South San Gabriel – Songs/Music

Auch im Schatten gedeihen zuweilen hübsche Blüten. Denton, laut purer PR-Prosa nichts weniger als „the hotbed of real pure pop“, stand und steht als texanischer Musikstandort immer im Schatten von Austin und Lubbock und wohl auch noch Beaumont, wo stets Country-(Crooner)-Klasse heranreifte (Tex Ritter, George Jones, Mark Chesnutt). Denton? Da fallen einem erst mal nur die flotten Roots-Revisionisten der Brave Combo ein. Und dann eigentlich nichts mehr.

Will Johnson scheint fest entschlossen, dies zu ändern. Würde er sonst gleich zwei Bands unterhalten, die die Stadt unweit von Dallas stolz machen soll? Mit Centro-Matic (aktuelles Album: ^Aü The Falsest Hearts Can Try“) bedient Johnson tatsächlich so etwas wie „Pure Pop“-Amibtionen, und die einschlägigen Namen (von Big Star bis Hüsker Du) wirken in diesem Kontext zumindest nicht peinlich. South San Gabriel hingegen ist sein Fall für die gebrochenen Momente und lebt dabei nicht zuletzt von Johnsons körperlosem, wackeligem Anti-Helden-Tenor, besonders wenn die konzis gezeichneten Gitarren-und-Klavier-Songs auch mal sanft Schwung holen („Proud Son Of Gaffney“). Zwar lauert der Aufbruch ins Nirwana schon mal um die Ecke (bei „Innocence Kindly Waits“), doch meist treten die Songs schön leise auf der Stelle. Wie das flehentliche „To Accompany“, formal mit seiner traditionellen Text-Anleihe noch das klarste Stück, während anderswo schon ein paar Rätsel dämmern.

Man darf dies Lo-Fi nennen, und Pop wegen des unbedingten Melodie-Willens wohl auch. Doch wo Kollegen dieser Kategorie (wo ist eigentlich Lou Barlow abgeblieben?) noch jede halbgare Viertel-Idee zum „Song“ aufblasen, vergisst Will Johnson über rastloser Produktivität (er schreibt alle Songs für beide Bands) und trotz potenziellen CD-Volumens nicht die Qualitätskontrolle.

So läuft die Uhr hier in etwa genau so lang wie bei einem Standard-Werk vom Nashville-Fließband: Nach zehn Songs und genau 38 Minuten ist schon Schluss.

Auch das Centro-Matic-Album ist nur unwesentlich länger. Die Konzentration aufs Wesentliche fallt im Schatten offenbar leichter.

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