The Band – A Musical History

Mit diesem Luxus-Teil wollte sich offenbar jemand ein Denkmal setzen. Robbie Robertson wird zwar nur als Executive Producer dieses Projekts geführt, während Garth Hudson laut Kleingedrucktem die „Production Resources“ beisteuerte und die Rolle des „Archival Producer“ annahm (als die eigentlichen Produzenten werden zwei ganz andere Namen genannt!). Aber Auswahl und Liner Notes – ausschließlich Aufnahmen der Robbie-Robertson-„Band“, keine einzige von diversen Comeback-Platten und keinerlei Hinweise darauf von Rob Bowman, dessen Anmerkungen ein ganzes Buch füllen – machen unmißverständlich klar, daß hier der Ruhm des Chefs das Auswahlprinzip diktierte.

Die erste der fünf CDs dokumentiert die Anfänge als Begleiter von Ronnie Hawkins, die einschlägige Fans sicher von dessen Roulette-CDs kennen. Streng chronologisch geordnet sind dann auch sämtliche folgenden Aufnahmen, die Country-, Honky Tonk-, Blues- und Rock’n‘ Roll-Songs der kurzen Levon & The Hawks-Ara, die mit Bob Dylan live (unveröffentlicht: „Tell Me, Momma“ als ein Mitschnitt aus dem Liverpooler Odeon vom 14. Mai 1966), im Studio und Auszüge der „Basement Tapes“, bei denen sie weithin schon verwechselbar im Sound The Band geworden waren. Dylan lieferte damals noch wichtige Songs, aber im Klang gewannen sie unter ihrem neuen Produzenten bei „Big Pink“ und dem Folgewerk, dem Alten Testament aller Americana, eine eigene und unverwechselbare Identität.

So clever, diese und die anderen Original-CDs kommerziell gesehen nicht überflüssig zu machen, waren die beiden für die Auswahl verantwortlichen Produzenten dieses Box Set dann doch. Keine gibt es in der Ur-Form. Bei „To Kingdom Come“ veröffentlichte man als erstmals aus dem Archiv gehobenen Schatz die Langfassung, „Jemima Surrender“ von „The Band“ in einer Frühfassung, verschiedene Songs von „Stage Fright“ nicht in Studio-, sondern in Mitschnitten aus der Royal Albert Hall von 1971.

Das rock’n’rollende „Yazoo Street Scandal“ oder der „Key To The Highway“-Blues z.B. hätten sich auf „Big Pink“ wie Fremdkörper ausgenommen. Dylans „Long Distance Operator“ wiederum überhaupt nicht. Alle drei tauchen hier in noch mal neueren Takes bzw. Mixes als auf dem „Big Pink“-Remaster auf. Nur wenig Kostproben hingegen von „The Last Waltz“ zum Schluß, aber weil die so fabelhaft gelungen waren: auch „The Weight“ mit den Staples und „Evangeline“ mit Emmylou Harris.

Bebildert ist das alles herrlich. Aber neben den vornehmlich Fakten rapportierenden Liner Notes hätte man bei einer solch ambitionierten Werkschau auch gern ein paar profunde Ausführungen aus berufenen Federn gelesen.

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