Shortcuts – von Wolfgang Doebeling

Geoff Muldaur & The Texas Sheiks 4,0 Texas sheiks

So fabelhaft die Musik auf dieser LP ist, so traurig war ihr Anlass. Geoff Muldaur hatte 2008 in Austin ein Studio gebucht und ein paar illustre Musiker geladen, um seinen krebskranken Freund Stephen Bruton von den Strapazen der Chemotherapie abzulenken, ihn aufzubauen. Einige „high IQ funky musicians“, so Muldaur, wie Bruce Hughes oder Cindy Cashdollar und Suzy Thompson, die vom Spiritus Rector ob ihrer Harmonies zu den „Everly Sisters“ geadelt wurden, gaben sich altruistisch und virtuos den Freuden einer String Band hin, schöpften aus Blues und Jazz, Country und Jugband Music, und schufen diese wunderbar erhebenden Aufnahmen, ihrerseits inspiriert von Bruton, der im Mai 2009 starb. (Tradition & Moderne)

Exene Cervanka 3,0 Somewhere Gone

Was ihr Ex John Doe, mit dem sie einst X vorstand, derzeit mit den Sadies zelebriert, kann Exene auch: Americana mit unterschwelliger Punk-Attitüde. Nicht im Sinne eines noblen Primitivismus, aber eben mit No-Bullshit-lmperativ. Anders als Doe zuletzt schreibt sie ihre Songs indes selbst, und das nicht nur lyrisch äußerst ansprechend. (Bloodshot)

Vivian Girls 3,5 Everything Goes Wrong

Das Girl-Trio aus New Jersey in neuer Besetzung und auf seiner zweiten LP noch näher an den verehrten Ramones, näher auch an Bubblegum, die Songs eilig und eingängig, der Bass von Kickball Katy hyperpräsent und selbst das Feedback von Cassie Ramone nicht flächig, sondern mit erstaunlich melodischem Ausdruck, (in the red)

Dawes 3,0 North Hills

Das Quartett aus Los Angeles wurzelt in den Country-Rock-Traditionen seiner Stadt, hat Jackson Browne und die Eagles verinnerlicht, und versteht sich auf das gepflegt elegische kalifornische Kunstlied. Einiges evoziert Poco, anderes Dan Fogelberg, alles die frühen Siebziger. Doppel-LP mit 45rpm plus inzwischen nicht unüblicher Gratis-CD.(ATO)

Nitty Gritty Dirt Band 2,5 Speed of Life

Die Altmeister westküstlicher Roots-Kunst mit einer verblüffend gelungenen Verpflanzung von Stealer’s Wheels „Stuck In The Middle With You“, einem würdigen Tribut an den Bluegrass-Pionier Jimmy Martin, viel behänder Saitenakrobatik und eher schwammigen Balladen, allzu glatt produziert. (Sugar Hill)

Nine Below Zero 2,0 It’s Never Too Late!

Klingt ein wenig nach Selbstsuggestion, dieser LP-Titel, doch die Londoner Pub-Blues-Veteranen machen keine üble Figur beim von Produzent Glenn Tilbrook überwachten Auffrischen alter Tugenden, wiewohl so mancher Track in Richtung Blues-Rock abzurutschen droht. (zed)

Robert Cray 2,0 This Time

Der fünfmalige Grammy-Preisträger betreibt nun sein eigenes Label, seine Musik bleibt unverändert Blues-geschwängert und Soul-infiziert, wobei Cray in jüngerer Zeit vor allem vokalistisch verstärkt den Eindruck vermittelt, als würde er liebend gern William Bell beerben. (Nozzle)

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