Short Cuts :: VON BIRGIT FUSS

Ronan Keating – Destination (Polydor)

Wahrscheinlich stand beim kleinen Ronan früher immer im Zeugnis: „Bemühte sich stets.“ Die Post-Boyband-Karriere gelingt dem braven Iren immerhin besser als dem noch viel langweiligeren Barlow, denn Keating ist nicht dumm: Er weiß, wann er Hilfe braucht Auf seinem zweiten Soloalbum wurden die meisten Songs von Gregg Alexander, der New Radicals-Mütze, und Rick Nowles geschrieben und produziert. Ronan konzentriert sich aufs Singen. Das kann er, vor allem wenn er nicht das übliche Fan-Futter – wie die Garth-Brooks-Schnulze „If Tomorrow Never Comes“ oder das verunglückte Soul-Stück „I Got My Heart On You“- liefert, sondern sich an Pop mit mehr Schwung wagt („Lovin‘ Each Day“, „I Love The Way We Do“). Ohne „Heart“ oder „Love“ kommt hier natürlich kein Lied aus. Nett, aber nichtmehr- kein Robbie eben, eher Rick Astley. 2,5

Sonnit – Popgun (EPIC/SONY)

Ihre Helden sind, das geben sie auch noch offen zu, Tears For Fears und New Order. Die 80er Jahre also, schon wieder. Die Braunschweiger sparen nicht an Synthesizern, hymnischen Gesang und schmissigen Melodien, aber es wird einfach kein großer Pop daraus- zu sehr spürt man das vergebliche Bemühen um Coolness. Olli Geissen dürfte begeistert sein. 2,0

Daniel Lemma – Morning Train (WEA)

Das Leben ist gut zu Daniel Lemma, und das wundert ihn. Singt er gleich im ersten Track, folgerichtig „Anything Can Happen“ betitelt. Lemma – in Äthiopien geboren und in Schweden aufgewachsen – schrieb und sang den Titelsong zu dem kleinen Film „Jallaljalla!“, der erstaunlich viele Leute begeisterte. Die Single „If I Used To Love“ verkaufte sich in Schweden massenhaft, obwohl sie so gar nicht zeitgemäß klingt Vielleicht gerade deshalb. Lemma liebt Blues, Soul und Folk, er setzt dezent Bläser ein und gern seine akustische Gitarre. Dazu singt er zart seine herzigen Texte und hält sich lieber zurück, statt mit Tbnleitersprüngen anzugeben. Angenehm. 3,0

3rd Strike – Lost Angel (WEA)

Ein harmloser Schlag ins Gesicht ist nichts gegen den Sound dieser Band. Die oft sehr böse, aber manchmal auch unendlich traurige Stimme von Jim Korthe übertönt noch das wütendste Schlagzeug und die härtesten Gitarren. Hat da gerade einer „Nu Metal“ geseufzt? Schon, aber die fünf aus Los Angeles paaren den Zorn von Korn mit der unbändigen Kraft von Black Sabbath. Deren „Paranoid“ covern sie am Ende auch noch, und man möchte schwören, dass da Ozzy selbst singt – zumindest bis die Scratches und Raps einsetzen und alles auseinanderfällt Soviel Kopierfähigkeit ist schon beängstigend. Gut, dass 3rd Strike es ansonsten gar nicht nötig haben, Ideen zu klauen. 3,0

Joshua – Singing To Your Subconscious (DEFIANCE/ZOMBA)

Dieser Joshua ist eine Band – aus New York und fast schon wieder vergessen, nachdem ihr Debüt 1999 noch viele Emo-Freunde zu Lobreden hinriss. Inzwischen schreibt Dan Coutant ruhigere Songs, liebäugelt auch mal mit Mainstream-Rock und hat immer noch Texte zu bieten, die man sich sofort merkt:, Jt’s not easy to leave your life behind/ It’s harder still to take hits all the timel And if you want to give somebody the blame/ Then you can niake it mine“, singt er in „Make It Mine“ resigniert, doch nicht verbittert. Ein Kunststück, das ihm oft gelingt 3,5

Cory Sipper – Sincerely (DRUMDRUM)

Man kann sich schön vorstellen, wie Cory Sipper mit der Gitarre am sauberen Strand vom blankgeputzten Santa Barbara sitzt und ihre Lieder singt – sanfte Popsongs, die lässig klingen und nur selten auch etwas langatmig. Sipper braucht keine plakativen Sätze, sie verzichtet auf alles, was ihren Geschichten schaden könnte: keine Ironie, kein Sex, kein Krach. Lieber erzählt sie von Meerjungfrauen, Löwen und den Armen, in denen sie sich wirklich geborgen fühlt – den eigenen.3,5

Brain Storm – Online (EMI)

Er erschien zwischen Raab und den Olsen Brothers- und wirkte wie ein Außerirdischer beim „Grand Prix d’Eurovision 2000“. Dabei traten BrainStorm mit „My Star“ für Lettland an. Dir Sänger Raynard Cowper sah irrer aus als Jarvis Cocker und sang mit so viel Überschwang, dass man nicht wusste, ob man ladien oder lächeln solL Viel verändert hat sich seitdem nicht Cowper übertreibt immer noch so herrlich, schwärmt und croont über das Weltall und den Mond – und altmodische Hoffnungen: „Will you come with me to that place/ Where heaven meets the sea/ We’U be Standing face to fäce/ No mobile phones, so free, so free_“ („Online“). Solche süßen Songs können selbst die aufdringlichsten Keyboards nichts anhaben. Kitsch? Freilich. Aber der beste, den man zurzeit kriegen kann. 4,0

Goldfinger – Open Your Eyes (ZOMBA)

Ja, das sind die Typen, die uns mit „99 Red Balloons“ quälten. Nein, so schlimm sind sie nicht immer. Auf ihrem vierten Album spielen die Kalifornier ordentlichen Punkrock, sehr schnell und mit deutlicher, aber überraschend witziger Absage an all die MTV-Tanzpuppen („Spokesman“). Treffer! 3,0

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