Sweet Lights :: Fiona Apple The Idler Wheel Is Wiser Than The Driver Of The Screw …

Neurotisch, wütend, einzigartig: das neue Kunstwerk der großen Songschreiberin

„Every single night/ I endure the flight/ Of little wings of white-flamed/ Butterflies in my brain“, so beginnt das neue Album von Fiona Apple, erst das vierte in 16 Jahren. Die Schmetterlinge sind wohl oft eher Qual als Inspiration. Erstaunlicherweise scheinen die Erwartungen, die durch ihre langen Pausen entstehen, die 34-jährige Songschreiberin gar nicht zu kümmern. Sie macht einfach weiter, als wäre nichts gewesen – und die zehn neuen Songs stellen wieder ihre Einzigartigkeit aus. Sie spielt ihr Klavier anders als jede andere, eigentlich schlägt sie es eher. Sie singt auch die zartesten Stücke mit einer zurückgehaltenen Wut, die Angst machen könnte, wenn sie nicht gleichzeitig so anmutig wäre.

Natürlich könnte man sich wünschen, dass Apple so fleißig wäre wie Ani DiFranco oder zumindest so produktiv wie Tori Amos, aber das würde bedeuten, dass sie normal wäre, und keine normale Frau kann solche komischen Songs schreiben, die weder Pop noch Jazz noch Vaudeville sind, die selten einen richtigen Chorus haben oder eine konsequente Struktur – und die einen doch sofort gefangen nehmen. Das liegt natürlich auch an den Text-Kaskaden: Die bittere Verabschiedung „Periphery“ oder die noch bitterere Anklage „Regret“ muss man schon mehrmals hören, um das ganze Ausmaß an Verachtung zu verstehen. Als Apple 1996 ihr Debüt „Tidal“ veröffentlichte, dachte man noch: Da musste sich ein Mädchen viel von der Seele schreiben, all die Verletzungen und die Verzweiflung, und was macht sie dann, wenn sie älter wird und sich ihr Leben nicht nur um die eigene Befindlichkeit dreht? Heute wissen wir: Die (Auto-)Aggression ist offensichtlich Apples Alltag, es gibt bei dieser Frau keinen anderen Modus.

Ihre Balladen sind immer noch so grausam wie schön. Ein „Valentine“ sieht bei Apple so aus: Erst verletzt sie sich selbst, dann tropfen beim Abendessen ihre Tränen auf den Teller, der Tanz scheitert an Krämpfen. Die Liebe sucht sich einen Ausweg: „I’m a tulip in a cup/ I stand no chance of growing up/ I’ve made my peace, I’m dead, I’m done/ I watch you live, to have my fun.“ Wie so oft spielt sie das Opfer, und man könnte ihr das übelnehmen, wenn ihre Stimme nicht so stolz klänge. Sie mag neurotisch, egozentrisch, irre sein, schwach ist sie nicht. In „Left Alone“ besiegelt sie die eigene Bindungsunfähigkeit, mit dem „Werewolf“ gibt es auch keine Zukunft: „We can still support each other/ All we gotta do is avoid each other/ Nothing wrong when a song/ ends in a minor key.“ Fiona Apple bleibt die Hauptfigur in ihren Tragödien, und bis zum nächsten Akt dauert es wahrscheinlich wieder ein paar Jahre. Bisher hat sich das Warten immer gelohnt. (Sony) Birgit Fuss

Beste Songs: „Valentine“, „Periphery“

The Beach Boys

That’s Why God Made The Radio

Simple Liedchen und viel Autotune: keine sensationelle Reunion

„I had this dream/ Singing with my brothers/ In harmony/ Supporting each other“, hat Brian Wilson 2008 auf seinem Soloalbum „That Lucky Old Sun“ gesungen. Falls ihm auch Mike Love in diesem Traum durch den Kopf gegeistert ist, dürfte er das mithilfe seiner Therapeuten und Medikamente verdrängt haben. Jetzt sieht er den streitsüchtigen Cousin allerdings wieder öfter, denn die Beach Boys (bzw. das, was davon übrig ist) haben sich, anders als die Rolling Stones, rechtzeitig zum 50-jährigen Jubiläum wieder zusammengerauft, um ein neues Album aufzunehmen. Wobei Brian Wilson bei den ersten öffentlichen Auftritten noch apathischer und willenloser wirkte als bei den Reanimierungsversuchen in den Siebzigern.

Eigentlich singen die Beach Boys ja schon seit dem „Smile“-Desaster um eine Leerstelle herum. Den verstorbenen Carl und Dennis Wilson ist es einige Jahre auf Alben wie „Friends“, „Sunflower“, „Surf’s Up“ und „Holland“ gelungen, die dunklen Momente des nur noch selten aufflackernden Genies zu überspielen. Auf „That’s Why God Made The Radio“ sind die Überlebenden auf die Hilfe anderer angewiesen. Das Titelstück, eher ein liebevoller Pastiche als ein großer Song, hat zu großen Teilen Jim Peterik geschrieben, einst Sänger von Survivor. Die Harmonien klingen mehr nach Wilsons Tourband als nach den Originalen, vor allem Jeff Foskett, der bei den Live-Shows oft für seinen Chef einsprang, ist deutlich zu hören. Zudem sind die Stimmen von Wilson, Love und Al Jardine, Bruce Johnston und David Marks durch nachträgliche Tonhöhenkorrektur stellenweise so getrimmt, dass „That’s Why God Made The Radio“ klingt wie ein nostalgischer Computer, der aus bekannten Versatzstücken (man könnte auch sagen: aus Klischees) neue Stücke zusammengesetzt. Von „good times“, „beaches in mind“, „a place in the sun where everyone can have fun“ und der „summer love“ wird gesungen. Ein trauriges ZDF-Fernsehgarten-Flair stellt sich ein, wenn man sich zu diesen simplen Liedchen fünf ältere Herren in Hawaiihemden vorstellt.

Doch gegen Ende, als man längst aufgehört hat zu hoffen, gibt es ein paar Momente, die dieses Album zumindest stellenweise über die banalen Platten erheben, die die Beach Boys in den Achtzigern und Neunzigern aufnahmen – die Reflektionen über das Altern „From There And Back Again“ und „Pacific Coast Highway“ etwa sind bei allem Kitsch und störendem Autotune-Nonsense anrührend, und dann erklingt dieses aus den „Smile“-Sessions vertraute psychedelische Piano, die Perkussion macht auf „Pet Sounds“ und Brian Wilson singt mit brüchiger Stimme ein Lied, das er mit Jon Bon Jovi (!) schrieb: „Summer’s gone – I’m gonna sit and watch the waves/ We laugh, we cry/ We live and die/ And dream about our yesterday.“ Der Sommer ist endgültig vorbei. Zeit, den Strandkorb zuzusperren und in die warme Stube zu gehen. (EMI) Maik Brüggemeyer

Beste Songs: „Pacific Coast Highway“, „Summer’s Gone“

Scott Kelly, Steve von Till, Wino

Songs Of Townes Van Zandt

Ergreifend: Metal-Musiker singen Van Zandts Verzweiflungslieder

Am Ende seines Lebens freute sich Townes Van Zandt: Junge Musiker, die forsch Gitarre spielten und etwas von „Alternative Rock“ murmelten, hatten den maladen Songschreiber entdeckt. Van Zandt war früher einer der größten Poeten, die je unter der Sonne wandelten – jetzt trank er zwei Flaschen Whiskey am Tag; abends saß er auf irgendeiner Bühne, klampfte und lallte Unverständliches. Die jungen Musiker nahmen seinen Kram mit ihm auf, Van Zandt war es egal.

Jetzt haben drei Musiker die Verzweiflungslieder des verrückten Genies interpretiert – Songs, die immerhin von Johnny Cash, Wilie Nelson, Kris Kristofferson und Steve Earle gesungen und bewundert wurden. Doch sogar diese alttestamentarischen Männer tauchten nicht so auf den Grund dieser trostlosen Lyrik wie Steve Von Till, Scott Kelly und Scott „Wino“ Weinrich: Diese Burschen sehen aus wie Troglodythen, die gerade aus dem Knast kommen, und spielen sonst Doom Metal. Damit bewohnen sie sozusagen die Nebenhölle zu Van Zandts Inferno.

Jeder Musiker spielt bei ein paar Stücken für sich allein Gitarre und singt mit kaputter Grabesstimme, und es ist unfassbar rührend, wie roh und borkig sie „Lungs“ vortragen, „Black Crow Blues“, „The Snake Song“ und „Nothin'“, ohne Zierat, ohne Schutz: „Hey mama, when you leave, don’t leave a thing behind.“ In dieser Welt ist es so dunkel und trostlos, dass man nicht mal mehr weinen kann. Großer Death Metal. (My Proud Mountain) Arne Willander

Beste Songs: „Lungs“, „The Snake Song“

The Gaslight Anthem

Handwritten

Brian Fallon tröstet wieder den kleinen Mann, jetzt noch direkter

Es ist durchaus eine Errungenschaft, wie Gaslight Anthem mehrere musikalische Welten der USA zusammenbringen. Natürlich Springsteens Vorstadtromantik, aber auch der Ostküsten-Punkrock der späten Achtziger und der Grunge der frühen Neunziger – alles drin in diesen weltumarmenden Liedern. Das normale Leben wird bei Brian Fallon groß und muss unbedingt Sinn ergeben, auch wenn der Kampf aussichtslos scheint und die Liebe verzweifelt ist. Dabei sein ist alles, das ist der Trost der kleinen Leute, die immer Jimmy, Johnny und Frankie heißen. Fallon hat diesen Trost viele Male in drei, vier Akkorde gekleidet und ist darüber zu einem amerikanischen Helden geworden.

Das neue Album seiner Band heißt „Handwritten“, weil Gaslight Anthem zu ihrem Ursprung zurückkehren wollten. Den suchte die Band bei Brendan O’Brien in Nashville – O’Brien wird immer hinzugezogen, wenn es um gerade heraus gespielte Platten geht, weshalb er sowohl Springsteen als auch Pearl Jam in der Kundenkartei hat. Und es ist ja wahr: Kaum einer lässt Bands so direkt und lebendig klingen.

Auch Gaslight Anthem scheinen direkt in einem – allerdings schön eingerichteten und klanglich gut ausstaffierten – Proberaum zu spielen. Die Hymnen sind hymnenhaft, die Inbrunst ist inbrünstig, der Rock brennt lichterloh, vielleicht sogar eine Spur mehr als bislang. Man spürt, dass Fallon sich mit seinem Seitenprojekt The Horrible Crows seine dunkle Seite von der Seele geschrieben und nun neue Energie für die laute Rockmusik hat, die hier zudem mit toller Dynamik aufgeführt wird. Bemerkenswert ist allerdings, dass das schönste Lied fast nur eine akustische Gitarre braucht. Es heißt „National Anthem“ und beschließt das Album.

Ganz und gar außergewöhnliche Kompositionen sind nicht auf der Platte, die Mannschaft ist der Star – dass man Fallons Repertoire als distanzierter Betrachter etwas gleichförmig findet, ist nichts Neues. Gutes Album, nichtsdestotrotz. (Universal) Jörn Schlüter

Beste Songs: „45“, „National Anthem“

Phantom Ghost

Pardon My English

Exzellente Kammermusik von Dirk von Lowtzow und Thies Mynther

Gebildete gutangezogene Männer, die einander gern einmal ihre Gefühle gestehen, haben sich schon immer zu den Schallplatten des kammermusikalischen Duos Phantom Ghost hingezogen gefühlt. Dirk von Lowtzow (Gesang) und Thies Mynther (Klavier) sind sonst in sogenannten Diskurspopgruppen mit gegenwartsdiagnostischen Texten und existenziell komplizierten Kompositionen befasst. Hier hingegen überlassen sie sich ganz der naiven Leidenschaft für ledergebundene Bücher und dekadente Erotik, für viktorianische Dichtung und präparierte Klaviere.

„Pardon My English“, ihr fünftes Werk, ist fraglos ihre bislang beste Platte! Was sich wesentlich der stimmlichen Reife verdankt, mit der Lowtzow die Phantom-Ghost-typische Überspanntheit inzwischen zu Gehör zu bringen versteht; so erotisch sonor, sonderbar und somnambul hat er bislang noch niemals gesungen. Atemberaubend sind insbesondere die beiden Duette, die er mit der bildenden Künstlerin, Akkordeonistin und Kirchenliedsängerin Michaela Meise darbietet. Gemeinsam klingen sie wie ein verliebtes, aber vor dem ersten Kuss noch verklemmt zurückscheuendes Pärchen in einem Technicolor-Musical; nur dass sie die eigene Verklemmtheit zugleich psychoanalytisch sezieren – in dem Stück „Dr Schaden Freud“ reimt Lowtzow denn auch „overanalyzed“ auf „Poltergeist“. Toll!

Und Thies Mynther? Früher zerdrosch er mit grober Metzgershand noch die schönsten Kompositionen und erwartete dafür den Applaus der Camp-beflissenen Zynikerboheme. Heute streichelt er innerlich zitternd die Tasten, cremt seine Saiten mit Bienenwachs ein und modelliert den Klang des derart präparierten Klaviers liebevoll zu 3D-Skulpturen: Man kann das, wie den gesamten Schaffensweg dieses hervorragenden Duos, auch als Prozess der Zivilisierung betrachten. (Dial/Kompakt/Rough Trade) Jens Balzer

Beste Songs: „Dr Schaden Freud“, „In The Tittery“

Sweet Lights

Harmoniesüchtiger Pop für die Sommerfrische von anno dazumal

Durften bei seinem vorherigen Projekt The Capitol Years, das zeitweise als Backing Band von Daniel Johnston fungierte, gelegentlich noch andere mitmischen, macht er jetzt unter dem Namen Sweet Lights gleich alles selbst. Shai Halperin, in Philadelphia ansässiger Multiinstrumentalist und Hansdampf in allen Gassen, huldigt auf „Sweet Lights“ ungeniert und detailverliebt seinen Vorbildern, die allerdings nicht die schlechtesten sind. So versteht sich „Are We Gonna Work It Out“, in dem sich elektrische und akustische Gitarren ein munteres Stelldichein geben, als kecke Antwort auf einen naheliegenden Beatles-Evergreen, während der vierteilige Rausschmeißer „Here Comes The Son“ versucht, innerhalb von sechs Minuten die gesamte Abbey Road rauf und runter zu marschieren, wobei ihm naturgemäß die Puste ausgeht.

Bisweilen klingen die elf sommerfrischen, melodieseligen und zurückgelehnten Popsongs, so nonchalant und clever sie daherkommen, leider ein wenig zu nostalgisch. Sie ähneln alten Freunden, die man wirklich gern hat, die aber nur noch in vergangenen Zeiten schwelgen. (Highline/Rough Trade) Alexander Müller

Beste Songs: „Endless Town“, „Are We Gonna Work It Out“

All Fall Down Mit Buddy Miller ist Colvin wieder ganz nah an ihren Folk-Wurzeln

Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie auch im Studio zueinanderfinden. Shawn Colvin kennt Buddy Miller schon aus den 70er-Jahren in Austin, als sie in seiner Band sang, und damit viel länger als den Rest seiner Three-Girls-Tourcombo. Als Emmylou Harris, die hier als Harmonie-Sängerin zu hören ist. Als Patty Griffin, die die bittere Erkenntnis „Change Is On The Way“ mitgeschrieben hat. „I’ll get over you, I guess even the sun will burn itself out one day“, singt Colvin seltsam gefasst, fast untröstlich.

Nicht mehr so viel geschrieben wie üblich (also fast alles) hat ihr ewiger Co-Autor John Leventhal. Und weil der Titelsong klingt, als wenn sie Diese Art von Song doch schon einmal zu oft zusammen geschrieben haben, muss man das nicht bedauern (obschon das Duo mit „Knowing What I Know Now“ und dem Treme/New Orleans-Auftragsstück „Neon Light Of The Saints“ durchaus noch seine Momente hat). Doch „All Fall Down“ bleibt eher ein Fremdkörper auf einem Album, das Colvin näher an ihre Folk-Wurzeln führt als fast alles seit „Cover Girl“ (1994). Da sprechen auch hier die Cover Bände. Rod MacDonalds Sozialkritik „American Jerusalem“, die ins Occupy-Camp der 99 Prozent passt wie Mark Zuckerberg an die Wall Street. Das ganz aktuelle Sehnsuchtsstück „Up On That Hill“ des Iren Mick Flannery ebenso wie die feine Reminiszenz an den fast vergessenen Texas Troubadour B.W. Stevenson im finalen „On My Own“.

Doch das Leventhal-Vakuum öffnet Colvin und Produzent Miller (der sich als Autor raushält) im Verbund mit starkem Studiopersonal wie Beat-Wunder Brian Blade, Bill Frisell oder Geiger Stuart Duncan auch Räume für neue Konstellationen. Für das lyrische, tastende „Anne Of The Thousand Days“, das Frisell als Co-Autor ausweist. Für den Schrecken der Entfremdung, den Colvin in „I Don’t Know You“ gemeinsam mit Bassist Viktor Krauss eingefangen hat (und Schwester Alison singt die Harmonies). Die feine Pedal-Steel-Gitarre auf fünf Songs spielt hier ausnahmsweise nicht Greg Leisz. Aber ein Mann wie Russ Pahl, der sich in Nashville auch mal von Jeff Beck inspiriert fühlt, lässt auch keine Wünsche offen. (Nonesuch/Warner) Jörg Feyer

Beste Songs: „Change Is On The Way“, „On My Own“

Lucifer

Der Post-Gothic-Sound des US-Duos verdüstert sich weiter

Aus der Dunkelheit ins Licht und wieder zurück in die Dämmerung: So könnte man den musikalischen Weg beschreiben, den das aus Wisconsin stammende Duo Peaking Lights in den letzten drei Jahren zurückgelegt hat. Bevor Indra Dunis und Aaron Coyes miteinander zu musizieren begannen, wirkten sie in diversen nachtschwarzen Gothic- und Drone-Gruppen; aus der dazugehörigen Mulm- und Verwaschenheitsästhetik entwickelten sie dann aber gemeinsam eine Art frühmorgendlich sonnenbeschienenen Post-Gothic-Klang: mit milchigem Hall und pluckernden Dub-Rhythmen aus selbst zusammengelöteten Synthesizern, mit tagträumend-rätselhaftem Gesang und einer krautig in die Groovelücken gekraulten Gitarre.

Auf der neuen, nunmehr dritten LP „Lucifer“ hat sich die Gesamtstimmung wiederum auf interessante Weise verdüstert: Die unter dem Tagtraum wühlenden Bässe sind dräuender und voluminöser geworden; in die Helle des Nebels ist eine gräulich bleifarbene Note gelangt; das Echo auf den dürr dahin trippelnden Rhythmen wirkt weit metallener und ungemütlicher als zuvor. Wesentliche Inspiration für diese Platte, sagen Dunis und Coyes, sei die Geburt ihres Sohnes Mikko gewesen; und wirklich kann einem ja die Geburt eines Kindes – wie jeder weiß, der schon einmal eine erlebt hat – das gemütliche In-den-Tag-hinein-Leben auf Dauer verderben. (Domino) Jens Balzer

Beste Songs: „Beautiful Son“, „Cosmic tides“

Swing Lo Magellan

Fein gezeichneter Indie-Pop wird durch Geistesblitze aufgemischt

Das New Yorker Dauerprojekt von Mastermind David Longstreth zerfällt seit 2002 regelmäßig in seine Einzelteile, um sich mit jeder weiteren Platte neu zu formieren. Was einst mit dem Soloalbum „The Graceful Fallen Mango“ als Singer/Songwriter-Katalog mit schrulligen LoFi-Nummern begonnen hatte, schraubte sich später hoch zu einer Hardcore-Punk-Interpretation von Black Flags „Damaged“. Eindeutiger könnte das Streben nach einer genresprengenden Popmusik kaum ausfallen. Da passt dann auch die hippieske EP „Mount Wittenberg Orca“ ins Bild, die Longstreth 2010 zusammen mit Öko-Aktivistin Björk für die Ozean-Initiative von „National Geographic“ eingespielt hatte. Ein eigenwilliger Kopf mit schwerer Schubladen-Allergie also.

Für seinen nächsten Winkelzug verzog sich der notorische Bastelbruder für zwölf Monate in eine abgeschiedene Klause nach Delaware. Mitglieder der aktuellen Band schauten gelegentlich in der Provinz vorbei. So entstand ein immenses Konglomerat, aus dem schließlich zwölf Songs für das sechste Album „Swing Lo Magellan“ destilliert wurden. Longstreth vertraut dabei durchaus auf klassische Folk- oder IndiePop-Strukturen, doch das wird ihm schon bald langweilig. Wenn etwa die feinen Chorstimmen von Haley Dekle und Gitarristin Amber Coffman zu feierlich klingen, kommt ein Störsignal daher. Geistesblitze zerschießen das Spiel der akustischen Gitarre. Handclap-Effekte lassen „Dance for You“ beswingt und heiter beginnen, doch statt durchgehender „Boogie down“-Stimmung kündigt sich unvermittelt ein episches Finale an. Analoges und digitales Schlagwerk poltert über Klimpergitarren und Geigenbögen. Kurzum: 1.000 und eine Idee, wie man Popsongs zu Kunstwerken umstricken kann. (Domino) Ralf Niemczyk

Beste Songs: „Gun Has No Trigger“, „Swing Lo Magellan“

Arnaldo Antunes, Edgard Scandurra & Toumani Diabaté

A Curva Da Cintura

Ein transatlantisches Bündnis, majestätisch und urban

Es ist wohl sein ewiges Stigma, dass seine Soloalben nur in Ausnahmefällen, seine Kollaborationen aber regelmäßig auf dem hiesigen Markt veröffentlicht werden: Arnaldo Antunes, eine der progressivsten Kräfte der brasilianischen Musik, brillanter Poet, Klangkünstler und Songwritingpartner von Marisa Monte, begibt sich zusammen mit seinem Landsmann und Gitarrenheld Scandurra als neues Team auf völlig unbekanntes Terrain. Nach einem Aufeinandertreffen mit dem malischen Griot Diabaté bei einem Festival in Rio revanchierte sich der Afrikaner nun mit einer Einladung nach Bamako.

Die ungewöhnliche transatlantische Verbrüderung hat überraschend stimmiges, teils faszinierendes Material zutage gefördert. Als roter Faden leitet die rigide Bassstimme von Antunes durch die Songs, dialogisiert effektvoll mit dem nasalen Timbre der afrikanischen Griottradition. Clever, wie sich die zirpenden Linien auf der Kora-Stegharfe mit Scandurras tremolierender Saitenkunst umwinden.

Für die Beats greift das Ensemble zumeist auf westafrikanische Percussion zurück, eine kluge Entscheidung zugunsten der Transparenz des Klangbilds. Wo sich sonst hinter dem Prädikat „afrobrasilianisch“ meist Rituelles verbirgt, ist hier eine ganz neue Legierung von majestätischer Savannentradition und urbanen Tropentönen entstanden, die gelegentlich auch Bluesrockiges streift. (Mais Um Discos/Indigo) Stefan Franzen

Beste Songs: „A Curva Da Cintura“, „Cê Não Vai Me Acompanhar“

Rhythm And Repose

Intime Songs der besseren Hälfte von The Swell Season

Zwar erzählt diese Platte von schwermütigen Abschieden und widerwilligen Aufbrüchen. Zwar wird dieser Mann mit der wohlig angerauten Stimme in „The Storm, It’s Coming“ auf den Sturm warten, ohne zu wissen, ob er hoffen oder bangen soll, und in „Bird Of Sorrow“ langsam verzweifeln. Trotzdem hat der Ire Glen Hansard die Trennung von Marketa Irglová besser verkraftet als die Tschechin, mit der er The Swell Season war, in der Indie-Romanze „Once“ die Hauptrollen gespielt und für den Song „Falling Slowly“ einen Oscar bekommen hat. Hat sich Irglová auf ihrem Solodebüt „Anar“ vor ein paar Monaten ins Ätherische verirrt, liefert Hansard mit dem sich sehr persönlich gebenden „Rhythm & Repose“ seine bisher beste Arbeit ab.

„Maybe Not Tonight“, durch das die Slide Guitar David Mansfields tönt, atmet die amerikanische Musikgeschichte tief ein, ist eine Hippie-Reminiszenz zwischen James Taylor und Crosby, Stills & Nash, eine Hymne aufs Hier und Jetzt: „Maybe we should do what’s right, but maybe not tonight.“ Die Nummer „Talking With The Wolves“ gestaltet Hansard dagegen als die Sorte zärtlich groovender Popsongs, die man von Prefab Sprout kennt. Im souligen „Love Don’t Leave Me Waiting“ borgt er sich Bruce Springsteens Bläsersatz aus, um dem Verlangen feine Zwischentöne abzuverlangen. „What Are We Gonna Do“ ist eine empfindliche Momentaufnahme des Nicht-von-der-Stelle-Kommens, die Vertonung eines unschlüssigen Augenblicks.

„Rhythm & Repose“ scheint tief ins schwere Herz Glen Hansards zu führen, ein Stimmungsbericht aus seiner Zeit in New York City. Die prominent besetzte Platte (auch Javier Mas wirkt als Gastmusiker mit) erweist sich als intimes Album, das sich überraschend oft im Dreivierteltakt dreht: Die wehmütige Eröffnung „You Will Become“ ist ebenso ein Walzer wie etwa das dunkeltönende „Philander“ und das Folkstück „Song Of Good Hope“ am Ende der Platte, in dem Glen Hansard auch sich selbst Hoffnung macht: „Take your time, baby/ It’s not as bad as it seems.“ (Anti) Gunther Reinhardt

Beste Songs: „What Are We Gonna Do“, „Talking With The Wolves“

Seeker Lover Keeper

Seeker Lover Keeper

Gute Idee: Drei australische Songschreiberinnen bilden ein Team

Seeker Lover Seeker sind die Supergroup des australischen Indie-Songwriting: Sarah Blasko, Holly Thristle und Sally Seltmann absolvieren daheim erfolgreiche Solokarrieren und haben für ihre Veröffentlichungen Preise bekommen. Auf ihrer gemeinsamen Platte schreiben die Damen zwar nicht miteinander, wohl aber füreinander. Blasko singt Thristle, Seltman singt Blasko und so weiter. Das in New York von Victor van Vugt (Nick Cave, Beth Orton) produzierte Album konzentriert sich auf das gemeinsame Singen und Spielen – es ist viel Weite in den vorsichtigen Arrangements aus Klavier, Gitarren und einem tief in den Raum gestellten Schlagzeug. Die spärlich illuminierten Szenen und das reduzierte Songwriting erinnern an Anna Ternheims frühere Werke, auch Feist kommt in den Sinn. Apropos: An deren Hit „1234“ hat Sally Seltmann als Co-Schreiberin mitgewirkt.

Nicht alles auf „Seeker Lover Keeper“ ist bemerkenswert, doch eine Handvoll sehr guter Songs sind im Repertoire, zuvorderst das hoppelnde „Even Though I’m A Women“ und das betörend gesungene „Bring Me Back“. Gesucht, gefunden! (Rough Trade) Jörn Schlüter

Beste Songs: „Bring Me Back“, „Even Though I’m A Woman“

Class Clown Spots A UFO

Mouseman Cloud

GBV-Nachschub: große Songs, aber keine Überraschungen

Wenn der Guided-By-Voices-Fan vor die Tür muss, um einen Kasten Bier zu holen, kann er dieser Tage meist gleich noch ein neues Album seiner Lieblingsband dazukaufen, denn die klassische Guided-By-Voices-Besetzung ist so produktiv wie in den goldenen Tagen. Gerade mal fünf Monate, nachdem Robert Pollard, Mitch Mitchell, Tobin Sprout und Greg Demos mit „Let’s Go Eat The Factory“ ihr erstes gemeinsames Album in 16 Jahren veröffentlichten, gibt es schon das nächste, und ein weiteres ist bereits angekündigt. Zudem ist ein neues Solowerk des Sängers und Songwriters Robert Pollard erschienen. Das ist selbst für die Band, gegen die The Fall wie große Arbeitsverweigerer wirken, eindrucksvoll.

„Class Clown Spots A UFO“ beginnt, man muss schon sagen: erwartungsgemäß mit einem Power-Pop-Diamanten – natürlich auf LoFi produziert, denn das ist Markenzeichen der klassischen Guided By Voices. Überraschungen sollte man von dieser Band keine erwarten. Der Titelsong etwa ist schon fast 20 Jahre alt und dem obsessiven Fan bereits in einer früheren Version als „Crocker’s Favorite Song“ von der Raritäten-Compilation „King Shit And The Golden Boys“ bekannt. Aber selbst wenn das ganze Album nur aus verschiedenen Inkarnationen dieser harmonieseligen, händeklatschenden Hymne bestünde, müsste man es kaufen, so gut ist die. Doch auch an großen neuen Songs herrscht kein Mangel: „Keep It In Motion“ etwa wäre bei ELO ein Hit geworden, und „All Of This Will Go“ ist feinster Sixties-Garagen-Pop – übersteuert und zugleich lieblich. Zwischen solchen Perlen finden sich härtere psychedelische Jams (keine Angst, die sind jeweils nach zwei Minuten zu Ende), vor allem aber anrührende, manchmal nicht mal einminütige Skizzen – „Lost In Spaces“ etwa ist nur 51 Sekunden lang und handelt doch von allem. Klassische Guided By Voices also – eklektisch, zerschossen, traditionsverliebt.

Für seine Soloalben hat sich Pollard mit dem Produzenten Todd Tobias eine aufgeräumtere, straightere Ästhetik zugelegt. Das gilt auch für „Mouseman Cloud“, ein stupides, trockenes Gitarrenalbum, das für Pollards Verhältnisse recht melodienarm scheint und wohl eher um die Rezitation seiner Texte gebaut wurde. Kostprobe: „I’m semi drained/ I’m so half strained/ I’m so half brained/ Got a lop-sided head.“ Natürlich spielt auch diese Platte musikalisch im Guided-By-Voices-Universum. Die Highlights verstecken sich in der Mitte: das brachiale „Bats Flew Up“ und das bowieske „Continue To Break“. Ob man dieses Werk wirklich braucht? Am Ende sind zwei Kästen Bier immer besser als einer. (Fire/Cargo) Maik Brüggemeyer

Beste Songs: „Class Clown Spots A UFO“, „Lost In Spaces“

Glenn Frey

After Hours

Würdevolles Alterswerk: Der Eagles-Kopf covert Klassiker

Folgende Klischees sind für diese Rezension unerlässlich: ein Gesicht wie ein Amboss, eine Stimme aus Gold, die Streicher schluchzen, das Piano perlt, das Schlagzeug klingt wie das Rascheln von Bettdecken, Brillanz in Samt, ein guter Jahrgang, edel-patinierter Sound.

Glenn Frey hat alles erreicht, was man in diesem Business erreichen kann, hat mit den Eagles Abermillionen von Platten abgesetzt und begeht seinen Ruhestand nun mit dem würdevollen „After Hours“. Die Perfektion, mit der er seine Versionen von Klassikern legendärer Crooner und Zeitgenossen (Nat King Cole, Tony Bennett, Dinah Washington, Brian Wilson) darbietet, ist kaum zu überbieten. In „My Buddy“ schmachtet Frey wie ein geläuterter Willie Nelson; in „The Good Life“ schwingt er sich in Höhen hinauf, die keiner der R&B-Stimmakrobaten, die sich täglich in Castingshows abrackern, derart lässig intonieren könnte. Doch die schönsten Stücke finden sich am Ende: der Beach-Boys-Höhepunkt „Caroline, No“ und Randy Newmans verstörendes Liebeslied „Same Girl“. Frey agiert dabei stets zurückhaltend – genau darin liegt der Reiz dieses mitternächtlichen Streifzuges durch die populären amerikanischen Musikstile der 40er- bis 60er-Jahre. Emotionen existieren in Freys bis zur totalen Künstlichkeit stilisierten Melancholie nur als Erinnerungen. Und nichts scheint jemals zu vergehen, weil alles längst Vergangenheit ist. (Universal) Max Gösche

Beste Songs: „My Buddy“, „Caroline, No“

The dB’s

Falling Off The Sky

Power-Pop in Originalbesetzung und ohne unnötige Nostalgie

Nachgeborenen ist schwer zu vermitteln, was vor 30 Jahren so aufregend gewesen sein soll an vier jungen Amis aus North Carolina, die britischen Pop liebten und andere Amis, die das auch schon auf ihre Weise getan hatten (wie Alex Chilton). Doch hielt man Big Star damals noch für eine Supermarktkette und R.E.M. machten sich gerade erst auf ihren langen Marsch durch die Institutionen, als die dB’s mit „Stands For Decibels“ und „Repercussion“ gleich zwei definitive Meisterstücke ablieferten. Wobei die Power ihres Power-Pop auch im exzentrischen Detail steckte und natürlich in sündhaft guten Hooks.

Jedenfalls ist die Band jetzt wieder im Original-Line-up am Start, das 1982 nach dem Ausstieg von Chris Stamey schnell zerbröselt war. Mit „Falling Off The Sky“ gelingt es den vieren erstaunlich gut, ihrem Sound treu zu bleiben, ohne dabei altbacken oder nur nostalgisch zu klingen. „That Time Is Gone“, singt Peter Holsapple, der zweite Songschreiber-Kopf, gleich zum Auftakt, ein energischer Weckruf womöglich auch für sich selbst. Dazu orgelt die olle Acetone, als hätte sie noch mal eine Zukunft.

Für den melancholisch gebrochenen Epilog auf die nicht immer gute alte Zeit ist aber vor allem der größere Melodienschöpfer Stamey zuständig. „I don’t remember how it feels to be free and pure“, barmt er in „Send Me Something Real“ und erweist sich auch mit dem akustischen „Far Away And Long Ago“ als Summa-cum-laude-McCartney-Schüler. Toll auch der mit Psycho-Streichern versetzte Rocker „The Adventures Of Albatross And Doggerel“. Prosaischer tritt erneut Holsapple auf, mit der charmanten Entschuldigung „I Didn’t Mean To Say That“, vor allem mit der beschwingt-bitteren Anti-Selbstmitleidspritze „World To Cry“. Doch können Pop und Erwachsensein je Freunde werden? Eine ziemlich alte Frage. „Falling Off The Sky“ klingt wie ein ziemlich neues, gutes Argument dafür. (Blue Rose) Jörg Feyer

Beste Songs: „World To Cry“, „The Adventures Of Albatross And Doggerel“

Here

Ein Album wie ein einziges Herumhüpfen in Schlabberklamotten

Neulich bei Letterman: Da geht der Late-Night-Veteran nach dem Auftritt von Edward Sharpe & The Magnetic Zeros rüber zu Alex Ebert, dem Sänger und Vortänzer der Band, und bedankt sich mit einem freundlichen „Thank you, Edward“. Kann passieren, wenn man sich Verwirrung auf die flatternde Freak-Fahne geschrieben hat. Also, Edward Sharpe & The Magnetic Zeros – nicht Letterman!

Nachdem Ebert auf seinem letztjährigen Soloalbum eine Art Hängematten-Variante des Bandkonzepts präsentierte, wird hier wieder ordentlich jubiliert und mit dem Schellenkranz gerasselt. Das tönt stellenweise, als hätte Devendra Banhart jeder Spukigkeit die Studiotüre gewiesen und stattdessen aus Kevin-Ayers-Novelty-Pop, Sechziger-Westcoast-Leichtigkeit und Polyphonic-Spree-Frohlocken eine Sommerplatte gezimmert. Ein gelegentliches Akkordeon mag Arcade-Fire-Assoziationen aufkommen lassen, allerdings ersetzen die Kalifornier Ambitioniertheit durch Spinnertum. Das Schönste ist, dass man dieser Platte Eberts Eins-mit-den-Elementen-Tanzstil geradezu anhören kann: „Here“ ist ein einziges Umherhüpfen in Schlabberklamotten. Man sollte schon ein Herz für Hippies haben.

Tatsächlich haben Edward Sharpe & The Magnetic Zeros gleich zwei neue Alben aufgenommen: Neben dem gelösten, mit religiöser und esoterischer Bildsprache hantierenden „Here“ entstand auch ein stärker psychedelisch gefärbtes Werk, das noch in diesem Jahr erscheinen soll. Für die warmen Monate passt „Here“ erst einmal perfekt. Definitiv die beste Musik, um sich einen Knoten in den Rauschebart zu machen. (Beggars) Eric Pfeil

Beste Songs: „Man On Fire“, „Dear Believer“

Silly Walks Discotheque

Storms Of Life

Das Silly-Walks-Soundsystem jammt mit hochkarätigen Gästen

Woche für Woche beschallen Silly Walks seit über 20 Jahren die Tanzhallen dieser Republik, und haben sich zu einem der renommiertesten Soundsysteme hierzulande entwickelt. Dieses permanente Auflegen hat immense Vorteile: Es übt, man lernt die Funktionalität seiner Songs kennen, und ist immer up to date. All das hat ihnen auf dem Weg zur zwangsläufigen Produzententätigkeit immens geholfen. Nach negativer Presse, der Homophobiedebatte und damit verbundenen zahllosen Konzertabsagen, die den Reggae in den letzten Jahren schwer belasteten, war es den Hamburgern zehn Jahre nach ihrem letzten Album („Songs Of Melody“) ein drängendes Anliegen, dem Genre ein positives Image zurückzugeben. Und die Rettung naht.

Den Stil ihres neuen Albums bezeichnen sie bewusst als „Reggae Reggae“, um Unterteilungen wie Modern Roots, Dancehall und Lovers Rock zu vermeiden, obwohl auch die hier klar zu finden sind. Symbolisch eröffnet Torch mit „Reggae Music“ eine Songsammlung, die wie ein Best-Of der Neunziger klingt und doch noch gut genug für die nächsten zehn Jahre ist. Torch, Hezron und Exco Levi sind nur einige der jungen Talente, die den meisten kaum bekannt sein dürften, die aber mit den Stars der Szene wie Luciano, Peter Hunnigale und Daville eine perfekte Symbiose aus Riddims und Vocals geschaffen haben. Zwei Jahre haben SWD mit Junior Blender an diesen schwergewichtigen Riddims geschraubt, die es den 15 Gastsängern (auf 16 Songs) leicht machen, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Natürlich darf auch Gentleman nicht fehlen, schließlich war er von 1994 bis 1999 der MC bei Silly Walks. (Tete/Groove Attack) Hans Peters

Beste Songs: „All You Need In A Friend“, „You“

Maps

Sam Duckworths ambitionierter Brit-Pop ist nur semi-originell

Mit seiner Super-Nerd-Brille und der Fransenfrisur sieht Sam Duckworth aus wie ein Doppelgänger des Schauspielers Charlie Saxton. Der spielt in der US-Serie „Hung“ die Karikatur eines kleinen Hipsters mit Identitätsproblemen. Ob es Duckworth ähnlich geht? Den Namen seiner Band – die ihm wesentlichen aus ihm besteht – muss man wohl als spätpubertäre Entgleisung sehen. Als Referenz an Superman, aber auch an die Selbstermächtigungs-Haltung des DIY – schließlich liegen dort Duckworths Wurzeln.

„Maps“, das vierte Album von GCWCF, ist jedoch eher eine Hommage an Blur & Konsorten. Die ambitioniert vergnügte Haltung des Brit-Pop lugt aus allen Ecken, an semi-originellen Einfällen besteht kein Mangel. „Offline Maps“ ist ein pathetisches Loblied auf das Unperfekte, vorgetragen im Glauben, dass die Welt am Ende doch noch gerettet werden kann.Duckworth gefällt sich anscheinend als kritischer Geist, der gern Missstände anprangert. „Daylight Robbery“ etwa handelt von Insolvenz und ökonomischen Unstimmigkeiten – und kommt zu dem wenig überraschenden Resümee: „All of the liars and the thieves/ Couldn’t take my dignity/ I don’t care how hard you try.“

„Es genügt nicht keine Gedanken zu haben“, hat uns Karl Kraus gelehrt, „man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.“ Gang Of Four schafften es mit wenigen Sätzen, gesellschaftliche Wertesysteme in Frage zu stellen, ihre Gedanken waren wie Seziermesser. Duckworth sollte Alben wie „Entertainment“ studieren – und von Blur nicht nur die gute Laune klauen, sondern auch die guten Melodien. (Cooking Vinyl) Jürgen Ziemer

Beste Songs: „Offline Maps“, „The Real McCoy“

Christian Scott

Christian aTunde Adjuah

Tiefgang mit Trendgefühl: funky Jazz(-Rock) aus New Orleans

Schauplatz Rare Record Store („No Tapes, No CDs, Just Records“). Ganz gelingt es dem schwarzen Jazztrompeter nicht, in einem Clip auf seiner Website klar zu machen, warum für seine Musik Dylans Album „The Times They Are A-Changin'“ so wichtig ist, dass er es angeblich fast täglich hört. Christian Scott will offenbar einerseits sich ändernden Zeiten gerecht werden, Neuland betreten – und andererseits Musik machen, die so berührt, wie es ihm mit Bob passiert ist.

Zumindest versucht er die Leute nicht gefühlsselig zu beeindrucken, sondern auf ziemlich coole Art, sozusagen als Speerspitze einer von Tradition und HipHop gleichermaßen beeinflussten Fusion. Und diesmal besonders stark geprägt vom Schlagzeugspiel eines Mannes, der schon auf vielen Hochzeiten getanzt hat: Bilal, Pharoah Sanders, Kenny Garrett, Jacky Terrasson und Gretchen Parlato. Jamire Williams spielt so bewusst rock-heavy und dicht, dass man nur staunen kann, wie elegant und atmosphärisch trotzdem viele der 23 Tracks auf diesem Doppelalbum klingen. Ein Kontrast, der schon beim Einstieg frappiert: „Fatima Aisha Rokero 400“ wirkt wie ein Mahavishnu Orchestra fürs neue Jahrtausend mit strahlend hymnischen Trompetenklängen.

Scott ist ein Mann, der alles gleichzeitig sein will: politisch, hip, sozial engagiert, philosophisch tiefgängig. Tiefgang samt Trendbewusstsein kriegt er musikalisch gut hin. Sein Funk klingt sperrig, die gelegentliche Nähe zu Radiohead und Co. entspannt. Eine Musik, die dem JazzJazz nahe steht und zugleich dem JazzRock ein stimmiges Update verschafft. (Concord/Universal) Klaus von Seckendorff

Beste Songs: „Liar Liar“, „Alkebu Lan“

Starlight

Die Sängerin spielt ihre Art von Jazz: swingend und eigensinnig

Können Drumcomputer swingen? Joan Armatrading versucht, eine Antwort auf diese Frage zu geben. Mit einem ganz im Alleingang eingespielten und programmierten, nun ja: Jazz-Album. Mal abgesehen davon, dass Improvisation als konstituierendes Element hier keine Rolle spielt, wird „Starlight“ dieser Charakterisierung nur gerecht, wenn man „Into The Blues“ von 2007 als Blues- und „This Charming Life“ von 2010 als Rock-Album sieht. Eine kuriose Genrefixierung, weil dabei doch immer typische Armatrading-Musik entsteht, die dank Timbre, Phrasierung und Melodiesinn heute noch so eigen dasteht wie bei ihrem Debüt vor 40 Jahren.

So klingt auch „Starlight“ weniger nach Laborversuch, als man denken könnte – und offenbart doch, dass der Britin aus der Karibik in ihrer ständigen Zwiesprache mit sich selbst ein wenig Input von außen gut tun würde. Es swingt also trotz Drum-Computer und Bläsern aus der Retorte schon ein bisschen. Für den nächsten Versuch wünschen wir ihr (und uns) trotzdem ein paar gute Musiker, zumindest eine unprogrammierte Rhythmusgruppe. Die hätte Songs wie „Close To Me“, das funkige „Back On Track“, „I Want That Love“ oder „Busy With You“ bestimmt noch mal ganz anders zum S(ch)wingen gebracht. (Hypertension) Jörg Feyer

Beste Songs: „I Want That Love“, „Tell Me“

The Soundtrack Of Our Lives

Throw It To The Universe

Das Abschiedsalbum der Göteborger: bescheidener Psych-Rock

Man muss sich kurz beim Bandnamen aufhalten. Der übliche Lebenssoundtrack eines musikalisch interessierten Menschen wird vermutlich ein recht buntes Gemisch aus Rock und Elektronik, HipHop und Soul, Jazz und Klassik zeigen. Dem Sextett aus Göteborg allerdings, einst aus den Stoner-Ruinen von Union Cabide Productions entstanden, scheint auch auf diesem sechsten Album seit 1996 nicht viel mehr als ein paar psychedelische Rocksounds aus den späten Sechzigern passiert zu sein.

Nun muss ein entschlossen reduziertes Dasein nicht gleich langweilig sein. Nur strebt solche Monokultur fast naturgemäß zur Verödung. TSOOL haben ihren ertragreichsten Sommer vor vier Jahren mit „Communion“ erlebt, einem selbstbewusst und kennerhaft als Doppelalbum angelegten Pastiche großer Britrock-Momente, in dem es – nicht überraschend – um ein bedrücktes Verhältnis zur modernen Welt ging.

Obwohl „Throw It To The Universe“ wohl das letzte Album der Band sein wird, klingt es recht understated wie eine disziplinierte Midtempo-Variation über die frühen Pink Floyd, voll verhangen klingelnder Gitarren, melancholischer Harmoniewechsel, wehender Chorstimmen und versponnenen Arrangements. Dem Syd-Barrett-Gedächtnisaspekt fügen sich ein paar Schuss kalifornische Träumerei und Kinks-Skurrilität hinzu, wobei man Ray Davies vermutlich nicht dabei erwischt hätte, einen Titel wie hier „Busy Land“ mit den Worten „Deep in a forest so dark lives a little white dwarf“ und einem lustigen Siebenzwerge-Chor zu beginnen.

Allein aus kategoriellen Gründen kann man Böses über das Album eigentlich nicht sagen. Innerhalb seines historischen Rahmens ist es ein hübsch melodisches und stimmiges Werk – aber eben drum auch rundum uninteressant. (Haldern Pop) Markus Schneider

Beste Songs: „You Are the Beginning“, „Reality Show“

Night and Day

Zwischen abgründig und lustig: Momentaufnahme des Antihelden

„I’m a seventy year old nigger“, verkündet der selbsternannte Black Godfather Andre Williams im kürzesten Song der Platte – und schließt mit den Worten: „Don’t fuck with me.“ Tatsächlich war der Punk-Blues-Veteran und Koks-Kumpel von Ike Turner 70 Jahre alt, als er im Jahr 2008 die vorliegenden Aufnahmen mit den Sadies, Jon Langford, den Gories und Session-Koordinator Jon Spencer begann. Er kam gerade aus dem Knast und hatte immer noch mit Suchtproblemen zu kämpfen. Inzwischen ist er clean und hat sein Leben wieder in einigermaßen geordnete Bahnen gebracht. Doch selbst wenn man all das nicht wüsste und kein Wort von Williams grimmigen Texten verstünde: Die Stimme des alten Hustlers verrät in jedem Moment, dass er schlechtem Umgang, unseriösen Angeboten, diversen Pülverchen und düsteren Spelunken Zeit seines Lebens stets aufgeschlossen war: Es ist ein einziges Gurgeln, Raspeln und Knurren.

Gleich im ersten Song will er seinen Kumpel Shorty aus dem Knast raushauen, ein Frauenchor macht dazu „Dam Dam Dam Dam“. Doch schon bald zeigt sich, dass der böse alte Mann des R’n’B vor allem daran interessiert ist, ein düsteres Amerika-Bild zu malen: „Without cash you’re trash/ The men are dogs, the women are hogs/ But that ain’t a bad thing … / It’s better than living in Africa.“ Die Sadies spielen dazu gleichermaßen erzcool und beseelt, am schönsten beim Twang-Rocker „One-Eyed Jack“ und dem Stampfer „Bored“.

Ein paar Schunkler zum Ende hin sind nicht ganz so zwingend wie der Rest. Trotzdem: Der Mann beißt immer noch! (Yep Roc/Cargo) Eric Pfeil

Beste Songs: „I Gotta Get Shorty Out Of Jail“, „One-Eyed Jack“

Maike Rosa Vogel

Fünf Minuten

Ironiefreie Liebesprotestlieder, die gar nicht perfekt sein wollen

Maike Rosa Vogel feiert das Unvollkommene. Clevere Arrangements, anschmiegsame Rei-me und allzu klare Melodiebögen gibt es auch auf der dritten Platte der Wahlberlinerin nicht, weil das Lied im Standard zu verschwinden droht und dann sozusagen nicht mehr gehört werden kann. Maike Rosa Vogel schlägt ihre akustische Gitarre ohne Finesse und erzählt singend oder singt erzählend von ihren Gefühlen, Erfahrungen und dem, was sie so denkt.

Maike Rosa Vogel feiert auch die Freiheit. „Ich bin ein Hippie, und ich wollte immer einer sein“, singt sie in einem Lied zu Mundharmonika und Mariachi-Bläsern – das Unorthodoxe, unbedingt Ungebundene ist in den ironiefreien Liebesprotestliedern auf „Fünf Minuten“ ein Thema, jedenfalls scheint es so. Und Maike Rosa Vogel feiert die Schönheit. Weil nichts im Weg steht und alles so mutig direkt ist, sind alle Lieder auf ihrem neuen Album schön. Das von den fünf Minuten ohne Angst oder das von der Formel für den Weltfrieden. Aber es ist auch etwas Bitterkeit im Spiel. In dem Lied über das Gefühl vom Nichtdazugehören in der Schule zum Beispiel oder dem von dem Exfreund.

Es ist wieder dasselbe: Wenn man auf musikalische Zierde verzichten kann, hört man Maike Rosa Vogel gern zu – auch länger als fünf Minuten. (Our Choice/GoodToGo) Jörn Schlüter

Beste Songs: „Weizenfelder“, „Kein Wort ist wahr“

Florian Horwath

Tonight

Folk im Scheinwerferlicht am Ende des Tunnels, augenzwinkernd

Konsequentes Off-Gehämmere fegt durch den U-Bahn-Trakt, Distortion-Geschrammel dröhnt aus dem 15-Watt-Verstärker, Florian Horwarth singt „I Don’t Know What To Do With Myself“ und eröffnet so sein Album „Tonight“ mit einem spontanen Konzert im Kopfkino. Recht hat er, wenn er singt: „Suddenly it makes me feel alright.“

Auch Horwaths drittes Werk besticht durch eine spartanische Instrumentierung, die mal durch ein Cello, Klavier, Xylofon, eben durch liebliches Geläute erweitert wird, sowie kleine gesangliche Fehltritte, die jedoch manchen Songs wie „My Little Boy I’m Sorry“ und „I Can’t Control It“ effektvollen Nachdruck verpassen.

Als leichtfüßig schwermütig könnte man seinen Neo-Folk beschreiben – oder umgekehrt. So ganz klar ist das bei dem Innsbrucker Singer/Songwriter nicht: Zeigt er sich im Titelsong noch humorvoll träumerisch, leidet Horwath in „Please Don’t Go Away“ ungeniert, um in „Come Love The Day“ wieder zu frohlocken. Kontrastreiche Alltagspoesie, die Sentimentalitäten auch mal auf die Schippe nimmt. (Stereo Deluxe) Aurelia Kanetzky

Beste Songs: „I Just Want You To Hold On“, „Tonight“

The Offspring

Days Go By

Die US-Neo-Punk-Überlebenden bleiben sich selbst sehr, sehr treu

Ob sie eigentlich noch Punk seien, fragt jemand The Offspring in einem Videointerview, das man online sehen kann. Die Befragten lachen etwas bitter und wollen nicht recht antworten – keiner hört so eine Frage gern, weil es in ihr um Treue und Verrat geht. Bei The Offspring ergibt sie aber gar keinen Sinn; die Kalifornier waren nie revolutionär und haben auch nicht so getan. Jetzt feiern sie gerade den 20. Geburtstag ihres Durchbruchsalbums „Ignite“, das damals etwas Neues war, weil es zum Grunge jener Jahre passte, aber nicht so trübsinnig war. Damals entwickelte sich die Mainstream-Version des US-Punk-Rock-Revivals – daran haben The Offspring durchaus ihren Anteil.

Das neunte Album, „Days Go By“, ist wie das davor und das davor und das davor, so ist das in dieser Diskografie. „The Future Is Now“ rockt hart und schnell, wie vieles hier. Bei „Secrets From The Underground“ scheint die Band an der oberen Geschwindigkeitsgrenze zu spielen. Der Tiefpunkt ist das alberne „Crusing California (Bumpin‘ In My Truck)“ – ein schlimmes Partylied, selbst wenn es ironisch gemeint ist. Besser gelingt der Titeltrack, ein hymnischer Midtempo-Rock mit fast The-Cult-artigen Gitarrenlinien – da ist es wieder, das wohlige The-Offspring-Gefühl.

Eine Überraschung ist dann doch auf der Platte: Die Band nimmt mit „Dirty Magic“ einen Song von besagtem Album „Ignite“ noch einmal auf. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. (Sony) Jörn Schlüter

Beste Songs: „Secrets From The Underground“, „Days Go By“

Banga

Lyrisches Welttheater: Einmal ans Ende der Zeit und zurück

Sie reist mit Vespucci und Kolumbus in die neue Welt und mit Tarkovski zu den Sternen, schaut mit Neil Young in eine zerstörte Welt und fragt sich, wie das alles wohl enden wird. Knurrige Poeme, sanfte Totenlieder und Traumerzählungen finden auf „Banga“ zum großen Welttheater zusammen.

„Where are you going and are you going anywhere?“, fragt Patti Smith in „Amerigo“, erzählt in einem fast schon schüchtern-zarten Duktus von der Neugier der Entdeckungsreisen. Streicherarrangements und Klavierkadenzen verirren sich in dem Song ebenso wie die Eroberer selbst, die am Ende in einer mit zarten Akkorden hingepinselten Idylle nackt mit den Ureinwohnern im Regen tanzen.

Mit diesem Hunger nach neuen Welten, nach neuen Entdeckungen und der Unersättlichkeit des Zivilisationsbestrebens konfrontiert Smith einen immer wieder auf dieser manchmal lyrisch etwas überfrachtet wirkenden Platte: im meditativen Raumfahrerdrama „Tarkovsky (The Second Stop Is Jupiter)“; im lyrisch-folkloristischen Walzer „Seneca“, durch das kurz „Stairway To Heaven“ zu huschen scheint; im Post-Fukushima-Gebet „Fuji-san“, das sich nach der beschwörenden Anrufung des heiligen Bergs zu einem veritablen Rocker auftürmt; und natürlich im Epos „Constantine’s Dream“ bei dem die Reise in die neue Welt gleichzeitig eine psychedelisch-visionäre Reise voller Traumbilder ist, die im Weltuntergang endet. Trost bietet da dann nur noch die Aneignung von Neil Youngs „After The Goldrush“, in der Patti Smith am post-apokalyptischen Morgen einen Kindergartenchor dirigiert: „Look at mother nature on the run in the 21st century.“

Und während Smith mit gewohnt großem poetischen Furor bis ans Ende der Welt und zurück reist, verabschiedet sie nebenbei die Toten des Jahres 2011 – Amy Winehouse in „This Is The Girl“ und Maria Schneider in „Maria“ -, singt eine Hymne auf Johnny Depp („Nine“), findet Zeit für einen Popsong („April Fool“) und lässt Banga, den Hund von Pontius Pilatus aus Michail Bulgakows „Der Meister und Margarita“, im störrischen Titelsong herrlich heulen und kläffen – die perfekte Imitation stammt von ihrem Sohn Jackson. (Sony) Gunther Reinhardt

Beste Songs: „Banga“, „Amerigo“

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