Steve Earle – Just An American Boy :: Artemis/RYKO

Wie hältst du es mit Steve Earle? Ja, einer der Größten. Hätte er nicht diese grässlich raunzige Gesangsstimme. Würde er nicht seit letztem Jahr den Revoluzzer wider Bush geben und sich immerzu mit den Europäern verbrüdern. Wie schön wäre dieses Live-Album, wenn uns Earle nicht mit langen Ansprachen belehren und seine korrekte Gesinnung beweisen müsste! Die Vorträge sind sogar vermerkt. Kann man also gleich überspringen.

Die Band rockt hier in unterschiedlicher Besetzung fulminant, aber auch ein wenig unsensibel. Die elektrischen Gitarren pflügen durch „Ashes To Ashes“ und „Amerika V, 6.0“, Bass und Schlagwerk prügeln „Conspiracy Theory“ voran. Wie eine alte Dampflokomotive bahnt sich der empfindliche Wüterich den Weg durch ein Land, das er in seinen Widersprüchen und Lächerlichkeiten repräsentiert. Wie ein Wanderprediger gibt er seinen Sermon zu „Pennsylvania Minders“ und verkündet „I oppose the death penalty“, obwohl jeder weiß, dass er die Todesstrafe ablehnt und er einen Song darüber geschrieben hat. den man nicht vergisst: „Over Yonder (Jonathan’s Song)“.

Wie überaus bedauerlich, dass uns derselbe grandiose Mann, der das Rauschgift überlebte und sechs Ehefrauen und den Alkohol und das Gefängnis, dass uns dieser Büffel mit dem Gemeinplatz langweilt, er sei ein Patriot.

Ohnehin ist Earle am besten, wenn er Gefühliges wie „I Remember You“ im Duett brummelt. Für ein „Audio documentary“, wie Earle es wünscht, oder eine Art Werkschau auf der Bühne enthält diese Show zuviel von dem Album Jerusalem“, außerdem einen Song von Townes van Zandt, einen von Sohn Justin sowie ein blödes „What’s so Funny ‚Bout Peace, Love And Understanding“. Die Brecher „Guitar Town“ und „Copperhead Road“ gibt es. den Elektro-Folk „Harlan Man“ und natürlich ,John Walker’s Blues“, Earles dümmliche Provokation der letzten Saison.

Wirklich zu Hause ist Steve Earle bei den knarzigen Darbietungen mit den Bluegrass Dukes. Die sind wahrscheinlich Rednecks und halten nicht viel von diesem amerikanischen Burschen. Aber nur sie können diese Musik so spielen, dass einem schwummerig wird. Und „Hometown Blues“ und „The Mountain“ sind Lieder, die in vier Minuten alles über Amerika erzählen. Gott, was für Songs.

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