Stephan Eicher – Taxi Europa :: Virgin

Franzosen-Pop, fortan Pöp genannt, hat Konjunktur. Mehr noch: Pöp gilt „in Deutschland als cool“, wie der in diesen Dingen bewanderte „Spiegel“ weiß. Nun ist Stephan Eicher natürlich Eidgenosse, er singt hier auch englisch, italienisch, deutsch und dütsch, manchmal gleich in mehreren Zungen, aber dennoch präferiert man in seinem „Taxi Europa“ den welschen Zungenschlag. Benjamin Biolay, den der „Spiegel“ bereits im Pöp-Olymp wähnt, hat im Übrigen co-produziert, und Monsieur Aeschäääärrr füllt längst das Pariser Olympia. Alors, ‚ier ‚errscht le francais. Wie bei ‚arald Schmidt. „Und es ist gar nicht so schlimm, das Französische“, wie Helge Schneider unlängst kundtat, „man muss sich nur überwinden können.“ Voila, mesenfants.

Frappant schon mal, dass sich hier nur selten jene Schwüle breitmacht, die dem Chanson an und für sich eigen ist Kaum Hautgout hier, nicht nach Filterlosen, nicht nach Pernod, nicht nach mühsam mittels Parfüm übertünchten Körperausdünstungen. Ist halt kein Franzose, notre Stephan. Fängt auch gleich forsch an, mit „On Nous A Donne“, einem Stück Zeitkritik, das um die Pole Religion und Freiheit kreist, philantropisch und ein wenig bitter. Und so forsch, wie gesagt, dass man schon nicht mehr von Pöp reden kann, sondern von Rock reden muss. Er ist ziemlich amorph, dieser Rock, passt aber perfekt zur paneuropäischen Botschaft der Platte. Max Gazze, ein „italienischer Manu Chao“, wie ihn der Pressetext schmäht, singt so, dass ich ihn nicht verstehe. Italienisch halt. Dafür verstehe ich zum ersten Mal Herbert Grönemeyer, mit dem Eicher auf Tour ist und der hier seine paar Zeilen bis zur Kenntlichkeit pronondett: „Bin so lange unterwegs, bin so weit von mir entfernt.“ Nichts Neues also aus Bochum.

In der Schwiez aber fliegt etwas hoch, stürzt ab, versinkt, ertrinkt im Meer, „ganz wunderbar“. Die Sonne wohl, im letzten und besten Lied, gesungen im urgemütlich-weltfremden Idiom der Schwyzerdütschen, nach einem dreiminütigen, atmosphärisch düster aufgeladenen Instrumental-Intro. Auch ein paar andere Tracks haben durchaus Kraft, durchbrechen die kultivierte Langeweile (öden wenn Sie wollen: Leisetreterei). Das vulgärburleske „Kreis 5“ etwa. Oder das Keyboards-fundierte, Trompetenverhangene, Gitarren-süße „E“. Oder das leicht verhuschte, auf Anhieb unscheinbare „Swim To America“. Am Ende bleibt dennoch nicht viel hängen: romantische Poeme, weiche, daunige Sounds aus E-Pianos und Effektgeräten, Rock und Pöp.

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