The Feelies – Crazy Rhythms/The Good Earth

Das Debüt der New Yorker – edel verpackt, immer noch einzigartig Es sind ein paar seltsame Vögel, die einen da vom Cover aus angucken: Streber mit zu großen Brillen, zu engen Pullundern und unmöglichen Frisuren. Das dominante Himmelblau drückt die Band fast aus dem Bild. Bestimmt waren die Vier stets die Letzten beim Aufstellen der Mannschaften im Sport und absolut chancenlos beim Buhlen um die Schulschönheiten. Ihr einziger Rückzugspunkt war eine schallisolierte Garage in Haledon, New Jersey, vielleicht verziert mit ein paar Nouvelle-Vague-Filmplakaten. Hier wurden The Outkids (sie!) 1978 zu The Feelies. Das Debütalbum „Crazy Rhythms“ ließ allerdings noch bis 1980 auf sich warten. Da hatte die New Yorker „Village Voice“ das Quartett schon längst zur „Best Underground Band in New York“ gekürt.

Was die Feelies so besonders macht, zeigt gleich der erste Track, „The Boy With The Perpetual Nervousness“: Es dauert über eine Minute, bis sich aus dem Nichts ein seltsamer, eigenwillig hypnotischer Beat entwickelt. Anton Fier, der nach dem Debüt zu den Lounge Lizards wechselte (später war er Sidekick von Avantgardisten wie Bill Laswell und John Zorn), trommelt, als wolle er einen Eingeborenenstamm beschwören, dazu klacken kleine Percussions-Instrumente, doch nie gibt es eine Annäherung an Funk oder gar Disco. Diese Musik ist durch und durch weiß, das unterstreicht auch die atemlose Version des Beatles-Klassikers „Everybody’s Got Something To Hide (Except Me And My Monkey)“. Das alles klingt weder lässig noch cool, was sicher auch gewollt ist – es war die Zeit des Post-Punk, erigierte Gitarren waren das Allerletzte.

Fast genauso wichtig für den Sound des Albums sind deshalb die fast unverstärkten Gitarren, die mit einer unglaublichen Inbrunst geschlagen und gedroschen werden. So rasend schnell, als würde jemand alles rauslassen, alle Hemmungen einfach so wegkicken. Aber eben eher im Sinne von Steve Reich als im Geist der MC5. Neben der ersten Single „Fa Ce-La“ und dem tollen „Loveless Love“ ist das druckvolle „Moscow Nights“ sicherlich einer der besten Songs des Albums. Das ist nahe am frühen Jonathan Richman und damit auch nahe dran an dessen Idolen The Velvet Underground.

„The Good Earth“ (3,5), das zweite Album der Feelies, erschien erst sechs Jahre später, von der Original-Besetzung waren nur noch Mercer und Million übrig, mit ein paar Kumpels aus New Jersey und einem zweiten Percussionisten war die Band zum Quintett geworden. Peter Bück hat das Werk produziert, und ein wenig klingt es auch so. Ein Hauch von Westcoast-Psychedelic scheint durch „The Good Earth „zu wehen, die Musik wirkt deutlich organischer.

Beide Alben waren lange nicht erhältlich und kommen nun in edler Verpackung und mit Bonustracks in den Handel. Vor allem „Crazy Rhythms“ klingt noch heute wie nichts anderes.

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