz und gar englischen Ton. „You’re not a waste of time“, singt er einmal. Schön, so etwas zu hören. (Grand Hotel van Cleef) JÖRN SCHLÜTER

Erasure