The Jezabels :: Prisoner

Natürlich stehen The Jezabels auf der „NME“-Liste der 100 neuen Bands, die man 2012 hören muss. Und auch der „Trierische Volksfreund“ hat schon vom „Geheimtipp vom anderen Ende der Welt“ gehört, empfiehlt seinen Lesern deren „Jazz-Blues-Soul-Mix“.

Das mit dem Jazz, Blues und Soul ist selbstverständlich Blödsinn. Auch wenn sich die Band aus Sydney darum bemüht, stilistisch weit auszuholen. Tatsächlich kann man viel aus „Prisoner“ heraushören. Dass die Keyboarderin Heather Shannon klassisch ausgebildet wurde, womöglich in der vielschichtigen Architektur von „Rosebud“ oder „Deep Wide Ocean“. Dass Nik Kaloper früher in Metalbands trommelte, daran, dass er immer wieder heftig aufstampfend durch „Endless Summer“ oder „Horsehead“ tobt. Und ihren Hang zur Theatralik könnte sich Sängerin Hayley Mary beim Literaturstudium angeeignet haben.

Die Songs auf „Prisoner“ vertonen die Dramen des Lebens mit Verve, immer wieder schieben sich – begleitet von ungeraden Rhythmen – Synthesizer, Gitarren und Hayleys Marys Stimme übereinander. Stücke wie das stillstehende, atmosphärische Instrumental „Austerlitz“ oder das zurückhaltend-düstere „Piece Of Mind“ erweisen sich als Ausnahmen auf der Platte. Manchmal verwechseln The Jezabels aber Aufdringlichkeit mit Dringlichkeit. Wenn sie „Nobody Nowhere“ mit dumpfen Glocken einläuten, wenn Sam Lockwood wieder und wieder Delayeffekte auf seiner Gitarre vorführt, wenn Hayley Mary Freddie Mercury spielt. Aber um dieses Album zu mögen, muss man sowieso das Opulente, das Epische lieben, muss auch Ausflüge des Powerpop in den Mainstream („Long Highway“) aushalten können. Eine Vorliebe für Jazz, Blues und Soul ist allerdings nicht Voraussetzung. (

Beste Songs: „Deep Wide Ocean“, „Horsehead“

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