Short Cuts

Love As Laughter

Sea To Shining Sea (s u B p o p)

Handkopierte Fanzine-Seiten sind die einzigen Urkunden, die die Existenz des Sängers und Gitarristen Samjayne aus Olympia/Washington beweisen. Seine Bands Lync und Love As Laughter klangen so, als wollten sie höchstens von Lo-Fi-Lumpen und Sonic-Youth-Fundamentalisten gekannt werden. Trotzdem hat sich Weisheit angesammelt, die Jayne mit der vierten Platte von Love As Laughter nun loslässt: ein unglaublich ausgeruhter Rundlauf durch alles, was mit E-Gitarren möglich ist. Inbegriffen Stones, Led Zeppelin und die zuletzt oft zitierten Television. Fuzz-Blues, der Jon Spencer zum aufgeregten Hampel degradiert. Jayne, so kläglich er sich präsentiert, verdient Aufmerksamkeit 4,0

Barbara Manning&The GoLuckys

You Should Know By Now (CLEARSPOT/EFA)

Mit ihrem Namen assoziiert man San Francisco und die feministischen Folk-Cafes. Doch Barbara Manning war in den letzten Jahren viel zu viel unterwegs, als dass man ihr noch feste Orte zuweisen könnte. Die neue Band kommt aus Deutschland, hier packte die Durchreisende ein paar neue Songs aus dem Handgepäck und schrubbte sie mit einer Unbefangenheit aufs Band, die an Zeiten erinnert, als Indie noch New Wave hieß. Private Dramen und Konfessionslyrik dieses Mal als buntes Bilderbuch, Lieder über die Liebe: „Is it habit? Is it fate? Or just the opposite of hate?“ Selten klingen therapeutische Platten so gut gelaunt. 3,5

The Blake Babies

GodBless The Blake Babies

Ende der Achtziger waren sie die Eckensteher im Pausenhof der Bostoner Gitarrenschule. Die Reunion, vorerst nur für eine Zwischendurch-Platte, führt nun sogar das Traumpaar Juliana Hatfield und Evan Dando (auch ein Ex-Blake-Baby) wieder zusammen: „Brain Damage“, das zaghafte Duett, ist der geschmackliche Höhepunkt unter den zwölfJingle-Jangle-Löffelbiskuits, denen ein paar zugige Nächte in der Garage nicht geschadet hätten.2,5

Maximilian Hecker Infinite Love Songs

Wieder die Liebe, besungen wie Regen und Schnee von einem 24jährigen Bedroom-Pop-Artisten aus Berlin. Die inrisible band ist der Achtspur-Rekorder, die Musik ein sachte gekämmter englischer Rasen, auf dem man träumen soll: von einsamen Eisdielen im Winter, von der Filmmusik zu „La Boum – die Fete“, von Ungeliebten wie Galaxie 500 und Ride. Realitätsverluste erwünscht.3,0

Howie Beck Hollow (EASY! TIGER/LABELS)

Heckers post-pubertärer Gegenpatt. Dieses Mal steht das Schlafzimmer in Toronto, und Howie Beck musste seine splittrigen, rührend emotionalen Folksongs angeblich sehr leise spielen, um die Nachbarn nicht zu stören. Klingt wie Elliott Smith, der morgens um fünf verschlafen nach poetischen Worten ringt2,5

Gautsch

Comeback,Baby isupermusio In „Ravemädchen“ rappte Gautsch aus Münster entzückend über Kommunikations-Versuche auf der Love Parade. Die Samples, die er für das zweite Album gehortet hat, mögen ganz lustig sein. Die Songs sind Herrenwitze für angetrunkene BWLAbsolventen.1,5

Seafood

When Do We Start Fighting…

Gelegentlich schillert der Boy-Girl-Gesang dieser Londoner Gitarrenund T-Shirt-Träget Das beharrliche Meditieren über den Akkorden von Pavement, den Breeders und Placebo bringt sonst kaum markanten Ergebnisse. 2,0 Mutter Europa gegen Amerika

(WHAT’S SO FUNNY ABOUI/EFA)

Ein Monstrum aus Kunst-Punk, industriell imitierter Liedermacherei und Scherben geheuchelter Nostalgie. Musik, die sich in den Trümmern eingestürzter Neubauten am Postdamer Platz wälzt. Der Titel der siebten Platte des Berliner Kollektivs suggeriert simple Feindbilder, aber Sänger Max Müllers gnadenlose Psychologie schont nicht einmal die vermeintlichen Freunde. Krank, lustig. 3,5

Thorn.Eleven (STEAMHAMMER/SPV)

Dieser Midtempo-Grunge-Metal stört kaum, wenn man ihn nicht zu laut hört. Anders als bei Tool (den Vorbildern) ist die Musik der Mannheimer frei von Virtuosität, voll von Probekeller-Aroma. Auffallig nur, wie viel in den Texten geblutet wird – eine Empfindsamkeits-Metapher, knapp am Fettnapf vorbei. 2,0

The Reindeer Section

Y’All Get Scared Now, Ya Hearl

Slow-Motion-Saitenpop, direkt von der längsten Theke Glasgows: Gary Lightbody (Snow Patrol) hat Freunde von Mogwai, Belle SC Sebastian, Arab Strap und anderen Bands zu Gast. So viel verlauster Charme macht manchmal schwach. 3,0

Mina A To B

Vier Mitte-Berliner spielen schick Fußball mit der DiscokugeL Instrumentale Hör- und Tanzmusik, liebevoll gezupft und georgelt, aber um Abstraktion bemüht. Im Zweifelsfall freundlicher als alles, was aus einer Festplatte flutscht 3,0

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