SHORT CUTS Jens Friebe

In Hypnose

Junger Popper-Bohemien aus Berlin, elegant verschlampt, unausgeschlafen hedonistisch. Der aus der Idee von Iggys „I Wanna Be Your Dog“ eine Elektro-Pop-Fantasie über den nach Exzeß buddelnden Lawinenhund macht und als Spaßverweigerer „10 000 Zeichen kalt“ schreibt. Lyrische Disco ä la Pet Shop Boys, leicht ungehalten genörgelter Schmelz-Pop. Ohne Bedürfnis, schnell und leicht geliebt zu werden: ein großer Charakter. (Zickzack/EMI) 3,5 The American Analog Set Set Free Hängt vom Blutzuckerspiegel ab, ob man das für langweilige Knäckebrotsuppe oder die beste Musik der Welt hält: Die angenehm belämmernden zwei-Gitarrengriff-Meditationen mit Besentrommel und Flüstern kennt man von den Texanern. der Perfektion kommen sie immer näher. Bezaubernder Stoizismus. (Morr) 3,5 Lodger Hi-Fi High Lights Down Low Das ist strenggenommen finnische Indie-Musik, doch jeder Radiomann wird jauchzen bei straight-softem Rock, Edel-Pop-Gitarren, gezügeltem Fiepsen, verkifftem Gesang. Erinnert an Beck, mittlere Fläming Lips und Super Furry Animals, leider mit wenig haftbaren Melodien. (onomato pop/Cargo) 2,5 Phillip Boa

Decadence & Isolation

Der gute Onkel, der Stinkstiefel, der uns nicht mehr provozieren kann. An alten Meisterwerken (unbedingt mal wieder hören!) darf man Boa nicht messen, umso mehr überraschenden Spaß macht diese grimmig und mittelschnell galoppierende Platte, auf der die blonde Pia Lund wieder mitleiert und die Produzenten Meyer (Tomte) und Raphael (Strokes) die Gitarren schief schimmern lassen. (Motor) 3,0 Franz Kasper The Grasshopper And Me Die Phrase vom verkannten Genie sparen wir uns – Kasper, studierter Philosoph, langhaariger, schlafzimmeräugiger Kölner am Piano, bringt die vierte Platte an und bleibt einer der eigenartigsten, unentdecktesten Sänger. Hoch komplexer, extrovertiert gequengelter Songwriter-Pop, Soli von Axt-Gitarre und Geige, ein Cover von Lennons „Nobody Told Me“. (Dav-Glo) 3,0 The Time Flys

FIV

Drei Jahre oder so wurden wir mit nichtsnutzigem Garagenrock gefoltert – und weil Hören oder Nicht-Hören nun wieder freiwillig ist, darf diese ebenso nichtsnutzige Platte empfohlen werden: vier liebenswert verlauste Teenies aus Oakland, die sich mit übermütigem Gejohle, irrem Tempo und Steinzeit-Technik am frühen US-Punk Sorte New York Dolls Schubbern. (Birdman/RTD)3,0 Hidalgo

I Want A Girlfriend

Allem die Stimme der Sängerin Betty Mugler ist wunderbar genug für einige Dummheiten: quäkig, skandinavisch, Stina Nordenstam minus Björk plus Nina Persson. Die Nürnberger haben ihren Chanson-Postrock grober aufgeschmirgelt als bisher, mit eckigem New Wave, Beat-Phantasien, leichter Psychedelia. (Tapete/Indigo)3,5 Critena When We Break Wieder Omaha: hart und wendig zuschlagender, dabei freundlich Hundeschwanz-wedelnder Emo-Rock vom Ex-Cursive-Mann Stephen Pedersen. Twin-Guitars, feierliche Melodien, nichts Besonderes, trotzdem schön. (Saddle Creek/Indigo) 2,5 Youth Group

Skeleton Jar

Eine der beliebtesten Indie-Bands Australiens, jetzt auch bei uns. Typisches, leicht verständliches Coldplay-Embrace-Pathos-Karamell. mit verhältnismäßig wenig Hall, erstaunlich viel Gitarren-Biß, heldenhaftem Sänger. Ganz erfreulicher Kitsch. (Anti/SPV) 2,5

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