Roots

Tish Hinoiosa – Sign Of Truth (Rounder/In-Akustik)

Eine künstlerische Existenz zwischen vielen Stühlen: In Nashville, wo sie sich anfangs mal versuchte, bekam Tish Hinojosa nie ein Bein in die Tür, doch auch der große Latino-Trend wird sie in kommerzieller Hinsicht kaum voranbringen. So ist die Welt. Die kümmert es nicht, dass die 44-jährige Songschreiberin aus San Antonio schon seit mehr als zehn Jahren ihre Tex-Mex-Roots in einem breiteren Country-Folk-Kontext ausschlagen lässt. Nach längerer Pause hat sie das stilistische Tableau für „Sign Of Truth“ noch mal erweitert, setzt auch auf Sixties-Pop („Wildflowers“), Mambo („Fire In Winter“) und Latin-R&B („Faded Souvenir“), um eine gescheiterte Beziehung zu verarbeiten. Solides Songwriting in ausgefeilten Arrangements, die um Multi-Instrumentalist Marvin Dykhuis kreisen und auch schon mal Bläser integrieren. Doch als Frau allein am Klavier-im dunkel schimmernden „Fence Post“ – ist die Hinojosa gewiss nicht schlechter postiert. 3,5

The Blazers – Puro Blazers (Rounder/In-Akustik)

Los Lobos ohne den philosophischen Anstrich eines Louie Perez, ohne die Melancholie eines David Hidalgo, ohne die Sound-Exkursionen von Mitchell Froom: So darf man sich die Lokal-Kollegen der „Wölfe“ aus East Los Angeles vorstellen. Bisschen arm. Was dann noch übrig bleibt? Eine Band vor allem, die fehlenden Überbau durch ein großes Herz und schiere Vitalität wettmacht Auf seinem vierten Album setzt das Quartett um Ruben Guaderrama erstmals ganz auf die spanischsprachige Karte und feiert in seinen Cumbias und Polkas so hübsche Dinge wie hüftstarke Frauen, die im Bus zwei Tickets für einen Platz lösen müssen. Nett 3,0

Fred Hanng – This Grand Parade (Blue Rose/Zomba)

Was macht denn eigentlich unser alter Freund Evan Dando? „Ray ain’t dead, just uncomfortably numb“, lautet die Antwort von Fred Haring, der sich das auch fragte und dem unsteten Zitronenkopf und „all of those on the run“ gleich ein schönes „Prayer“ geschrieben hat. Was auch insofern passt, als der Songwriter aus Ohio mal Theologie studierte. Bitte nicht wundern also über biblische Bezüge hier und da, und die Auferstehung der Hl. Drei Könige als „3 Senators from Washington“ (in „Tremont, Illinois Christmas“). Dan Baird (Georgia Satellites) produzierte prägnant, holt aber nur selten den Hammer raus, was insbesondere der Geige von Teresa Fyffe in entspannten Folk-Rock-Passagen zugute kommt. Highlights wie „Habits Of The Heart“ textet Haring gnadenlos auf den Punkt. Der Gesang indes kann die meist präzisen Vorlagen nicht immer verwandeln. „I’m a work in progress“, weiß er selbst am Besten. 3,0

Dave Goodman – Roadbook Rhymes (Crosscut/Edel Contraire)

Crosscut Records, bisher ganz auf Blues fixiert, wildert nun auch in angrenzenden Roots-Revieren und hat mit diesem Exil-Kanadier gleich passable Beute gemacht Goodman, zuvor in Jazz, Rock und Blues, doch stets elektrisch unterwegs, hat die Vorzüge der akustischen Gitarre im Alleingang erkannt. Die bekommen seinen prägnanten „Roadbook Rhymes“ ebenso gut wie seinem fragilen Tenor. Kommt er allein in Songs wie „Adeleine“ schon gut klar, so schnellt die Fieberkurve noch mal leicht nach oben, wenn Hank Shizzoe (dreimal) gastiert. Besonders, wenn der Schweizer seine Weissenborn auspackt. Worum es da geht in „Santa Fe“? „She was sittin on a barstool in Barstow, with some fool she met in Winslow…“ Ah ja. 3,0

Gretchen Peters (Koch)

Wer heute am Nashville-Fließband nach den etwas besseren, na ja: sozial engagierteren Songs Ausschau hält, landet früher oder später bei Gretchen Peters, die 1995 mit dem Grammy für „Independence Day“ (gesungen von Martina McBride) ihren Durchbruch als Autorin feiern konnte. Als Interpretin in eigener Sache mit ihrem sanft bebenden Sopran gewiss keine Verlegenheitslösung, pendelt Peters mit dem Repertoire ihres zweiten Albums zwischen gehobenem AOR-Mainstream und Story-Songwriting. 2,5

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates