Supergrass

Route To Rouen

EMI

Zehn Jahre sind vorbei. Die Briten werden doch noch erwachsen

Der Aufschlag war bestimmt nicht schön. Feierte man das britische Trio noch mit dem vorletzten Album „Supergrass“ als potentielle Retter einer verkopften Musikwelt, war der Nachfolger „Life On Other Planets“ zwar kein qualitativer Totalabsturz, aber auch kein Fortschritt – und es hörten nur noch wenige hin. Es folgte ein „Best Of“ und die obligatorische Kreativkrise.

Im Heute angekommen, verkörpern Supergrass zwar immer noch wie kaum eine andere Band sämtliche Vorteile englischer Rock- und Popmusik: den Zug zum Refrain, organischen Sound, grenzenlose Instrumentierung, das Augenzwinkern, die Tanzbarkeit. Nur dieses „morgens noch kurz zu Supergrass tanzen und dann los“ – das ist vorbei. Denn „Route To Rouen“ ist trotz 37 Minuten Spielzeit fast episch vertrackt und auch ziemlich ernst. Der Titeltrack: ein sperriges Stück, das mit seinen zahlreichen Wendungen überzeugt. Die Band nutzte hier ihren Spieltrieb für beachtliche Klangwelten mit Streichern und Chören. „Roxy“ ist ewig lang, dramatisch und wird gefolgt von einer nicht einmal zweiminütigen Mischung aus einem russischen Kinderlied und Bossa Nova namens „Coffee In The Pot“. Das besinnliche, zart instrumentierte Abschlußliedchen „Fin“ klingt ebenfalls unkonventionell, stellt aber klar: Supergrass haben vielleicht das Kind in sich verloren, aber nicht ihre Liebe.

Und: „Route To Rouen“ wird nicht die Platte sein, derentwegen man sich an Supergrass erinnert. Aber sie zeigt eine sehr gute Band in einer anderen Farbe.