Sargent Place :: Stoisches aus Kalifornien – neuer Slowcore für den Ohrensessel

Der große Durchbruch ist ihnen nie gelungen, obwohl Johnny Cash und die Red Hot Chili Peppers sie mit Coverversionen beehrten und ihr „Every Time I Try“ auf dem Soundtrack eines Films von Wim Wenders auftauchte. Und so leid es mir tut: Das wird aller Voraussicht nach auch so bleiben. Die Musik der Slowcore-Vorreiter aus Los Angeles ist zwar gut und schön, es mangelt ihr aber an herausragenden Momenten. Zurückzuführen ist das zu einem Gutteil auf die generelle und selbstverständlich lobenswerte Unaufgeregtheit der Songs. Es mag aber vielleicht auch daran liegen, dass die Stimme von Josh Haden, der Spain 1993 gründete, nicht unbedingt als markant oder wandlungsfähig bezeichnet werden kann. Seinen Qualitäten als Songschreiber tut dies natürlich keinen Abbruch.

Auf „Sargent Place“, von Gus Seyffert (The Black Keys, Beck, Norah Jones) produziert, wimmelt es daher von erinnerungswürdigen Zeilen und saumseligen Melodien. Der atemlos stillstehende Auftakt mit „Love At First Sight“, der mit einer schlingernden Gitarre mählich Fahrt aufnimmt, ist regelrecht grandios; die von Beginn an herrschende Spannung des Stücks wird nicht nur aufrechterhalten, sie steigert sich und klingt lange nach. „Sunday Morning“ dagegen ist – für Spain-Verhältnisse – ein wahrer Geschwindigkeitsrausch, mit dessen flehentlichem Refrain jeder Sonntagmorgen angemessen begrüßt werden kann: „And tell me that you care/Tell me that the world isn’t there.“

Wenn später wiederum Joshs Vater Charlie, den man Jazz-Kennern als gewieften Kontrabassisten nicht mehr vorstellen muss, in „You And I“ zur Band hinzustößt, kommt dabei eine wohltemperierte Liebeserklärung heraus, zu der man sich gern im Ohrensessel zurücklehnt. Besäßen mehr Leute ein solch altmodisches Möbelstück und die nötige Muße, wären Spain womöglich weltberühmt.(Glitterhouse/Indigo) ALEXANDER MÜLLER

Joan As Police Woman

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