Seafruit – I Feel A Bit Normal Today

Alan Smyth und GeoffBarradale, das meint man hier und da im UK, seien Menschen mit einer besonderen Begabung. Nicht bloß eine, die viele haben, die sich bloß am Zeitgeist entlang schlängeln und Moden vertonen, sondern eine genuine, stoisch vom Umstand unabhängige. Vielleicht gelingt der Sprung ins Fahrwasser der großen Kollegen deshalb nicht so recht – das Debüt-Album I Feel A Bit Normal Today“, daheim schon seit einiger Zeit auf dem Markt, wird eher als Geheimtipp gehandelt denn als neue Grandiosität.

Dabei setzen Seafruit ja gar nicht auf großartigen Entzug. Gitarrist Smyth, Sänger Barradale und drei Gehilfen kennen sich bestens aus in der heimatlichen Musikhistorie, können britischen Pop, wie man ihn vor Britpop buchstabierte, vermögen aber auch aktuelle Dramaturgien ins eigene Werk zu überfuhren. Und doch sind die Verweise nie mehr als Draperie – Seafruit entwickeln recht frühreif eine ganz eigene Chemie, inszenieren ihren Gitarrenpop mal atemlos krachend, mal zuckerweich raspelnd, immer aber hymnisch und mit straff organisiertem Pathos.

Hören kann man das gut bei dem apathisch flehenden „Small Town“, einem sensibel orchestrierten Leidenswalzer über die schreckliche Macht des Weibes, oder in dem irre gepressten Anfangslied „Dirty Washing“, das einem gleich zum Auftakt seine Haken ins Gemüt schlägt. Am Ende krönen Smyth und Barradale das Werk mit des Musikanten schönster Krone: mit gelungenen Kompositionen und gut gebauten Akkordgerüsten, denen Attitüde beileibe nicht alles ist.

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