Sag nicht, wer Du bist :: Regie: Xavier Dolan

Der Frankokanadier Xavier Dolan ist das Muttersöhnchen des zeitgenössischen Kinos. Bereits fünf Spielfilme hat der 27-Jährige gedreht –der neueste, „Mommy“, hat gerade in Cannes einen Preis gewonnen – und es geht meistens um das eine: Mütter und die Liebe zu ihren Söhnen. So auch die Adaption des Thea­terstücks „Tom à la ferme“ von Michel Marc Bouchard, die jetzt unter dem Titel „Sag nicht, wer Du bist“ ins deutsche Kino kommt.

Tom, der vom Regisseur gespielte Protagonist des Films, fährt zu Beginn raus aufs Land, um in der Provinz die Beerdigung seines Geliebten zu besuchen. Doch Agathe (Lise Roy), die Mutter des Verstorbenen, weiß nichts von der Homosexualität ihres Sohnes, und dessen Bruder Francis (Pierre-Yves Cardinal) besteht darauf, dass das so bleibt, und macht Tom schließlich zu seinem Gefangenen. Während der Film voranschreitet, lernen wir aber auch den Mikrokosmos der Farm besser kennen, besonders den geheimnisvollen Bruder des Toten, einen Choleriker, der Tom sowohl verachtet als auch zu lieben scheint.

Auch in seinem vierten Film besticht der Regisseur durch virtuose Bildideen, die aber diesmal vergleichsweise dezent ausfallen: Mehrfach wird Hitchcock zitiert, etwa die berühmte Verfolgungsjagd mit Cary Grant im blassgelben Maisfeld aus „Der unsichtbare Dritte“, auch das aus dem Stummfilm bekannte Mittel des flexiblen Bildrahmens – von Cinemascope bis zur Verengung aufs 5:4 – beherrscht er.

Weniger überzeugend sind die vielen, auf die Dauer distanzlosen Close-ups, die der Regisseur/Hauptdarsteller sich gönnt: während ihm eine einzelne Träne aus dem Auge rinnt, er in Unterhose auf dem Bett liegt usw. Ein Cary Grant ist Dolan dann halt doch nicht.

 „Sag nicht, wer Du bist“ ist so schräg wie sexy. Doch dieser Film ist keine Liebesgeschichte, sondern ein Psychothriller, was in diesem Fall nicht das Gleiche ist. Auch Hitchcock, wir erinnern uns, erzählte gern von Müttern.

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