Robyn Hitchcock & The Venus 3 – Goodnight Oslo

Alle paar Jahre ein Album und dann eine kleine Welt-Tournee es ist leicht, mit R.E.M. nicht ausgelastet zu sein. Zumindest wenn man wie Peter Bück immer für eine Session zu haben und trotz properen Kontostands basisnah vernetzt ist. Nach dem Baseball-Projekt mit Steve Wynn macht Bück mit Scott McCaughey und Bill Rieflin im Rhythmus-Schlepptau mal wieder auf Venus 3, um sich – drei Jahre nach „Ole! Tarantula“ erneut in den Dienst eines alten Helden zu stellen. Robyn Hitchcock und seine Softboys waren ja schon Geschichte, als R.E.M. antraten, und eine dieser Bands mit hohem Velvet-Faktor: je weniger Verkäufe, desto größer der Einfluss.

Für Bück muss so ein Album wie ein feiner, kleiner Rollenspielurlaub sein. Er muss nicht selbst schreiben — und weil Robyn Hitchcock das übernimmt, klingen die Songs ziemlich anders als alles aus dem R.E.M.-Camp. Und dabei meist auch noch sehr gut, der Mann versteht sein melodiebewusstes Handwerk. Wie wär’s zum Auftakt mit dem schleppenden CCR-Groover „What You Is“ samt Gebläse und Frauenchor? Oder mit einer Prise Glam-Pop? Die Ode auf die „Saturday Groovers“ klingt doch fast ein bisschen albern. Aber womöglich ist das auch nur britischer Humor.

Der blitzt auch im ironisch schimmernden Country-Stelldichein „Hurry For The Sky“ auf oder im benebelten Schleicher „TLC“: „I feel so close in my head, I feel so close to my bed…“ Um einen mutierten Bo-Diddley-Beat schwingt das hübsch arrangierte Liebeslied „Up To Our Nex“ — so kommerziell wie es Robyn Hitchcock möglich ist, wenn er mal für einen Film von Jonathan Demme („Rachel Getting Married“) schreiben darf. Wieder in der Wirklichkeit angekommen, nimmt er zu handclappendem Westcoast-Folk-Pop das „Intricate Thing“ (zwischen Mann und Frau) unter die Lupe und bilanziert „16 Years“ in dunkelgrau. Seine schönste Kopfstimme hebt sich Hitchcock für den abschließenden, sechs Minuten um drei Akkorde kreisenden Titelsong auf, eine Reminiszenz an eine lange skandinavische Nacht vor sogar 25 Jahren mit der bemerkenswerten Quintessenz: „Norway makes the world go round.“ Darauf wäre Peter Bück mit R.E.M. auch nie gekommen.

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