Short cuts von Birgit Fuss

Alice In Chains Live iCOLUMBlA/SONY)

Das ist also alles, was Alice In Chains noch zustande bringen: ein lieblos zusammengeschustertes Live-Album mit grauenvollem Booklet und ohne neue Impulse. Soll wohl ein Lebenszeichen sein, geht aber nicht mal als solches durch. Natürlich singt Layne Staley wieder wunderbar, aber die Aufnahmen sind aus den Jahren 1990 bis 1996. Danach kam ja nichts mehr. Man könnte weinen – nicht nur, weil „Would?“so traurig ist 3,0

New American Shame

New American Shame ieastwesti Schon nach fünf Sekunden möchte man schwören, dass diese Band aus Los Angeles kommt – dem der 80er Jahre freilich, als Mödey Crüe groß waren und Ratt ab cool galten. Tatsächlich stammt das Quintett aus Seattle, hat aber mehr Tattoos als alle Grunge-Combos zusammen und ein nacktes Mädchen auf dem Cover. Die Musik? Altbackener, angepunkter Rock’n’Roll, mit dem es Buckcherry schon vor einem Jahr versucht haben. Die Bizkit-Kids werden es wohl wieder nicht kaufen. 2,5

Donots

Pocketrock (SUPersonic/guni „Taschenrock“? Kleinformatig auf jeden Fall. Wer dachte, die Bates seien armselig, dem zeigt diese Band aus Münster, dass es tatsächlich immer schlimmer geht 08/15-Punkrock, ohne Stimme, ohne Witz. In „Whatever Happened Tb The 80’s?“ kalauern sie über Rick Astley und Sam Fox und stellen fest: „re vivals have no dass“. Warum imitieren die Donots dann eigentlich die Punk-Attitüde der 70er, versumpfen in der Sinnleere der 80er und kriegen am Ende nicht einmal den Powerpop der 90erJahre hin? 1,5

Linkin Park

Hybrid Theory (w e a ) Eine Hitsingle eilte dem Debüt der Kalifornier in der Heimat schon voraus. „One Step Closer“ verwurstet alles, was gerade so angesagt ist: Metalgitarren, wütende Texte, Geschreie. Ausnahmsweise kein Rap, danke. Auch der Rest der Songs passt ins Raster: Paranoia, Sozialkritik, Ärger mit Autoritäten, Freundinnen und der eigenen Unsicherheit. Korn, Deftones, Linkin Parkdie Grenzen sind fließend, und unterscheiden kann man die meisten NeoMetal-Bands ohnehin nur noch am Sängen Dieser hier hat leider nicht Jonathan Davis‘ Organ. 3,0

Soundtrack

Frau2suchtHappyEnd op/epic/sonyj Für ihren ersten Soundtrack wagt sich das 3p-LabeI weg vom HipHop, hin zu sphärischeren Klängen. Neben Camera und Stereo Total war natürlich trotzdem noch Platz für Acts aus dem Haus, für Felix ÖC Tim und die Neuentdeckung Linda Carriere. die bei Tim Hardins „How Can We Hang On To A Dream“ allerdings zu sehr schmachtet. Dann doch lieber Ben Becker, der so gerne Rio Reiser wäre, aber manchmal eher an Alex Jolig erinnert, ausgerechnet3,0

Diverse

Free The West Memphis 3 – A Benefit For Truth & Justice (koch recordsi Das Album ist drei Teenagern aus Arkansas gewidmet, die wegen Mordes seit sieben Jahren in der Todeszelle sitzen. Zu Unrecht, wie viele Künstler finden und deshalb exklusive Songs zur Verfügung stellten, um den Verzweifelten zu helfen. Eddie Vedder singt mit den Supersuckers, Kelley Deal covert Panteras „Fucking Hostile“. Tom Waits, Steve Earle und Mark Lanegan nahmen Lieder auf, die herzzerreißend sind – wenn man ein Herz hat George W. wird’s nicht interessieren. 4,0

Diverse

Mantra Mix i v i r g i n ) Wieder einmal Unterstützung für den Dalai Lama und sein Volk. Wieder von den üblichen Verdächtigen: Peter Gabriel und Natalie Merchant, R.E.M.

und Moby. Travis bieten immerhin die exzellente B-Seite „The Connection“. Auf der Bonus-CD gibt’s gratis Videoclips der Glaubenshoheit, Lotus- und Mandala-Portale. Da wird das Lächeln des Dalai Lama bestimmt noch breiter werden. 3,0

AnneHaigis

(mi:) (PLANE/BMG) Seit zehn Jahren versucht Anne Haigis jetzt schon, mit englischen Texten und mal rockigem, mal folkigem Sound dem Schlager-Image zu entkommen. Bloß wo sie hin will, das bleibt unklar. Aus Del Amitris resignativem „Nothing Ever Happens“ wird bei ihr fast ein Schunkelsong, „Spanish Cowgirl“ ist Country ultralight, der Rest so unentschlossen wie belanglos. Pop findet anderswo statt 1,5

Ina Deter Band

Spieglein, Spieglein (PLANE/BMG) Noch mehr Altlasten. Ina Deter wird immer die bleiben, die (mit Recht) neue Männer gefordert hat und (zu Unrecht) als Kampf-Emanze gefürchtet wurde. Eigentlich ist Ina ganz lustig. Trägt ’nen Wischmop aufm Kopf und singt Verse wie: „Mata Hari haben sie gehängt, Rosa Luxemburg ertränkt/ Und wenn die Welt zusammenbricht, die Grünen Frauen bringen’s nicht“ 1:1 also im Geschlechterkampf. Und ein Anti-Rassismus-Lied gibt es am Ende natürlich auch noch. Geschenkt 1,0

The Donnas

The Donnas Turn 21 ( E p i i a p h ) In der achten Klasse haben sich die vier Donnas zusammengetan, und ein paar Jahre später ist bereits ihr viertes Album draußen. Volljährig mögen sie erst jetzt sein, aber Bier trinken die bestimmt schon seit Ewigkeiten. Das Quartett schwört auf den Rock’n’Roll-Lifestyle: „40 Boys In 40 Nights“, „Hot Pants“ und „Living After Midnight“. In dem Alter klingen solche Klischees noch putzig, zumal wenn dazu Judas Priest und die Ramones zitiert werden, L7 undjoan Jett Kinderpunk mit einer Energie, die Green Day alt aussehen lässt 3,5

UncleHo

Show Them What You Are Made Ot

(COLUMBIA/SONr)

Songs mit „Nanananana“ im Chorus sind immer Gewinner. In diesem Falle besonders, denn ,4 Don’t Care If bu Like Me“ zeigt alles, was an den Wuppertalern jetzt besser ist als frühen Statt mit billigem Crossover versuchen sie es mit straightem Rock, der nur bei „Down By The Water“ den Bach runter geht War auch eine dumme Idee, PJ Harvey zu covern. Die eigenen Songs sind extrem geschmeidig. Gäbe es hier zu Lande ein richtiges Rockradio, wären Uncle Ho auf Heavy Rotation. 3,0

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