The Duke Spirit

Cuts Across The Land

Englands beste neue Band bannt auf ihrer Debüt-LP dräuende Dramatik

Sie sind nicht Maximo Party, Kaiser Park oder Bloc Chiefs, sie verachten Cleverness, Tüftelei und Mediokrität, ihre Musik ist eher manisch als manierlich, ihre Melodien meucheln hinterrücks, ihre Akkorde sind Rauschmittel aus einem lange vergessenen Alchimisten-Almanach, ihre Lyrik ist psychotisch, ihre Gitarren giften und drohen, ihre Drums donnern, sie zaubern Feedback-Blues und zelebrieren Rock noir. Sie sind The Duke Spirit.

Seit zwei Jahren schon verwöhnt das Quartett die wachsende Fangemeinde mit einer Serie fantastischer Singles, wundersamen Songs in stilvollem Sleeve-Design, dessen düstere Holzschnitt-Motive aus dem 18. Jahrhundert die verwegene Mystik der Musik kongenial ergänzt. 16 Tracks erschienen so bereits, vorbei am schwerfälligen, statischen Album-Markt. Noch immer ein Nachweis von Klasse. Bands, die per Album debütieren, taugen nichts.

Was freilich die Gewissensfrage aufwirft, inwieweit die bereits veröffentlichten Cuts zu schäbiger Zweitverwertung herangezogen werden, wenn die erste LP bestückt werden soll. Vorbild wären Roxy Music, deren Album-Debüt nur exklusives Material bot. Den fleddernden Gegenentwurf lieferten die Sex Pistols, die ihren Fans zynisch ein um wenige neue Tracks erweitertes Hitpaket hinwarfen. Bollocks! The Duke Spirit wählten, wohl auf Druck ihres Labels, den etwas undankbaren Mittelweg: Vier der zwölf Tracks sind von Singles bekannt, die beiden ihrer ersten 45 auf dem City Rockers Label wurden völlig neu aufgenommen, im selben Malstrom-Verfahren der Produzenten Flood und Simon Raymonde (Ex-Cocteau Twins), das auf Wucht und Dichte setzt, die frühen Siouxsie & The Banshees evozierend.

Wobei Sängerin Liela Moss weder über die stimmliche Kälte noch die gesangliche Schärfe verfügt, mittels derer Ms. Sioux einst Tränen in Eis verwandelte. Liela Moss liebt das Innuendo, die Verführung, die Gefahr. „I know my bedroom rules are loose“, lockt sie in „Red Weather“, nur um sich im letzten Moment zu entziehen wie eine dämonische Elfe: „Girls tie their hair back so that you can’t grab them from the woods.“ Pochender Punk, dunkle Pastoralen, eine wilde Harmonika, weißes Sax, schwarzer Sex. „Play it loud ok!!“, rät die Band. Sound advice.