The Cramps Fiends Of Dope Island

Bei mir sah der erste Cramps-Schreck so aus, dass ich zum New-Wave-Film „Urgh – A Music War“ ins Kino ging und sah, wie Lux Inferior spastisch schlängelnd „Human Fly“ sang, sich am Schluss den Mikrofonkopf komplett in den Mund steckte und alle Geräusche live übertrug, die er tief in der Gurgel beim Vollführen einiger Klimmzüge machte. Besser wurde es nie mehr, leider. Irgendjemand hat mir noch erzählt, er habe sein erstes Heroin von Cramps-Schlagzeuger Nick Knox bekommen, aber das ist eine der langweiligsten Geschichten über die Band, die ich je gehört habe.

Lux Interior ist jetzt 55 Jahre, keineswegs zu alt für einen Musiker, aber zu alt für einen Kasper, der wie ein seniler Onkel mit dem Räuber und dem Krokodil auf den Händen hinter dem Sofa vorlugt, um die Enkel zu erschrecken. „Fiends Of Dope Island“ ist die erste Platte seit „Big Beat Front BadsvUle“ von ’97, neu ist nur der junge Bassist mit dem idiotischen Namen Chopper Franklin.

Sonst das, was immer kommt, mit Voodoo-Pauken, Twang-Gitarre, dem Riff von „Peter Gunn“, Elvis, Sex, ausgestochenen Augen, Dämonen, Motorrädern, ausnahmsweise gelungenen Coverversionen („Taboo“ von Margarita Lecuona!) und Interiors unablässigem Gegröle, mit dem er jede Lücke fällt, in der man seine Anwesenheit vergessen könnte.

Wunderlich, dass solche Rock’n’Roll-Klischees (unverzichtbares Material bei der Gründung der Cramps als Erinnerungs- und Trash-Revue) mit der Zeit immer noch klischeehafter werden, bis die einst cleveren Nutzer nur noch wie eine wütend gegen ihre Niederklassigkeit tobende Tarantino-Soundtrack-Band klingen. Alles, was heute an Chuck Berry scheiße ist, stinkt auch an den Cramps. Werdet erwachsen! Ach, sind sie ja schon.

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