The Alan Parsons Project – Tales Of Mystery And Imagination/I Robot/Eye In The Sky/Vulture Culture

Diese Geschichten dienen vor allem denen, deren Imagination beim Lesen von Poes Nachtmahren nicht ausreicht. Komponist Eric Woolfson hilft der Vorstellungskraft auf mit seinem Arsenal von Vocodern, Streichern, Blasinstrumenten. Geräuschen und Pauken, als ginge es um „Peter und der Wolf“ aus dem Geist des Gothic. Im Film wagte sich nur Roger Corman an den abgründigen Grusel, der ja ganz und gar durch Sprache entsteht. Parsons‘ Projekt ist bloß eine Krücke, allerdings die größte akustische Krücke der Welt-mit Operetten-Kitsch nahm sie die heute grassierenden Musicals vorweg. Der komplette Remix von 1987 und ein putziges Radio-Interview aus der Zeit der Veröffentlichung sind dem Werk hinzugefügt worden. „I Robot“ (1977, 2) formulierte vor 30 Jahren die Fortschritts- und Technik-Kritik, die seit“Brave New World“ und „1984“ intellektuelle Nahrung bekommen hatte. Parsons war dabei viel kindlicher und freundlicher und leider viel weniger klug als Kraftwerk, die Entfremdung und Automatisierung durch Affirmation zum Horror vacui werden ließen. „I Robot“ operiert ungefähr so überzeugend wie Will Smith in seinem Androiden-Film, die Schrecken sind durchaus nur mechanisch musikalischer Natur. Mit einer beliebten Rückwendung zur Bibel beschließen Woolfson und Parsons hier ihren Futurismus, der heute altertümlicher klingt als der Skiffle der Fünfziger.

Die „25th Anniversary Edition“ liegt von „Eye In The Sky“ (2) vor, Parsons‘ populärstem Album. Bekanntlich durfte er als junger Toningenieur an „The Dark Side Of The Moon“ arbeiten, und diese Erfahrung prägte ihn noch umfassender als die meisten Hörer. Woolfsons einerseits orchestrale und pseudo-klassizistische, andererseits synthetisierte Musik übernahm das Hymnische und Triumphale und trivialisierte das einst Mystische zu schwülstigen Radiomelodien – am evidentesten bei „Eye Of The Sky“, dessen künstlich-fluffiges Gebimsel samt Eric Woolfsons verfremdetem Gesang heute bizarr wirken. Aber immerhin: ein Song! Fette Gitarren-Soli kämpfen hier gegen ganze Symphonie-Orchester, Marschtrommeln, Chöre und Schlachtfeldgebläse. „Psychobabble“ ist gar eine Parodie. Humor war selten bei dem Gespann.

Nicht nachgelassen hat das dudelnde Grauen von „Vulture Culture“ (1985, 1,5), im Gegenteil: Es ist um fünf Tracks erweitert worden. Wenn wir damals nach der Schule das Plattencover am Eingang des HiFi-Ladens liegen sahen, schauderte es uns. „Quoth the raven: ,Nevermore.'“

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