Smokey Robinson & The Miracles – Along Came Love

Weil er während der gesamten 60er Jahre als Songschreiber, Arrangeur und auch Hit-Produzent in der Motown-Hierarchie die dominierende musikalische Persönlichkeit war, werden auch die Anfange von William „Smokey“ Robinson gern verklärt. Aber die Tatsache, dass Berry Gordy ihm von Anfang an als einzigem Musiker seiner Hit-Fabrik völlig freie Hand ließ, bedeutet nicht, dass er seine Karriere als popmusikalisches Wunderkind begonnen hätte. Ihren unverwechselbar eigenen Stil und Sound entwickelten die Miracles erst so richtig ab circa 1962. In den Jahren zuvor – als The Matadors ab 1955 und 1958 umbenannt in The Miracles – ließen sie sich von so vielen Vorbildern – vornehm ausgedrückt – „inspirieren“, dass von einer Band-Identität keine Rede sein konnte. Broadway-Hits und Girl Group-Pop, immer wieder Coasters und manchmal auch die Four Freshmen, natürlich Doo-Wop-Hhs der Zeit, R & B-Hits der Konkurrenz bei Atlantic und die großen Singles eines Sam Cooke – Smokey Robinson und sein häufiger Co-Autor Berry Gordy „borgten“ jahrelang, was immer ihnen hitverdächtig erschien.

Genauso ungeniert praktizierten das damals Norman Whitfield und Eddie Holland. Nicht nur war deren Song „(Talking Bout) Nobody But My Baby“ reinster Sam-Cooke-Klau. Smokey Robinson sang den überdies auch ganz genau so wie besagter vielleicht erster Soul-Superstar. Dazu passte auch perfekt, dass Geld (natürlich nach Liebe) zu seinen absoluten Lieblingsdiemen der frühen Jahre gehörte, wie nicht nur „Shop Around“ – der erste Top-Hit der Miracles -, sondern auch andere Kompositionen wie „I Need Some Money“ oder „You’ve Got To Pay Bills“ belegen. Ein unerschöpfliches Thema.

Die beste Aufnahme in dieser Raritäten-Kollektion dürfte denn auch die letzte sein: ein bislang unveröffentlichter Live-Mitschnitt von „Shop Around“ als reinste Soul-Ekstase. Im Vergleich dazu klingt das Studio-Original – na ja – ganz nett.