Short Cuts :: VON WOLFGANG DOEBELING

James Yorkston And The Athlets – Moving Up Country (DOMINO)

Zwei zauberhafte l0inch-Singles wiesen den Weg zu diesem exquisit arrangierten Debüt-Album aus dunkel-pastoralen Tunes und feinsinnig verzahntem Instrumentarium. So intrikat und subtil verwoben sind Gitarren, Geigen, Klarinette, Dudelsack, Akkordeon und Harmonika, dass ein subsonischer Boom entsteht, aus dem heraus die verwunschenen Songs mählich Gestalt annehmen. Produzent Simon Raymonde, ehemals bei den Cocteau Twins, erzielt merkwürdig hypnotische Klangstrukturen, aus denen brkstons warme, wohlige Stimme dringt wie aus einem Nebel im Hochmoor. Schottischer Folk, fluoreszierend. 4,0

Jorma Kaukonen – Blue Country Heart (Sony music)

Es war ein weiter steiniger Weg für Jorma Kaukonen, von den Psych-Rifls im Fillmore für Jeflerson Airplane bis zum Old-Timey-Fingerpickin‘ in den Appalachen. Unterwegs begann er, Zutrauen in seine Gesangsstimme zu fassen, die hier emotiv Klassiker von Jimmie Rodgers und den Delmore Brothers intoniert, stets im Einklang mit dem Geist der hehren Vorlagen. Assistiert allerdings vom Jet-Set der Acoustic-Picker: Sam Bush, Jerry Douglas, Bela Fleck, Byron Hause. Entsprechend perfekt und glatt geriet die Platte, trotz aller musikalischer Brillanz. Mountain Music, upmarket. 3,0

John Mayer – Room For Squares (sony music)

Mit dem lyrisch etwas sperrigen, musikalisch hölzern folkrockenden „No Such Thing“ gelang Mayer in den Staaten ein Überraschungs-Hit, der auch sein zweites Album in die Gewinnzone bugsieren half: Songwriter-Pop der semiakustischen, semi-intelugenten, semi-interessanten Art. Dave Matthews tneets David Gray. Nein, das ist nicht ganz fair. Ein wenig mehr Substanz hat Mayer schon. 3,0

Paul Carrack – Groovin‘ (ALIVE!/UNIVERSAL)

Kein Jahr nach seiner letzten Soft-Soul-Sammlung legt Carrack ein reines Covers-Album vor, das wieder schmeichelt und schmust Als wäre es zur Beschallung von Supermärkten produziert worden. Das „Isleys-Funkstück, „Harvest For The World“ wird eingeebnet, Van The Mans „Crazy Love“ versäuselt und ein paar Tamla-Hits überzuckert Besser ergeht es jenen Songs, die schon im Original ordentlich Schmelz hatten, etwa Bacharachs „Walk On By“ und „Any Day Now“ oder dem Titletrack von den Young Rascals. Feine Lieder, angenehm gesungen, banal und fa- de arrangiert Da verkauft sich einer unter Wert. 2,0

The Corb Lund Band – Five Dollar Bill (LOOSE/soulfood)

Lund kommt aus Alberta in Kanada, ist Rancher und Rodeo-Rider, und was er hier mit seiner exzellenten Band inszeniert, ist daher genuin und ungekünstelt. Der klassische Country 8C Western der 30er und 40er Jahre stand Pate, Pioniere wie AI Dexter und Jimmy Wakely, aber auch der zeitgenössische Cowboy-Folk von Lunds Landsmann Ian Tyson. Dan Dugmore, Kennern bestens bekannt, lässt seine Steel Guitar wummern, es riecht nach Saloon und StalL Und, leider, nach den Desinfektionsmitteln des modernen Digitalismus. 3,0

The Nighthawks – Live Tonite! (Ruf records)

Die Nighthawks aus der US-Kapitale gehören zu den altertümlichen Combos, die erst live so richtig ihre Bestimmung finden. Doch was auf der Bühne brennt, lässt sich nur schwer konservieren, erst recht, wenn die Abmischung so wenig auf Dynamik setzt. Elvis wird gleich doppelt verbluest, durchaus flott, doch geht es phasenweise allzu hausbacken zu. 2,0

Tony Sheridan – Vagabond (bear family)

Als Geburtshelfer der Beatles und Hamburg-Mucker der ersten Stunde lieferte Sheridan der Fachliteratur ein paar beliebte Fußnoten und etliche mediokre Platten. Dies ist keine Ausnahme, beileibe nicht ehrenrührig, aber völlig ereignislos. Mit ein paar hübschen Momenten, viel Leerlauf und einer hüftsteifen Version von „Skinny Minnie“. Unvermeidlich wohL Und so überflüssig wie eh und je. 1,5

Beth Nielsen Chapman – Deeper Still (sanctuary)

Gefühlige, tränentrunkene, herzschwere und glaubensfeste Song-Manifeste der von Schicksalsschlägen gebeutelten Erfolgsautorin, gesanglich unterstützt von Emmylou Harris, Bonme Raitt sowie den Johns Hiatt und Prine. Nah am Kitsch, doch noch erträglich. Nicht zuletzt aufgrund überaus gepflegter Musikalität. 2,0

The Shining – True Skies (ZUMA/EPIC/SONY MUSIC)

Subtrahiert man Richard Ashcrofts hohlwangiges Wichtigtuer-Pathos, waren The Verve keine üble Band. The Shining sind das neue Vehikel der Verve-Statisten Simon Tong und Simon Jones, und siehe da: Ohne Ashcrofts Präsenz klingt vieles charakterlos, die hymnisch angelegten, lyrisch mickrigen Songs rechtfertigen nur selten den großen Gestus, mit dem sie vorgetragen werden. Eine Gratwanderung zwischen Pop-Grandezza und Rock-Pomp, manchmal in Balance, oft ins Prätentiöse abgleitend. The Verve revisited also, nur eben ohne diese Visage. 2,0

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