The Mountain Goats – We Shall All Be Healed

Schon das letzte Album „Tallahassee“ klang für Mountain Goats-Verhältnisse einigermaßen opulent. Kein Tape-Rauschen, keine Übersteuerungen, keine LoFi-Koketterie mehr. Aber Skurrilitäten gab’s trotzdem reichlich, und auch auf “ We Shall All Be Healed“ findet John Darnielle wieder durch ihren ungewöhnlichen Blickwinkel besonders scharfe Bilder. Der neue Songzyklus lässt sich als verzerrtes Sittengemälde in Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs lesen, dem der Traum einer besseren Zukunft innewohnt: „And I dreamt of a factory/ Where they manufactured what I needed/ Using shiny new machines/ And the headstones climbed up the Hills.“ Im zweiten Teil das Albums werden die Folgen dessen deutlich, was wir mal Fortschritt nannten, des Windes, der uns aus dem Paradies trieb. Die Gitarre treibt diese Songs, die allesamt von Freunden Darnielles handeln, so marschierend voran, dass man Protest spürt, ohne dass er formuliert werden müsste. Wenn es elaborierter wird, klingt Darnielle – wie beispielsweise beim Eröffnungsstück „Slow West Vultures“ -, als stehe Mike Scott den Tindersticks vor. „All Up The Seething Coast“ hat er mit einem Taperekorder in freier Natur aufgenommen – man hört die Vögel im Hintergrund zwitschern. „Carry an apple in my pocket/ I write reminders on my skin/Clip meaningless pictures from old magazines/ I tape them to the walls/ It’s a bad place I’m in.“ Da ist ihm ein ganz grandioses Werk gelungen – mit dem verbotenen Apfel in der Tasche.

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