The Beatles On Air

Live At The BBC Vol. 2

Kommt nicht so oft vor, dass zwischen dem ersten und dem zweiten Teil einer Reihe 19 Jahre vergehen. Zumal, wenn der erste so erfolgreich war wie „Live At The BBC“ von den Beatles, das sich schon im ersten Jahr acht Millionen Mal verkaufte. Da könnte man fast misstrauisch werden. George Martin hatte seinerzeit persönlich die 58 klanglich und künstlerisch besten Aufnahmen aus den 52 BBC-Auftritten ausgewählt, die die Band zwischen 1962 und 1965 absolvierte. Bootleg-Sammler wussten natürlich, dass das nur die Spitze des Eisberges war. 275 Beatles-Performances von 88 verschiedenen Liedern gingen über den Äther. Ein verdammt großes Repertoire für eine Band zu Beginn ihrer Karriere. Da spürte man noch die harte Reeperbahn-Schule, die die Beatles -wie man auf „Live At The BBC“ erstmals in guter Soundqualität hören konnte – zu fantastischen Performern gemacht hatte (sie sollen laut Biograf Mark Lewisohn insgesamt 918 Stunden in Hamburg auf der Bühne gestanden haben).36 der im Radio-und Fernsehstudio gespielten Songs waren zuvor nie auf einem regulären Beatles-Album erschienen, 30 davon fanden sich auf „Live At The BBC“(das Anfang November übrigens remastered ebenfalls noch einmal erscheint), ein weiterer -das Carl-Perkins-Cover „Lend Me Your Comb“ – wenig später auf der 1995 veröffentlichten „Anthology Vol. 1“. 2012 bat die BBC, die selbst erst in den späten Siebzigern begann, ihre Shows zu archivieren, ihre Hörer, mitgeschnittene Radio-und TV-Shows einzusenden. Daraus entstand „On Air“, ein naturgemäß klanglich unterlegenes Sequel auf zwei CDs bzw. drei LPs, das Überschneidungen in der Songauswahl mit dem Vorgänger so gut es geht vermeidet und mit Stephen Fosters „Beautiful Dreamer“ und Chuck Berrys „I’m Talking To You“ zwei weitere, bisher vom Bootleg-Muffel in der Beatles-Version ungehörte Songs enthält. Zum ersten Mal gibt es zudem BBC-Versionen von „She Loves You“,“I Want To Hold Your Hand“(mit In-die-Hände-klatsch-Overdub) und „And I Love Her“ offiziell zu hören. Die Energie und Spontaneität der frühen Beatles ist auf den Darbietungen der Songs vom Debütalbum wie „Ask Me Why“ und „There’s A Place“ besonders schön nachzuempfinden, Lennon gibt zudem eine schroffe Version von „Money (That’s What I Want)“, die den „With The Beatles“-Track an Intensität noch übertrifft, McCartneys „I’ll Follow The Sun“ gerät live im Studio besonders hübsch.

Neben den insgesamt 40 Songs enthält „On Air“ jede Menge Albereien und Interviews, in denen man noch einmal an Geist, Witz und Unbeschwertheit dieser vier jungen Götter teilhaben kann. McCartney spricht über sein Interesse an elektronischer Musik, Lennon erzählt vom Haus, das er für seine kleine Familie gekauft hat, Starr erinnert sich an härtere Zeiten, in denen die Beatles noch gegen Müdigkeit und Hunger kämpfen mussten, und als Lennon/McCartney laut über ein Musical nachdenken, erklärt Harrison, er würde demnächst mit Ringo den Buckingham Palace anmalen. (Universal)