The Go-Betweens – Spring Hill Fair: Die drei ersten Alben der Band, jetzt mit zusätzlichem Material :: CLEARSPOT/EFA

Auf der CD-Hülle klebt ein Zitat aus dem „“New Musical Express“: „“A dream of what a pop band should be.“ Warum nicht. Keine Band ist den Weg zum perfekten Pop wohl so konsequent und stetig gegangen wie die Go-Betweens auf ihren sechs Alben in den 80er Jahren (das 2000er Comeback „Friend Of Rachel Worth“ ist ebenfalls brillant, aber naturgemäß eine Variation). Vom unbehauenen „“Send Me A Lullaby“ von 1981 zum pastellfarbenen Akustik-Pop vom 88er „16 Lovers Lane“. Und immer (außer beim Debüt) gilt die Formel: zehn Songs, fünf Mal scharfsinnig-fiebriger Forster, fünf mal bauschig-impressionistisch McLennan. So sehr man diese Reduktion auf das Wesentliche (also: Beste) begrüßen mag, so sehr vermutete man doch, dass dabei einige Songperlen unter den Tisch gefallen sind.

Diese Vermutung wird zur Gewissheit, wenn man die Wiederveröffentlichungen der ersten drei Go-Betweens-Alben mit jeweils einer Bonus-Disc mit Outtakes, Singles und Video hört. Doch vor allem kommt man zur Erkenntnis, dass die Arbeitsweise von Forster und McLennan ebenso ökonomisch und treffsicher war wie ihre Alben. Vor allem aber geben die zusätzlichen Songs Aufschluss über die bandinterne Dynamik.

Die schönsten Bonus-Tracks finden sich auf der Bonus-CD zu „“Send Me A Lullaby“. Sie weisen teilweise bereits über das noch etwas ungelenke Album hinaus, lassen die späteren Großtaten schon erahnen. Hier gibt’s die erste Go-Betweens-Single beim Postcard-Label: „“I Need Two Hands“ (die frühen Able-Lable-Singles hört man auf dem vor zwei Jahren veröffentlichten „“’78 Till ’79: „The Lost Album“) und eine Kooperation mit Birthday Party: den Forster/McLennan-Song „“After The Fireworks“, gesungen von Nick Cave. 3,5

Dass der Quantensprung zum brillanten, bassgetriebenen, ebenfalls noch in Dreier-Besetzung eingespielten „“Before Hollywood“ nicht völlig unvermittelt kam, zeigen die beigegebenen Vorstudien. Es war vor allem die erweckte Pop-Sensibilität von Grant McLennan, die für straightere Kompositionen, den Schlüsselsong „Cattle And Cane“ und eine Forstersche Schreibblockade sorgte, die man auf dem fertigen Album aber nicht mal mehr erahnen kann. So finden sich als Zugabe nur McLennan-KompositJonen und Forsters nach „“Before Hollywood“ entstandene Single „“Man O’Sand To Girl O’Sea.“ Damit übernahm dieser wieder die Pop-Hoheit. 5,0 „

„Spring Hill Fahr“ ist dann auch vor allem ein Forster-Album. „Draining The Pool For You“, „You’ve Never Lived“ und vor allem „“Part Company“ sind vielleicht das Beste, was diese wundervolle Band bis heute eingespielt hat. „“That’s her handwriting/ That’s the way she writes.“ Mit dem neuen Bassisten Robert Vickers wechselte Grant McLennan zur Leadgitarre. Die nun klassische Viererbesetzung veränderte Sound und Kräfteverhältnisse innerhalb der Band. Ein nervöses Ubergangsalburn, bei dem die Go-Betweens gegen alle Regeln verstoßen. Sie spielen verschwenderisch mit Melodien – aber vor allem gegen sie. Dazu gibt’s Kostbarkeiten wie Forsters „“The Power That I Have“ und „“Sweet-Tasting Hours“ (ein Duett mit Lindy Morrison) sowie Grant McLennans exzellentes „Attraction“. 5,0

Jedes Album mit schönen Linernotes, jeweils von einem anderen Autoren (das Beiheftchen der letzten Wiederveröffentlichung mit Pressekommentaren und Statements der Band fehlt dieses Mal leider). Und das ist konsequent, denn Go-Betweens-Platten sind Herzensangelegenheiten. Wie bei kaum einer anderen Band hat hier jedes Album seine eigene kleine Fangemeinde. Die einen halten das spröde „Before Hollywood“ für das Meisterstück, andere schwören auf das schwelgerische 86er „“Liberty Belle And The Black Diamond Express“, viel zu wenige auf das zerrissene „Spring Hill Fair“. Auch das herzwärmende Comeback „“Friends Of Rachel Worth“ hat seine Freunde.

Nun warten wir auf das neue Go-Betweens-Album, das im Februar erscheinen solL Es gibt Anzeichen für eine neue Lieblingsplatte. Bei dieser Band bestimmt.

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