Rufus Wainwright :: Want One :: Dreamworks

Wenige haben schon auf ihrem ersten Album ihr sprühendes Talent so makellos ausstellen können, wie Rufus Wainwright das 1998 tat. Zwölf perfekte Popsongs, die eher an Marcel Proust, Oscar Wilde, Franz Schubert oder den Mentor Van Dyke Parks denken ließen als an TripHop oder Britpop oder was man damals gerade so hörte. „Rufus Wainwright“ gehört ohne Frage zu den schönsten Alben der 90er.

Auch der Nachfolger „Poses“ enttäuschte nicht. Ein Album aus einer New Yorker Halbwelt – Hedonismus und Dekadenz. „Have Fun“ stand auf dem Cover. Was folgte war der Kollaps, der Absturz, die Entziehungskur, die Schreibblockade.

Doch dann die Katharsis: Wainwright nahm innerhalb eines halben Jahres etwa 30 Songs auf, die er als Doppelalbum unter dem Titel „Want“ veröffentlichen wollte – die Plattenfirma sah das ein bisschen anders und entschied, die Songs auf zwei Alben zu verteilen. Das erste erscheint jetzt: „Want One“, hier finden sich, wenn man dem Künstler glauben darf, die eingängigen, weniger epischen Stücke aus den Sessions.

Der Titel scheint durch die ungewollte Sektionierung an Aussagekraft gewonnen zu haben. War „Poses“ Schwärmerei und Verlangen, ist „Hunt Oik“ Monogamie, Liebe und der Wunsch nach Stetigkeit: „I really don’t want to be John Lennon or Leonard Cohen/ I just want to be my dad/ With a slight sprinkling with my mother.“ Das ist natürlich gar nicht so bescheiden, denn immerhin heißen die Eltern Loudon Wainwright III und Kate McGarrigle.

„Want One“ klingt längst nicht so aus der Zeit gefallen wie das Debüt, was ein bisschen zu Lasten der Geschlossenheit geht, doch schon „Poses“ zeigte ja leichte Modernismen und „Vicious World“ und „Movies Of Myself“ sind nun schon fast zeitgenössischer Pop, wobei das letztgenannte allerdings mit seinem stumpfen Schlagzeugbeat überhaupt nicht funktioniert. Der einzige Ausfall auf diesem sonst so fabelhaft einfallsreichen Album. „My phone’s on vibrate for you/ Electroclash is karaoke to/ I tried to dance to Britney Spears/ I guess I’m getting on in years“, wiegt Wainwright im kammermusikalischen „Vibrate“, einer rührenden Reminiszenz an die wilden Zeiten, ab: „Pinocchio’s now a boy who wants to turn back into a toy.“ Natürlich gibt’s auch den auf dem Cover mehr als nur angedeuteten Kitsch und Bombast, so etwa den großartigen Opener „Oh What A World“, mit „Bolero“-Zitaten, Gershwin-Anklängen und Chören. „Life is beautiful“ – dem kann man in diesem Fall nur zustimmen. Und „Want One“ hat viele solcher Höhepunkte. Näher als in „I Don’t Know What It Is“ oder „14th Street“ kann man dem perfekten Popsong nicht kommen. Es sei denn, man heißt Rufus Wainwright und kann einen Song wie „Go Or Go Ahead“ schreiben, der dazu noch klingt als hätte Brian Wilson Radiohead produziert „This album is dedicated to mc“, heißt es in den liner notes. Das hat er sich verdient In einem halbenjahr soll der zweite Teil erscheinen. And we „Want Two“.

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