Sarah Slean – Day One

Für Sarah Slean ist ihre neue Platte ein Neuanfang, deshalb der Titel. Die Rede ist von Lebenskrise, Rückzug, von Aufbruch schließlich. Ganz allein in einem tiefen kanadischen Wald erdachte sich die Pianistin/Liedschreiberin/Malerin aus Toronto binnen einiger Wochen ganz neu – und kommt jetzt mit einer Platte aus dem Unterholz, die wohl tatsächlich eine Lebenskrise wert war.

Auf „Day One“ entdeckt Slean nämlich nichts weniger als den Rhythmus. Den Rhythmus! Der spielte in der elegischen Klaviermusik von Sarah Slean bisher ja keine große Rolle. Vielmehr ging es um immer etwas seltsame Melodien, um weitschweifenden Ausdruck und lauter feminine Eigenheiten – die dauernden Vergleiche mit Tori Arnos und Kate Bush greifen zu kurz, kommen aber freilich nicht von ungefähr.

Auf „Day One“ jedenfalls packt Sarah Slean unkonventionelle Harmonien, Cabaret-Verweise und ihr immer eigenwilliges Pianospiel in ein ganz festes Korsett aus Trommeln, Gitarren und einer durchaus am Popmarkt orientierten Produktion. Dazu gibt’s wunderbare Lieder: Das düstermystisch taumelnde „Pilgrim“,

das wiederum an Kate Bush orientierte „Day One“, das versunkene „Vertigo“, alles berührt mit einer erstaunlichen Präsenz.

Daß Sarah Slean im tiefen Wald womöglich einen Weg zu einem viel größeren Publikum gefunden hat, ahnt man bei einem anderen Lied namens „Mary“: Slean singt wie Cyndi Lauper in ihren traurigsten Momenten zu zartem 80s-Pop ein wunderschönes Lied von Aufbruch, Mut und einer besseren Zukunft. „I’ve got all the courage I’ll ever need/ I wax poetic on my enemies/ The Century is raging but so are we/ No matter what I know I’ve got a symphony.“ Man kann sie schon hören.

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