Sleater-Kinney

No Cities To Love

SubPop

Starkes Comeback-Album der Punkrockband aus Washington

Drei Frauen ballen die Faust. Zehn Jahre nach ihrem letzten und zwanzig nach ihrem ersten Album sind Sleater-Kinney zurück, reichlich unerwartet und voller Elan. Die schönen, welken Blumen auf dem Cover mögen eine ironische Anspielung auf die Ankunft der drei Musikerinnen in ihren Vierzigern sein – das Älterwerden brummt auf „No Cities To Love“ aber nur als Subton.

Als Carrie Brownstein und Corin Tucker Sleater-Kinney in Olympia/Washington gründeten (Schlagzeugerin Janet Weiss stieß erst später dazu) und ihre Punkrockband nach einer Autobahnabfahrt benannten, stolperte Lena Dunham noch durch den Kindergarten. „Girls“ schrieb sich Anfang der 90er-Jahre mit drei r, und Kathleen Hanna, Sängerin der Band Bikini Kill, war das coole role model für Frauen, die unter ihren Röcken Doc Martens tragen. Wie Sleater-Kinney.

Okay, also wo steht die Prä-„Girls“-Avantgarde heute? „No Cities To Love“ dockt an „The Woods“, das bis dato letzte Album der Band, an. Das Dringliche, Direkte, aber auch hyperaktiv Dürre ihrer frühen Platten wird erneut gegen eine eigene Vision von „Big Sound“ getauscht. Spitz, eckig, funky klingen die meisten der zehn neuen Songs des Trios, bevor sie sich dann wie im Arbeit, Ernährung und Finanzen verhandelnden Opener, „Price Tag“, zu einer Lärm-Fontäne ballen. Oder die hymnische Wucht des Refrains das fragile Rhythmus-/Gitarre-Spiel übertöst, wie in „Fangless“. Mitunter denkt man an Patti Smith, mitunter an die Au Pairs, mitunter an die Runaways. Und manchmal klingt es, als wären Fugazi eine Folkband. Das Schönste am Sleater-Kinney-Sound ist Carrie Brownsteins kristallklare, trocken perlende Leadgitarre. Das Aufregendste sind die kleinen Brüche und Sperrigkeiten im Mahlstrom.

Okay, gut, und worum geht’s? „I’ve grown afraid of everything that I love“, heißt es im Titelstück. Und im Hit „Bury Our Friends“: „We’re sick with worry/ These nervous days/ We live on dread in our own Gilded Age.“ Aufwachsen, älter werden, Angst haben. Und vor allem: Wut fassen. Mut schöpfen.