SHORT CUTS

Wynntown Marshals The Long Haul ****

Die Schotten spielen auf ihrem zweiten Album eine Art Folkrock-Americana oder Alt-Country zwischen Ryan Adams, den frühen Wilco und Son Volt, doch ohne Countryismen, eher lose, gebrochen romantisch, schwankend sehnsüchtig und übermüdet glückstrunken. Sehr schön. (Blue Rose)

Black Flag What The … **1/2

Das erste Album von Black Flag seit 1986 ist eher die nächste Veröffentlichung ihres ruhelosen Bandleaders Greg Ginn, der hier mit Ron Reyes kooperiert, von 1980 bis 1981 der Sänger der kalifornischen Hardcore-Punk-Vorhut. 22 brüllende Songs aus lakonischem Wutgesang und Mahlstromgitarre, eher amorphe Masse als differenziertes Repertoire -manches erinnert durchaus an die ursprüngliche Ästhetik der Band.(SST/Cargo)

Peggy Sue Choir Of Echoes Als Peggy Sue 2012 das Soundtrack-Projekt ***1/2

„… Play The Songs Of Scorpio Rising“ realisierten, fanden sie einen Sound, der nun auch ihr neues Werk prägt. Die Hallspiralen-Räume evozieren den Pop’n’Roll der 50s und 60s, die fantasievollen Texturen des Trios bleiben indes der Kern dieser charmanten Musik.(PIAS)

Tinariwen Emmaar ****

Mehr grandioser Wüstenblues der Band aus Mali. Die afrikanische Folklore bleibt für den westlichen Laienhörer eine Berührung mit dem ganz Anderen, das ist hier ein Teil der Faszination. Man spürt aber, wie tief diese Musik reicht, wie sich Tradition mit außergewöhnlicher Inspiration verbindet. (Wedge/PIAS)

Owen Temple Stories They Tell ***

Voluminös und beeindruckend direkt produziertes Album des texanischen Troubadours. Temple ist in der Americana des Südens beheimatet, doch seine Kompositionen sind nicht nur Genre-Standards, sondern gut beobachtete Storytelling-Songs. Musik mit Hut, anrührend und authentisch erzählt.(Blue Rose)

The Feeling Boy Cried Wolf ***1/2

Über den Softrock von The Feeling hat man sich Mitte der Nullerjahre gefreut, weil man lange nicht mehr an Supertramp und ELO gedacht hatte. Heute entdeckt man aber auch etwas Trauriges, Gebrochenes in der immer noch hymnischen und manchmal fast episch arrangierten Musik.(BMG)

Paul Carrack Rain Or Shine **1/2

Rain or shine, Paul Carrack macht Musik. Für Clapton und Waters, als Sänger von Mike &The Mechanics und als Songschreiber u. a. für die Eagles. Hier singt er fünf Eigenkompositionen und fünf Soul-Klassiker -unaufgeregt produziert, scheinbar mühelos vorgetragen: The man with the golden voice.(H’Art)

Cheatahs Cheatahs ***

Englisch-kanadisch-deutsch-amerikanische Band mit Sitz in London mit einer warm dröhnenden Prä-Grunge-Emo-Noise-Platte. Fuzz, ambient drone und white noise, gepaart mit weich-melodiösem Gesang und toll aufbereiteten, glühenden, sehr ästhetischen Texturen. (Wichita/PIAS)

All The Luck In The World All The Luck In The World ***

So wunderbar schnoddrig-trist wie im Video zur Single „Never“ geht es auf dem Debüt des irischen Trios nur selten zu. Dafür sind die Songs besser ausgearbeitet, beschwingter, mitunter opulent und versuchen mit braven Indie-Folk-Mustern nach guter Bright-Eyes-Villagers-Tradition durch Einsatz von Streichern, Feedback-Gitarren und bombastischen Steigerungen zu brechen. (Barfilm/Haldern Pop)

Breton War Room Stories ***1/2

Nach Video-Kunst, Remix-Jobs (u.a. für Sinéad O’Connor und Lana Del Rey) und einem Debütalbum im Jahr 2012 scheint sich das Londoner Multimedia-Kollektiv zunehmend als Band zu verstehen. „War Room Stories“ ist ein atmosphärisch dichter Hybrid modernster Elektro-Popformeln, eine inspirierende Tour de Force von New York bis Berlin. (Cut Tooth/Soulfood)

Doug Paisley Strong Feelings ***1/2

Summender Country des hochgelobten Kanadiers, der verknittert klingen kann wie die Altvorderen, aber mit den Traditionen spielt und es nie unter einem persönlichen Moment und ohne eine direkte Emotion macht. Das ist das Schöne an diesen klassischen 70s-Country-Folk-Kompositionen, dass die Band knarzt und lose zusammenspielt, manchmal ein bisschen wie The Band. (No Quarter/Cargo)

Spaceman Spiff Endlich nichts ***

Zwischen sympathischem Aufbruchspathos und Introspektion schwankt Hannes Wittmer alias Spaceman Spiff. Von wütenden Hymnen über treibende Rockstücke bis zu Filmmusikorchester-Pop gelingt ihm wieder ziemlich viel.(Grand Hotel van Cleef)

Kristian Harting Float ***

Beklemmendes, experimentierwütiges Album des dänischen Singer/Songwriters, der zu krudem Folk, TripHop-Loops und entfremdeten Blues-Riffs schmerzliche Einblicke in seine dunkle Seelenwelt gewährt.(Exile On Mainstream)

Seth Lakeman Word Of Mouth ***1/2

Der Engländer ist einer der wenigen, der das mit der Folkmusik noch ernst nimmt, der noch richtige Geschichten erzählt und richtig gute Songs schreibt, abseits vom Stampfrhythmus-Mandolinen-Gescholler erfolgreicherer Kollegen. Auch sein siebtes Album ist ein Kleinod an Intimität, in dem Akustikgitarre, Cello und Akkordeon einander Trost spenden.(Cooking Vinyl/Indigo)

We Invented Paris Rocket Spaceship Thing **

Der Titel deutet bereits an, dass die Schweizer die Bodenhaftung verloren haben. Ambitionierte Luftschlösser, die mit Pop oder Folk nur sehr vage noch etwas zu tun haben wollen, sich jedoch allzu oft in gefälligem Schönklang verflüchtigen.(Spectacular)

Jess Klein Behind A Veil **1/2

Die US-Songschreiberin setzt bei ihrem zehnten Album auf edlen Country-Pop: Hier ein Slide-Solo, dort eine Mandoline, dann gospelt eine Orgel. Am besten ist Klein aber, wenn die E-Gitarren nach vorn drängen. Bei den softeren Songs muss man eher an Sheryl Crow als an Lucinda Williams denken.(Blue Rose)

Solander Monochromatic Memories ***1/2

Das schwedische Duo schichtet retro-futuristische Synthesizer-Sounds unter fragilen Klanghölzchen-Folk-Pop. Fredrik Karlsson singt verträumt-bübchenhaft, und Anja Linna malt mit ihrem Cello ganze Refrains aus.(Tenderversion/Alive)

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