The Charlatans – Simpatico

Man ist ja immer gnädig mit den Charlatans, weil sie sich immer eben so an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen und sich mit bloßer Nostalgie nicht abfinden wollen. Auch auf dem 2004 erschienenen „Up At The Lake“ war zuviel Aufregung und Dringlichkeit, um Tim Burgess, Marc Collins und den Rest ganz zu den Akten zu legen.

Der gute Wille stammt natürlich auch daher, dass man hier so viel britische Historie wiedererkennt: Madehester, den Gitarren-Dance, die Blues-Psychedelia. Insgesamt den Acker eben, den auch die Kollegen von Primal Scream und den Happy Mondays bestellten. Und dann hört man die Matrix für den Britpop, wie Richard Ashcroft, aber auch Coldplay und Starsailor ihn spielen.

Für das neue Album, „Simpatico“, sind die Charlatans ein Risiko eingegangen. Anstatt ein weiteres Mal im eigenen Big Mushroam Studio aufzunehmen, folgte die Band Stereophonics-Produzent Jim Lowe nach Reading in die Hook End Studios und konzentrierte sich ganz aufs gemeinsame Spiel.

Die Resultate sind mindestens zwiespältig, aber um der alten Verbundenheit willen sollen die guten Momente zuerst erwähnt werden: Mit dem großartigen „Blackened Blue Eyes“ – Piano-Groove, dramatische Streicher, 60s-Psychedelia – gelingt ein fulminanter Auftakt; „Muddy Ground“ beweist wieder einmal die Dance-und Electronica-Sensibilität der Charlatans, die hier freilich konstituierend ist. Und das kurze Instrumental „Sunset & Vine“ hätten auch die Chemical Brothers nicht besser hin bekommen.

Eher nicht gut hingegen ist „Simpatico“, wenn die Charlatans Reggae-Rhythmen und Dub ins Repertoire mischen, was hier leider bei vier bis fünf Liedern der Fall ist. Der Grundton ist dann entspannt und soll wohl die The Clash und womöglich Bob Marley nachempfinden, doch diese Novelle bleibt inhaltsleer, weil das Besondere fehlt und das wüste Drängen und überhaupt jede Berechtigung. Trotzdem sympathisch? Ja, sicher.

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