The Green Apple Sea :: Northern Sky – Southern Sky

von Maik Brüggemeyer

Eine Reise durch Argentinien und tragische Nachrichten aus der Heimat inspirierten die neuen Songs von The Green Apple Sea. „Northern Sky – Southern Sky“ ist durchzogen von Sehnsucht und Heimweh, Trauer und Isolation, schlaflosen Nächten und goldenen Sonnenaufgängen. Harter Stoff, den Songwriter Stefan Prange in sich anschleichende Melodien, luftige countryfizierte Folkpop-Arrangements und süße Harmonien verpackt. Sollte zwischen „Ocean Beach“ von den Red House Painters und „Friends“ von den Beach Boys stehen. Dieser zweigeteilte Himmel spiegelt sich in einem tiefen stillen Ozean. (kf)

Akustische Gitarre, „Uuuuoooh“-Säuselchöre, schleppender Beat, tänzelnder Bass – erst als Ade Blackburns quengelige Stimme einsetzt, glaubt man, was auf dem Cover steht: Das ist tatsächlich das neue Clinic-Album. Doch statt eines schrägen, hysterisch treibenden B-Movie-Soundtracks gibt es dieses Mal Traumlandschaften aus sublimen Melodien, Tindersticks-Pop, Richard-Hawley-Schmelz mit Streichern, Cembalo und Dulcimer. Es ist ein bisschen wie David Lynchs „Straight Story“ schauen – man wartet auf den erlösenden Wahnsinn (der nicht kommt). Eine unheimlichere Platte hat man in diesem Jahr noch nicht gehört. (domino/Goodtogo)

Auch die Walkmen suchten nach einem neuen Sound, fanden ihn aber nicht gleich. So könnten einige Stücke in der ersten Hälfte von „Lisbon“ als Outtakes früherer Werke durchgehen. Wuchtige Gitarren, die plötzlich wegbrechen, minimalistisches Schlagzeug und Hamilton Leithausers schnoddrig-dylaneskes Organ – alles wieder da. Doch dann wechseln die Walkmen von der Garage ins Ballhaus, spicken ihre verführerischen Schieber mit 50s-Referenzen – dem Drama von Roy Orbison, den Harmonien der Four Freshmen, dem Rhythmus der Tennessee Three, dem Sentiment von Frank Sinatra. Ab und zu bricht eine Gitarre aus. Klingt, wie wenn das Sun Studio in der Einflugschneise eines Flughafens gestanden hätte. (Bella Union/Cooperative)

Volker Bertelmann alias Hauschka ist mittlerweile als Konzertpianist erfolgreich in der ganzen Welt unterwegs. Auf seinen Alben rückte er sein präpariertes Klavier bisher oft in die Nähe elektronischer Musik. Nun hat er Stücke komponiert, bei denen sein Instrument (fast) keine Rolle spielt. Mit zwölf Musikern des Magik Magik Orchestra nahm er diese atmende Kammermusik für Streicher und Bläser (und Tischtennisbälle) in San Francisco auf. Erinnert entfernt an Moondogs kammermusikalische Arbeiten. (Fat cat/Rough Trade)

Vor drei Jahren versuchte sich die junge Lyrikern Lydia Daher am Pop-Song und offenbarte sich mit ihren home recordings als eine der originellsten Stimme der deutschsprachigen Popmusik der letzten Jahre. Auf ihrem zweiten Album näselt sich diese Stimme durch keck geschneiderte Liebeslyrik und Stimmungsbilder. Nur die Musik dazu ist leider von der Stange. (Trikont)

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