The Decembensts – The Hazards Of Love

Weil Colin Meloy eine Obsession mit dem alten englischen Folk-Song und dem alten englischen Hardrock hat, hat er ein Konzeptalbum gemacht. „Hazards Of Love“ ist die Geschichte einer Frau namens Margaret, die sich mit ihrem Liebhaber William, einer Waldkönigin, einem mystischen Tier und einem Wüstling herumschlagen muss. Die Platte ist eine Stunde lang, alles geht ineinander über. Es gibt Reprisen, wiederkehrende Motive, Hauptthemen, Nebenhandlungen. Genau verstehen kann und soll man nicht, sondern sich lieber selbst einen Reim auf die Versatzstücke machen. Meloy walzt also eine Leidenschaft aus, die man auch früher in dieser Diskografie hören konnte, zum Beispiel beim dreiteiligen „The Island“ vom letzten Album, „The Crane Wife“.

Die Entscheidung zum abendfüllenden Konzept geht bei Meloy einher mit der eingangs genannten musikalischen Pointierung. „The Hazards Of Love“ ist musikalisch wesentlich eindimensionaler als sein Vorgänger. Meloy, ein Melancholiker mit Anzug und Hut, beschränkt sich auf wenige Harmonien – die Folk-Akkorde und Hardrock-Riffs sind wirklich in der Schnittmenge zwischen (zum Beispiel) Fairport Convention und (einer sehr milden Version, von) Black Sabbath aufgestellt. Man muss bis zum sechsten Lied warten, dann kommen endlich Walzertakt, Banjo, Akkordeon und jene Bürgerkriegsmelodik, die man an den Decemberists so schätzt. Das Lied heißt „Isn’t It A Lovely Night“, Meloy singt es mit Becky Stark von Lavender Diamond, die mit ihrer zerbrechlich zitternden Stimme die Hauptperson verkörpert. Auch Shara Worden von My Brightest Diamond ist dabei, sie gibt mit dunkel herrischer Stimme die Waldkönigin. Zum Beispiel bei dem stampfenden Hard-Rock-Monster „The Wanting Comes In Waves / Repaid“.

Es ist viel Schönes auf dieser Platte, weil Meloy immer etwas einfällt und weil Tucker Martine wiederum gut und klar und voluminös produziert hat. Aber etwas befremdlich ist der Ausfallschritt des Musterknaben Meloy schon. Weil die ganz beeindruckenden Songs und die herausragenden Melodien fehlen. Eben die hatten „The Crane Wife“zu einer fabelhaften Platte gemacht und die Decemberists an die große Glocke gehängt. Meloy selbst lässt fast entschuldigend kundtun, dass diese Platte unbedingt raus musste, damit er wieder frei denken könne.

Geht in Ordnung.

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