The Cure

Seventeen Second/Faith/Pornography

Universal

Der Nihilismus der wilden Jahre: die drei frühen Alben in sogenannten Deluxe-Editionen - als Doppel-CDs mit Demos, Live-Aufnahmen und Liner Notes (nicht von Robert Smith)

Es war eine verschwommene Zeit Als Robert Smith die Drogen entdeckt hatte, entfernte er sich geschwind von den ungelenken, putzigen Anfängen auf „Three Imaginary Boys“. 1980 trug Smith noch einen lustigen Mecki-Haarschnitt, seine drei Kollegen posierten, muffig dreinblickend, als Angehörige einer Generation ohne Zukunft – was sich, im Fall von The Cure, als zu pessimistisch erweisen sollte.

Für das zweite Album, „Seventeen Seconds“, hatte der Songschreiber Bowies „Low“, Drakes „Five Leaves Left“, Hendrix‘ „Live At The Isle Of Wight“ und Morrisons „Astral Weeks“im Sinn – und keine dieser Platten, die Smith zu einem Hybrid mischen wollte, hört man der Musik an. Immerhin, die Songs gelangen ätherischer, das Gitarrenspiel lyrischer, die Keyboards flirrten manchmal schon schüchtern, ohne sich aufzutürmen wie später auf „Dismtegration“. Aber noch immer dengelten die Stücke über lange Passagen dahin damals hätte man es „monoton“ genannt. The Cure waren Verwandte vonjoy Division, die gerade ans Ende gekommen waren.

Im September 1980 begann die Band mit den Aufnahmen zu „Faith“ (3). Produzent war wieder Mike Hedges; Smith hatte das Studio für zwei Wochen angemietet. „It had started to slow things down“, so umschreibt er heute die Lähmung durch Kokain. Im Februar 1981 war noch immer fast nichts fertig. Monströse, auf nüchterne Weise majestätische Stücke wie der Auftakt „The Holy Hour“ und betäubend redundante Gebilde mit Titeln wie „All Cats Are Grey“, „The Funeral Party“ und „The Drowning Man“ sind eindrucksvolle Statements eher als gelungene Songs. „Nothing meaningful in a depressing way“, informierte der „NME“ laut Booklet. Mann, das war die Zeit Zur Zeit von „Pornography“ (3,5), Anfang 1982, hatte Smith den Glauben an die menschliche Gesellschaft vollends verloren. Zu den Sessions in Surrey wurde Phil Thornalley geladen, sonst waren nur Simon Gallup und Lol Tolhurst zugegen. Das Studio wurde im Zuge allgemeinen Rauschgiftkonsums in merkwürdiger Manier umdekoriert, und Smith beschloß, „die ultimative fuck-off record“ aufzunehmen, „then the Cure could stop“. Das Album wurde das berühmteste der Band. Sein Nihilismus ist absolut, der Sound kalt und kohärent, doch nicht alle Stücke sind so brillant wie „One Hundred Years“ und „Siamese Twins“.

Ein Jahr nach dem dunklen Loch erschien „The Love Cats“, ein übermütiger, schmissig-nostalgischer Song von Robert Smith, den man überall im Radio hören konnte. Smith hatte der Welt „Fuck off!“ zugerufen, jetzt konnte er sie erobern.

Übrigens sind dies, Sie ahnten es schon, keine geeigneten Alben für sogenannte Deluxe-Editionen – aber Smith hat die Demos und Live-Aufnahmen ja selbst angeschleppt.