Smog – Rain On Lens

Der Trübsinnsvirtuose umkreist wieder die Kalamitäten der Existenz Bill Callahan aka Smog und Will Oldham aka alles Mögliche sind nicht nur Geistesverwandte, sondern auch die wahrscheinlich spannendsten amerikanischen Songwriter der 90er Jahre (wenn wir mal einen jenseits aller Kriterien operierenden Dylan nicht

mitrechnen). Außerdem kann man sicher sein, dass sie im Jahr mindestens ein neues Album und ein paar äußerst lohnende Singles und EPs vorlegen. Oldham hat uns in diesem Jahr mit einem fast schon sommerlichen Album und einer skurrilen Sammlung von Cover-Versionen schon königlich bedacht. Nun also auch endlich – passend zum Herbst – wieder ein neues Smog-Album.

Nachdem Bill Callahan auf den letzten Alben Licht in seine sonst so dunkle Welt gelassen hatte, ahnt man beim Anblick des neuen Albums Böses: Dunkelheit wohin man blickt. Nach den ersten Tönen weiß man: Das Cover ist Programm. „Fm a bit like the grave digger/ Who wields no shovel/ And digs no hole/ But leaves the bodies to rot/ In the places that they stand/ For some other cause““ charakterisiert Callahn sein neues Werk im fomidablen „Song“.

Wenn jemand den Faden aufgenommen hat, den Leonard Cohen einst mit seinen ersten drei Alben gesponnen hat, dann ist dies von Beginn an Bill Callahan gewesen. Nicht, dass man sein Werk auf diesen Aspekt beschränken könnte, doch durch die Schwarz- und Grauschattierungen, die er auf“/?öi>i Ort Lens“schraffiert, scheinen die songs oflove and hate. Kind of black.

Den Kern des Albums bilden das absurde „Dirty Pants“ und das poetische „Lazy Rain“ – Letzteres ein Hohelied der Liebe und Vergänglichkeit: Die Körper verschmelzen in zwei trägen Regentropfen, die die Fensterscheibe hinabgleiten, sich zu einem Tropfen vereinigen und sich daraufhin immer schneller auf das Fensterbrett zu bewegen. Wundervolles Bild.

Es ist schon erstaunlich, wie wohlig man sie bei all diesen dunklen Gedanken fühlen kann – zumal sich „Rain On Lens“ musikalisch streckenweise am kargen Frühwerk orientiert. Bestimmendes Instrument ist hier Jessica Billeys Geige bzw. natürlich Callahans Gitarre, die er bei den langsamen, sich durch die Finsternis schleppenden Stücken nachgerade violinenhaft, punktuell aufleuchtend einsetzt.

Auch dieses Smog-Album wird uns wieder ein treuer Begleiter durch regnerische Herbsttage und kalte Winternächte sein. Und – da bin ich mir sicher – weit darüber hinaus, denn „Rain On Lens“ ist trotz aller Dunkelheit einer der schönsten Sterne im Callahanschen Kosmos.

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