Selig :: Von Ewigkeit zu Ewigkeit

Songs für die Unendlichkeit: Deutschrock, der hoch hinaus will

„Ich hoffe, wir haben noch Zeit“, singt Jan Plewka am Ende und scheint doch am Unendlichkeitsanspruch zu zweifeln, von dem Selig seit ihrem Comeback 2009 besessen sind. Auf „Und endlich unendlich“ folgt nun „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“, und mit großer Lust am Überdimensionalen und Bedeutungsvollen erzählen auch die neuen Songs von der Liebe, die nie endet.

„Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ enthalte die Essenz der bisherigen Selig-Alben, behauptet Plewka. Und tatsächlich muss man sich auf keine musikalischen Überraschungen gefasst machen. Es sei denn, man lässt als solche die Mundharmonika zu, die sich ins wehmütige „Wirklich gute Zeit“ eingeschlichen hat, oder das Gepfeife im Balladen-Epos „Ich hoffe, es hat noch Zeit“. Zwischen Schweinerock und Neo-Grunge toben sich Selig nach wie vor am liebsten aus. In „5000 Meilen“ jault die Wah-Wah-Gitarre auf, „Hol mich hier raus“ flieht zu einem Bluesrock-Groove vor der Alltagsöde („Ich bin unendlich gelangweilt vom Gelangweiltsein“). In Songs wie „Hey Ho“ und „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ klingt Christian Neanders Gitarre wieder einmal nach John Frusciante. „Freier Fall“ und „Doppelgänger“ eignen sich als bockig-rockige Hits. Und während sich „Drama Queen“ mit psychedelisch-verschleiertem Blick von der Vergangenheit verabschieden will, sucht „1000 Türen“ den Weg zurück zur Unendlichkeit des Grunge. (Universal) Gunther Reinhardt

Paul Smith ***¿

Margins

Der Maxïmo-Park-Sänger bemüht sich um Entschleunigung

Manchmal muss man sich von der Welt abschotten, um eine neue erschaffen zu können. Maxïmo-Park-Frontmann Paul Smith ist mitnichten so extrovertiert, wie er auf der Bühne wirkt. „In a room full of strangers I withdraw“, singt er in „The Crush And The Shatter“, und als ihn vor vier Jahren ein Freund um einen Song für eine Kunstausstellung bat, hatte er plötzlich ein paar Tracks, die nicht zu einer großen Lightshow passten.

Lichtjahre von Maxïmo Park sind sie zwar nicht entfernt („North Atlantic Drift“ würde gut im Verbund mit „The Coast Is Always Changing“ funktionieren), auch ergeben sie kein Akustikalbum, doch auf schicke Politur und Staffage wurde verzichtet. Stattdessen bemüht sich Smith um Entschleunigung, und so erinnert „While You’re In The Bath“ beispielsweise an Brightons Singer/Songwriter Tim Keegan – Höhepunkt neben dem Smiths-verwandten „I Drew You Sleeping“. Lediglich der trommelnde Produzenten-Kumpel Andrew Hodson vom Matinee Orchestra und David Brewis von Field Music (einst zusammen mit J Xaverre verantwortlich für einen unerreichten Mix von „I Want You To Stay“) durften seine Dunkelkammern besuchen. In den Himmelbetten der B&B-Zimmer an der englischen Südküste findet man durchaus eine intensivere Sicht auf die Dinge, und „Pinball“ ist vielleicht das Traurigste, das Smith bisher geschrieben hat. Haben wir bei Maxïmo Park je eine Träne vergossen?

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