Texas – Red Book

Man hatte zuletzt ein bißchen Hoffnung geschöpft: Zwar waren die leicht schmuddeligen Gitarren und der gelegentliche 8os-Indie-Rock von „Careful What You Wish For“ genauso opportunistisch wie praktisch alle Musik, die Sharleen Spiteri und Johnny McElhone gemacht haben, und das Schielen nach dem Zeitgeist war unverblümt. Doch konnte man ein paar dieser Lieder nach all dem Hochglanz-Schmock der vorangegangenen Jahre gut leiden.

Jetzt ist der Ofen wieder aus: Spiteri und McElhone haben für „Red Book“ die keimfreiesten, belanglosesten Lieder ihrer Karriere aufgenommen und mischen schlimm konfektionierte Dance-Bassdrums und zischende Oftbeat-Hihats unter beliebige Melodiebögen und hell glitzernde Oberflächen. Und reden bei all dem wie üblich von Stax und klassischem Soul, den man natürlich nirgendwo findet. Immerhin: McElhone sieht sich von Giorgio Moroder inspiriert, das ist ehrlich. Zur Ehrenrettung kann man höchstens das Lied „Sleep“ anführen, weil da Landsmann Paul Buchanan herzgreifend mitsingt. Das ist alles!

Aber was soll das Schimpfen. Texas hatten von Anfang an Kommerz vor, nicht Kunst, wollten die Welt beschallen, nicht die kleine Seele. Und es sind ja harte Zeiten! Durch kommt nur, wer sich klar positioniert. So sind nun endgültig die des Irrtums überführt, die in dem guten, eigenen, innigen Album „WJiite On Blonde“ einst Kunstsinn erspäht hatten und in Spiteri eine der ihren zu erkennen glaubten.

Man soll aber nicht beleidigt sein, sondern Texas endgültig ziehen lassen: ins Lager der Schamlosen, in die Hitparaden, ins große Spiel der wahren Weltmusik. Auf Wiedersehen, Sharleen Spiteri! Auf Wiedersehen, Johnny McElhone!

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