Robyn Hitchcock

The Man Upstairs

YepRoc/Cargo

Beseelte Covers und eigene Songs, von Joe Boyd kongenial produziert

Schon seit 1985 kennen sich Robyn Hitchcock und Joe Boyd persönlich. Die britische Produzentenlegende (Nick Drake, Fairport Convention etc.) war damals gerade mit dieser aufstrebenden US-Band zugange. R.E.M., genau. Nachdem Hitchcock inzwischen deren Peter Buck als The-Venus-3-Gitarrist beschäftigt hat, schließt sich da also auch ein Kreis, wenn Boyd nun „The Man Upstairs“ produziert.

Boyds Maxime für Singer/Songwriter lautet: immer ein paar gut gewählte Fremdkompositionen zwischen die eigenen Stücke! Hitchcock schien so beseelt davon, endlich diese No-Firlefanz- Folk-Platte mit Boyd machen zu können, dass er die Vorgabe gleich mal mit maximal Leben füllt und den Kern von „The Ghost In You“ jenseits der großspurigen 80s-Produktion des Psychedelic-Furs-Originals wunderbar freilegt. Ähnlich funktioniert „To Turn You On“ von Roxy Music. Während „The Crystal Ship“ unverkennbar ein Doors-Stück bleibt und dabei doch ganz zu einem Hitchcock-Song wird, im Sinne seiner Erkenntnis, wonach er hier zwar zur Hälfte anderer Leute Lieder singe, aber: „It’s probably much more me.“ Auch im tastenden Drahtseilakt „Don’t Look Down“, vom verkannten Grant-Lee-Phillips-Album „Ladies’ Love Oracle“.

Verstecken kann und will sich Hitchcock aber auch mit seinen eigenen Songs auf „The Man Upstairs“ nicht, dem Gillian Welch ein morbide lächelndes Cover geschenkt hat. Bis aufs aufgekratzte „Somebody To Break Your Heart“, das eher eine Band vertragen könnte, fügt sich alles wunderbar ineinander: die achselzuckende Geschlechterkriegsmelancholie von „Recalling The Truth“, die dunkle Ahnung „Trouble In Your Blood“ mit diesem kühn synkopierten Schluss-Refrain oder auch „San Francisco Patrol“, vielleicht der stärkste Moment des Hitchcock umgebenden Kammertrios.

„Comme Toujours“, verrät Hitchcock noch, sei schon 1980 von Bryan Ferry inspiriert worden. Der jetzt weiß, was er singen kann, wenn er seine Platte mit Joe Boyd macht.