The Lights From The Chemical Plant :: Der Songwriter aus Nashville ist am besten, wenn er etwas wagt

Welcher junge Songwriter wäre nicht schon gern im besten Alter, um neue Songs aus der eigenen Legende zu speisen und nicht ständig an der Patina anderer kratzen zu müssen? Robert Ellis covert mit 25 Paul Simons Klassiker „Still Crazy After All These Years“, eine durchaus gelungene Verneigung vor dem kleinen großen New Yorker Stadtneurotiker. Und hat sich damit dennoch keinen Gefallen getan. Zu gewollt wirkt seine Ironie, zu anbiedernd seine Selbstreflexion.

Der „TV Song“ ist eine im Randy-Newman-Format angelegte Satire, die jedoch im seichten Country-Fahrwasser versackt. Besser gerät „Chemical Plant“ mit majestätisch aufgezäumtem Refrain und clever arrangierten Gitarren. Könnte auch von Ryan Adams, circa „Love Is Hell“, stammen. Das wundervolle „Steady As The Rising Sun“ schrieb Ellis mit Taylor Goldsmith, der dem Stück etwas vom wehmütig-glorifizierten Westcoast-Sound seiner Band Dawes einhaucht. „Bottle Of Wine“ erstickt in Trinkerklischees: „A bottle of wine and a bag of cocaine/You’re on my mind as I drive home in the rain/I’m reminded again of some familiar yesterday/Cheers to old times „, jammert Ellis zu ramponiertem Saloon-Piano und schmalzigem Saxofon.

Nichtsdestotrotz zeigt „The Lights From The Chemical Plant“ vor allem Ellis‘ Talente. Manche Stücke brechen in freie Improvisationen aus, belehnen Jazz und die psychedelische Rockmusik der Sechziger, andere fließen von Bluegrass in Bossa Nova oder umgekehrt. Dazu spielt Ellis fantastisch Gitarre und singt manchmal so traurig, dass man ihm auch die erfundenste Erinnerung abnimmt. (New West/Ada/Warner) MAX GÖSCHE

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