The Ettes – Do You Want Power

Bands wie The Ettes werden von einem Teil des Rock liebenden Publikums wie eine Art Fetisch verehrt: Weil man tatsächlich glauben könnte, dass in diesen zärtlich hingerotzten Songs die Essenz des Rock’n’Roll versteckt ist, und trotzdem gibt es so etwas wie einen süffigen Pop-Appeal. Auch das dritte Album des Girl-Girl-Boy-Trios untermauert die These. Selbst wenn sich The Ettes diesmal abgewandt haben von Liam Watsons Londoner Toe Rag Studios, wo die beiden Vorgänger entstanden. „Die Platte hört sich an, als ob man uns in ein kleines, gruseliges Häuschen in Nashville gesperrt hätte, wo wir sehr viel Stones und Love gehört haben. Und das ist bestimmt keine üble Sache, das klingt nach unserem Leben“, behauptet die Schlagzeugerin Poni Silver. Und tatsächlich sind The Ettes inzwischen von Los Angeles nach Nashville gezogen. „Do You Want. Power“ entstand dort in rekordverdächtigen fünf Tagen unter der Regie von Greg Cartwright. Trash-Afficionados kennen den Mann als Greg Oblivion von den Oblivions, oder als Produzenten von Jay Reatard und den Detroit Cobras.

Während sich die Vorgänger noch gerne im ruppigen Garagen-Sound präsentierten, gibt es nun erstaunlich viel Abwechslung: „I Can Be Your Lover (But I Can’t Be Your Baby)“ ist feinster Sixties-Girl-Pop, hinter dem eine ausgesprochen selbstbewusste weibliche Haltung steckt. „Take It With You“ ist von einem ähnlichen Kaliber und vermutlich der eingängigste Song des Albums. Der Gesang von Gitarristin Coco Harnes ist hier ganz nah dran an der Stimme der Bangles-Sängerin Susanna Hoffs. „Love Lies Bleeding“ besitzt dann diese schläfrige Mischung aus Psychedelic und wüstentrocknem Folk, die man auch an Mazzy Star und Hope Sandoval schätzt.

Auch „Modern Game“ und das hauchzarte „Keep Me In Flowers“ klingen, als hätten The Ettes ihre Stücke für eine andere Zeit geschrieben, etwa für die Zeitspanne zwischen den Sommern von ’66 und ’67. Doch diese Retro-Haltung ändert nichts an der durchweg hohen Qualität der Musik. „The New Cramps“, schrieben die Kollegen vom amerikanischen Rolling Stone anlässlich eines früheren Albums – das kann man so heute nicht mehr stehen lassen. So ein Etikett ist einfach zu plump für eine elegant krachende Band wie The Ettes.

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