System Of A Down – Hypnotize

Meist vollziehen System Of A Down in einem Song mehr Stilwechsel als andere in ihrer Karriere. Polka, Trash, Disco – im Krieg des armenischen Quartetts gegen alle Autoritäten war immer alles erlaubt. „Attack“ ist aber mit seinem Slayerwürdigen Geknüppel nicht nur der härteste Eröffnungssong dieser wilden Bandgeschichte, er ist erstaunlich geradeaus (wenn auch bei ca. 8oo km/h).

Für den zweiten Teil ihres Album-Doubles verwenden System Of A Down jene ihrer neuen Songs, die ihre Größe später entfalten. Gab es bei „Mezmerize“ noch Genrewechsel im Sekundentakt, mächtiges Pathos, regelrecht erdrückende Betroffenheit, so folgt nun eine Platte, die kein „Reload“ ist, eher ein „Amnesiac“, „Hypnotize“ ist exakt 50 Prozent der bisher größten Albumsession dieser jungen und doch so wichtigen Band. Und wie sich das gehört, bildet der erhabene, simple Titeltrack das Versatzstück zwischen den Hymnen und den Songs: „Why don’t you ask the kids at Tiananmen Square: Was fashion the reason why they were there?“, fragt seine Strophe, und im Refrain wartet Middleclass-Amerika im Auto: „I’m just sitting in my car and waiting for my girl.“ Es ist dieser Mix aus kalifornischem Politpunk und armenischer Schwermütigkeit, den System in dieser kurioserweise relativ simplen Ballade auf die Spitze treiben.

Die Schwäche der Platte liegt in den Füllern „U-Fig“ und „Lonely Day“. Bizarre Nummern wie das völlig disharmonische Indie-Stückchen „She’s My Heroin“ und das programmatische „Kill Rock ‚N Roll“ setzen die Latte aber auch extrem hoch an. Und „Soldier Side“ wächst abschließend zu einem ihrer besten Songs. Eben gerade, weil er nicht hektisch von Höhepunkt zu Höhepunkt rennt.

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