Tanya Donelly – Whiskey Tango Ghosts

Schlafende Kinder soll man nicht wecken. Das von Tanya Donelly müsste schon bald in die Grundschule kommen, da gehen die Probleme und Elternabende bekanntlich erst los – und natürlich ist das eine billige, sogar ein wenig chauvinistische Rechnung, wenn man hier wieder behauptet, dass einer keine herausfordernde Musik mehr macht, seit er eine kleine Familie hat. Es kann ein Zufall sein, doch Donellys drittes Soloalbum klingt, als ob sie auf jemanden Rücksicht nimmt.

Früher war sie mit Kristin Hersh bei den Throwing Muses, mittlerweile gibt es die zum zweiten Mal. Dann hatte sie die Band Belly. war davor bei der Gründung der Breeders dabei gewesen. Vor allem im Vergleich zu Kim Deal (die jetzt zum zweiten Mal bei den Pixies ist, was für ein Kindergarten) scheint Tanya Donelly unversehrt durch die Jahre geglitten zu sein. Würde man sie auf dem Foto in „Whiskey Tango Ghosts“ nicht trampelig mit der Gitarre auf dem Sofa sitzen sehen, könnte man beim Hören dieser Vogelstimme glauben, sie sei ein kleines Nouvelle-Chanson-Mädchen.

Potenziell betörend wie die Ex-Mazzy Star-Sängerin Hope Sandoval, aber ohne Echohall. Musik direkt vom benachbarten Strohballen oder aus dem Zimmer, wo für die Hochzeit geprobt wird, mit akustischen Gitarren, Klavier, Orgel, fast immer ohne Schlagzeug. Zart, melodisch, im Sitzen und angenehm – man würde Tanya Donelly mit diesem Album wahrscheinlich an sein Ohr lassen, wenn man keinen Menschen sehen will Innerlichkeit und Tiefe werden so wohlklingend vorgetäuscht, dass man es vor allem an den Texten merkt, an der vokabelarmen Privatlyrik, die außer ein paar Holunderblüten wirklich nichts zu sagen weiß.

Mit elektrischer Band wäre das eine Qual geworden. Im akustischen Spielkreis sind Tanya Donellys neue Songs nur ein bisschen langweilig. Platte mit eingebautem Rauchverbot.

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